Wiedersehen und Austausch: „ZeitzeugInnen-Café“ und Webinar zu Online-ZeitzeugInnengesprächen im Oktober 2021

Durch die Covid-19-Pandemie konnte und kann unser ZeitzeugInnen-Programm derzeit nicht in gewohnter Weise umgesetzt werden. So fand das letzte reguläre „ZeitzeugInnen-Seminar“ von ERINNERN:AT im März 2019 statt. Ersatzweise haben wir dieses Jahr die Begegnung der ZeitzeugInnen untereinander in kleinem Rahmen eines „ZeitzeugInnen-Cafés“ ermöglicht. Im Mittelpunkt standen die persönlichen Erfahrungen der letzten Monate und auch Wünsche für die zukünftige Gestaltung des ZeitzeugInnen-Programms. Darüber hinaus organisierte ERINNERN:AT ein Webinar für Lehrkräfte zu Online-ZeitzeugInnengesprächen. Gemeinsam mit den Teilnehmenden wurde erörtert, wie trotz der räumlichen Distanz ein guter Dialog ermöglicht werden kann und was bei der Gestaltung und Organisation von Online-ZeitzeugInnengesprächen berücksichtigt werden sollte.

Nach langer Zeit, in denen sich ZeitzeugInnen untereinander sowie mit dem Begleitteam von ERINNERN:AT nur auf Distanz austauschen konnten, ermöglichte das erstmals stattfindende „ZeitzeugInnen-Café“ das persönliche Wiedersehen und den gemeinsamen Austausch in kleinem geschütztem Rahmen. Die ZeitzeugInnen des Programms wurden im Oktober 2021 in gemütlicher Atmosphäre in einem Wiener Café willkommen geheißen – von Dr. Markus Benesch Kabinettchef von Bundesminister Univ.-Prof. Dr. Heinz Faßmann, MinRin Mag.a Martina Maschke und MinR Mag. Manfred Wirtitsch, Obleute von ERINNERN:AT, sowie vom Begleitteam des ZeitzeugInnen-Programms und MitarbeiterInnen von ERINNERN:AT.

Manfred Wirtitsch für den Vorstand von ERINNERN:AT: „Erzählungen von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen sind für Schülerinnen und Schüler für ihr Lernen über die Vergangenheit von unschätzbarem Wert. Die Einladung zu einem Zeitzeugen-Café hat den betagten Menschen Gelegenheit gegeben, die Distanz, die durch Corona zwischen ihnen und den Schulen entstanden ist, für wenige Stunden hinter sich zu lassen.“


Martina Maschke, Markus Benesch und Maria Ecker-Angerer im Gespräch mit dem Zeitzeugen Lutz Popper.


Die Lage im Oktober stimmte noch positiv. Die Schulen standen auf Risikostufe 2 und die meisten ZeitzeugInnen bekundeten, dass sie, wenn möglich, gerne Schulbesuche machen möchten. Alternativ würden einige aber auch dem Online-Setting, welches im Sommersemester 2021 mit einzelnen ZeitzeugInnen bereits erfolgreich erprobt wurde, offen gegenüberstehen. Es bestand und besteht weiterhin Einigkeit darüber, dass die persönliche Begegnung die bevorzugte Form bleiben muss, dass aber ein Gespräch über Video-Kommunikation, ebenfalls Potentiale birgt, z.B. auch wenn es um geographisch weitere Distanzen und Mobilität bei zunehmendem Alter geht.

Die Zeitzeugin Katja Sturm-Schnabl dazu: „Das Online-Gespräch ist natürlich eine Notlösung, es hat sich aber letzten Endes bewährt. Es war insofern gut, weil man sehr viel schaffen konnte: ein Gespräch in Graz, eines in Vorarlberg – man konnte geographisch viel unterbringen. Die persönliche Begegnung kann aber dadurch nicht ersetzt werden.“ Seit vielen Jahren ist Katja Sturm-Schnabl im Programm aktiv, vor der Covid-19-Pandemie besuchte sie monatlich drei bis vier Schulen in ganz Österreich.


Das nächste ZeitzeugInnen-Seminar ist für den 3. und 4. April 2022 in Wien geplant. Lehrkräfte aus ganz Österreich lernen die ZeitzeugInnen des Programms persönlich kennen und bearbeiten pädagogische Fragestellungen rund um die Einbindung von Begegnungen zwischen ZeitzeugInnen und SchülerInnen im Unterricht.

Webinar zu Online-ZeitzeugInnengesprächen: Erfahrungsaustausch und Weiterentwicklung

Chancen und Grenzen der Gestaltung von Online-ZeitzeugInnengesprächen waren schließlich auch Thema eines Zoom-Workshops mit Lehrkräften von Maria Ecker-Angerer, Julia Demmer und Gert Dressel am Tag nach dem „ZeitzeugInnen-Café“. Rund 20 Lehrkräfte beteiligten sich als TeilnehmerInnen und Katja Sturm-Schnabl, Maria Ecker-Angerer, als bisheriger Leiterin des ZeitzeugInnen-Programms, Sarah Angsess vom Begleitteam sowie Alexandra Lux, eine mit dem Online-Format bereits erfahrene Gymnasiallehrerin, wurden zu einem Online-Podiumsgespräch eingeladen. 

Diskutiert wurde, dass sich allgemeine Erfahrungen und Empfehlungen zur Online-Kommunikation auch auf das Format der Online-Schulgespräche anwenden lassen, wie z.B. die Bedeutung klarer Gestik und Mimik, das Signalisieren von Aufmerksamkeit, Möglichkeiten kurz in Distanz zu gehen, wenn es zu bewegend wird (z.B. etwas vom Bildschirm wegrücken) oder auch kurze Warm-up Methoden am Beginn anzuwenden, um einander etwas kennen zu lernen oder zumindest die Namen der Beteiligten zu erfahren, bevor es zur lebensgeschichtlichen Erzählung kommt.

Sarah Angsess vom Begleitteam betonte: „Das Online-Format bietet einen weiteren Zugang und keinen Ersatz für das Gespräch in Person, es ist vielmehr ein eigener Zugang mit seinen eigenen Herausforderungen, aber auch Vorzügen bezüglich zum Beispiel Mobilität. Durch die richtige Zoom-Etikette bleibt auch genauso viel Raum für Fragen seitens der SchülerInnen und auch die wichtige emotionale Komponente der Gespräche geht meinen Erfahrungen nach nicht verloren."


Als besonders wichtig wurde erachtet, dass neben einer guten technischen Vorbereitung, auch Moderation und Lehrkraft gut abgestimmt sein müssen. Lehrkräfte sollten sich ihrer Rolle in der Klasse während des Gesprächs bewusst sein und das Gespräch entsprechend vor und nachbereiten.

Es zeigten sich bei TeilnehmerInnen auch Unsicherheiten zur Technik im Klassenzimmer. Die Ausstattung und Kenntnisse sind hier von Schule zu Schule oder Klasse zu Klasse mitunter sehr unterschiedlich.

Darauf hat sich ERINNERN:AT vorbereitet: Dem Begleitteam stehen im Bedarfsfall Laptop, Kamera, Mikrophon, Lautsprecher und ein mobiles Internet zur Verfügung und es können nach rechtzeitiger terminlicher Vereinbarung im Raum Wien Schulgespräche begleitet werden. Das Hauptaugenmerk ist der Support der ZeitzeugInnen. Bei Bedarf können aber auch Lehrkräfte vor Ort unterstützt werden.

Wie können online stattfindende ZeitzeugInnengespräche pädagogisch und didaktisch sinnvoll umgesetzt werden? Und wie erleben ZeitzeugInnen ein solches Online-Gespräch? Fragen, denen die ModeratorInnen der Fortbildung am 18.10. gemeinsam mit LehrerInnen und der Zeitzeugin Katja Sturm-Schnabl auf den Grund gingen – ganz im Sinne des Themas online via Zoom.

Aktuelle Informationen zu unseren ZeitzeugInnen-Unterrichtsbesuchen finden Sie hier: -Link