Ausstellung „Im Totaleinsatz. Zwangsarbeit der tschechischen Bevölkerung für das Dritte Reich mit Erweiterung um Zwangsarbeit auf österreichischem Gebiet“

Während des Zweiten Weltkriegs wurden auch mehr als 400 000 Tschechinnen und Tschechen im Ausland eingesetzt. Die Ausstellung ist in der Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte der Universität Wien (Spitalgasse 2-4, Campus der Universität Wien, Hof 1, Stiege 12) zu sehen.
Wann

10.10.2018 16:00 bis 15.03.2019 17:00 (CET / UTC200)

Wo

wien

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Die deutschsprachige Version der Wanderausstellung „Im Totaleinsatz“ entstand in einer Zusammenarbeit des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds, des Dokumentationszentrums NS-Zwangsarbeit und des Vereins „Živá paměť“ („Lebendige Erinnerung“).

Die neuen Ausstellungstafeln zur Zwangsarbeit auf österreichischem Gebiet hat „Živá paměť“ („Lebendige Erinnerung“) in Kooperation mit dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds mit finanzieller Unterstützung des Zukunftsfonds der Republik Österreich vorbereitet. Die Wiener Ausstellung wurde um zahlreiche Dokumente und Fotografien ergänzt, die sich auf die Zwangsarbeit auf dem Gebiet des heutigen Österreich beziehen. Der größte Teil davon stammt aus dem Privatbesitz ehemaliger Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen und wurde bislang nicht publiziert. An der Präsentation der Ausstellung in Wien waren zudem organisatorisch die Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte der Universität Wien und das Tschechische Zentrum Wien beteiligt.

 

Einführungstext der Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte der Universität Wien


Als das Nürnberger Tribunal den Generalbevollmächtigten für Arbeitseinsatz Fritz Sauckel als „größten und grausamsten Sklavenhalter seit den Pharaonen“ bezeichnete, handelte es sich nicht um eine dramatische Übertreibung. Während des Nationalsozialismus wurde die Zwangsarbeit zum Massenphänomen, welches das Leben von Millionen von Menschen im besetzten Europa bestimmte.

Für die deutsche Kriegswirtschaft wurden sowohl zivile Arbeitskräfte, als auch Kriegsgefangene und Gefangene der Judenghettos, der Internierungslager für Roma, der Konzentrationslager und anderer Gefängnisanstalten nutzbringend ausgenutzt. Die Behandlung der zivilen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter hing von zeitlichen und örtlichen Faktoren, aber auch von ihrer Stellung in der unübersichtlichen Nazihierarchie von „Rassen“ und Völkern ab. Der härtesten Behandlung waren die Arbeiterinnen und Arbeiter aus der Sowjetunion (Ostarbeiter) und die polnischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter ausgesetzt; Arbeiterinnen und Arbeiter aus den westeuropäischen Staaten hatten etwas erträglichere Arbeits- und Lebensbedingungen.

Während des Zweiten Weltkriegs wurden auch mehr als 400 000 Tschechinnen und Tschechen im Ausland eingesetzt. Seit 1942 wurden ganze Jahrgänge junger Menschen aus dem damaligen Protektorat Böhmen und Mähren deportiert. Der Zwangseinsatz wurde zur Erfahrung einer ganzen Generation, die bis heute das kollektive Gedächtnis eines bedeutenden Teils der tschechischen Gesellschaft beeinflusst. Als Slawen teilten die tschechischen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter das Schicksal der anderen „rassisch minderwertigen“, konnten sich jedoch als Angehörige des Protektorats „unter dem Schutz des Reiches“ in mancherlei Hinsicht mit den westeuropäischen Arbeiterinnen und Arbeitern vergleichen. Ihre Stellung und Behandlung war somit veränderlich.

Die Ausstellung widmet sich der Vielfalt der Schicksale der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, dem Andenken derer, die nie wieder nach Hause zurückkehrten, und dem langen Weg der Überlebenden zu moralischer und finanzieller Genugtuung. Nach mehreren Präsentationen in Deutschland wird die Ausstellung zum ersten Mal auch in Österreich gezeigt. Im Rahmen der Wiener Präsentation wurde sie um eine Reihe von Dokumenten und Fotografien erweitert, die spezifisch Zwangsarbeit im heutigen Österreich betreffen. Die Mehrzahl stammt aus dem persönlichen Besitz der damaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter und wurde bisher nicht veröffentlicht.

 

Links

Ausstellung „Im Totaleinsatz" auf der Website der Fachbereichsbibliothek Zeitgeschichte: - Link