Kurzbiografien
Über das Zeitzeuginnen- und Zeitzeugen-Programm fördert das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung bereits seit den 1970iger Jahren Gespräche zwischen Zeitzeuginnen und Zeitzeugen unterschiedlicher NS-Opfergruppen und SchülerInnen aus ganz Österreich. Das OeAD-Programm ERINNERN:AT vermittelt und begleitet die Gespräche zwischen ZeitzeugInnen und SchülerInnen ab der 8. Schulstufe: Weitere Informationen zu Zeitzeuginnen- und Zeitzeugen-Besuchen mit ERINNERN:AT. Hier stellen wir Ihnen die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen vor, die aktuell Schulgespräche durchführen. Alle Kurzbiografien stehen außerdem als PDF zum Download zur Verfügung.
Aktuell können folgende ZeitzeugInnen für Schulbesuche von uns angefragt werden:
Foto: OeAD / APA-Fotoservice / Rastegar
Yvonne Cuscoleca wurde als Yvonne Weissenstein 1940 in den Niederlanden geboren. Ihr Vater Rudolf wurde in einer jüdischen Familie in Klosterneuburg geboren. Yvonnes Mutter Pauline stammt aus Tschechien und ist römisch-katholisch getauft. Die Eltern planten 1938 eine Ausreise nach Südamerika. Vor einer Razzia gewarnt, flüchtete das junge Ehepaar im Februar 1939 in die Niederlande. Die Familie war zwei Jahre im Durchgangs- und Sammellager Westerbork interniert, wo sie der ständigen Gefahr ausgesetzt war, auf einem der regelmäßig stattfindenden Transporte nach Auschwitz deportiert zu werden. Yvonne konnte 1942 mit ihren Eltern aus dem Lager befreit werden. Sie überlebten versteckt in Amsterdam und kehrten 1952 nach Klosterneuburg zurück. Yvonne Cuscoleca erinnert sich an eine Begegnung mit Anne Franks Vater in Amsterdam. Yvonnes Großvater väterlicherseits kam 1942 in Theresienstadt, die Großmutter 1944 in Treblinka um. Heute wohnt Yvonne Cuscoleca in Klosterneuburg. 2021 wurde sie erstmals von einer Studentin interviewt und spricht seither als Zeitzeugin an Schulen.
Region: persönliche Schulbesuche im Großraum Wien bevorzugt
Altersgruppe: ab 8. Schulstufe
Zeiten: ab 11 Uhr vormittags
Empfohlener Zeitrahmen: mind. 2 Unterrichtseinheiten
Mögliches Setting: 1-2 Schulklassen; Gespräche im Präsenzformat möglich
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Foto: OeAD / APA-Fotoservice / Rastegar
Gertraud Fletzberger wurde 1932 in Wien (als Gertraud Propper) in eine zum evangelischen Glauben konvertierte Familie geboren. In Folge des „Anschlusses“ beschlossen die Eltern sie, ihren zehnjährigen Bruder und ihre fünfjährige Schwester mit einem Kindertransport nach Schweden zu schicken. Erst in Schweden erfuhr sie von ihren jüdischen Wurzeln. Nach fast zwei Jahren bei Pflegeeltern, getrennt von ihren Geschwistern, konnte Gertraud Fletzberger mit ihrem Bruder zu ihrer Mutter ziehen, der kurz vor dem Krieg noch die Flucht nach Schweden gelungen war. Ihr Vater überlebte den Krieg in Italien, Frankreich und der Schweiz. Die Familie wusste über viele Monate nicht, wo er sich gerade befand oder ob er noch lebte. Nach sechs Jahren gab es erstmals ein Wiedersehen mit dem Vater in Schweden. 1947 kehrte Gertraud mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern nach Wien zurück. Ihr Vater war bereits vor ihnen nach Wien gezogen. Der größte Trost bei der Rückkehr war, dass sie wieder mit dem Vater zusammenleben konnten. Das wieder Ankommen in Wien war schwierig. Sie fühlte sich wie eine Fremde im eigenen Land. Gertraud Fletzberger konnte jedoch wieder gut Fuß fassen, wobei Schweden immer ein Teil ihrer Identität bleiben wird. Sie studierte später Biologie und Sport und wurde Lehrerin. Nach der Pensionierung studierte sie noch Skandinavistik und begann sich als Zeitzeugin zu engagieren.
Region: persönliche Schulbesuche im Großraum Wien bevorzugt
Altersgruppe: ab 8. Schulstufe
Zeiten: ab 11 Uhr vormittags
Empfohlener Zeitrahmen: mind. 2 Unterrichtseinheiten
Mögliches Setting: 1-4 Schulklassen; Gespräche im Präsenzformat oder via Zoom möglich
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Foto: OeAD / Horst Schreiber
Marion Fischer (geb. Klein) wurde 1937 als Kind einer jüdischen Familie in Wiener Neustadt geboren. Aufgewachsen ist sie in Bad Sauerbrunn im Burgenland. 1938 scheiterte der erste Fluchtversuch der Familie nach Palästina, sie musste in Zypern umkehren. Ab 1940 war Marion Fischer mit ihren Eltern und ihrem Bruder in italienischen Lagern inhaftiert, 1944 gelang die Flucht in die Schweiz. Als Flüchtlingskind empfand sie sich nicht als willkommen. Nach längerem Aufenthalt in Meran, übersiedelte die Familie Klein 1951 nach Innsbruck. Der Vater bevorzugte Tirol, weil er dort weniger Nazis als in Wien vermutete. „Das war einer der großen Irrtümer seines Lebens“, betont Marion Fischer, die ihre Grundstimmung als „überlebensfroh“ beschreibt. Seit Jahren engagiert sie sich als Zeitzeugin in Österreich und Italien.
Region: persönliche Schulbesuche in Tirol
Altersgruppe: ab 4. Schulstufe
Zeiten: flexibel
Empfohlener Zeitrahmen: mind. 2 Unterrichtseinheiten
Mögliches Setting: 1-4 Schulklassen; Gespräche nur im Präsenzformat möglich; Hin- und Rückfahrt sind von der Schule zu organisieren
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Foto: OeAD / APA-Fotoservice / Rastegar
Elisabeth Ganglberger wurde als Rachel Elisabeth Modern 1940 in Shanghai, China geboren. Ihr Vater Franz Modern war jüdischer Arzt, ihre Mutter Leopoldine eine katholische Bauerntochter aus dem Weinviertel. Nach den Novemberpogromen wurde die Lage in Wien immer gefährlicher. Schließlich erlangte das Ehepaar Modern eine Schiffspassage nach Shanghai. Als Arzt konnte Franz Modern eine Zeit lang in einem Missionsspital im Inneren Chinas arbeiten, bis die Japaner unter dem Druck Hitlers verlangten, alle Flüchtlinge in Shanghai zu konzentrieren. Dort kam die Tochter der Moderns, Elisabeth (Elsi), 1940 zur Welt. Das Leben in der „Designated Area“ (wurde später als Ghetto eingestuft), war entbehrungsreich. 1947 wurde mit amerikanischer Hilfe ein Schiff für die „Repatriierung“ Deutscher und Österreicher zur Verfügung gestellt. Nur mit einem Koffer begann die Familie ein neues Leben in Wien. Franz Modern starb drei Jahre nach der Rückkehr an den Folgen des Aufenthalts in China. Elisabeth konnte sich durchsetzen das Gymnasium zu besuchen und studierte Chemie. Aus Angst vor Antisemitismus änderte sie zu Studienbeginn ihren Namen. Für eine Ausstellung im Wiener Jüdischen Museum stellte sie 2020 Dokumente zur Verfügung. Seit 2024 engagiert sie sich bei ERINNERN:AT.
Region: persönliche Schulbesuche im Großraum Wien bevorzugt, in Ausnahmefällen auch weitere Distanzen möglich
Altersgruppe: ab 8. Schulstufe
Zeiten: ab 10 Uhr vormittags
Empfohlener Zeitrahmen: mind. 2 Unterrichtseinheiten
Mögliches Setting: Gespräche im Präsenzformat möglich
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Buch und Ausstellung: Die Wiener in China. Fluchtpunkt Shanghai. Jüdisches Museum Wien (2020-21)
Foto: OeAD / APA-Fotoservice / Rastegar
Stefan Horvath wurde 1949 in einer Romasiedlung in Oberwart geboren. Seine Eltern überlebten das Vernichtungslager Auschwitz. Stefan Horvath ist verheiratet und lebt noch immer in der früheren Romasiedlung. Im Februar 1995 wurde Stefan Horvaths Sohn Peter Sarközi Opfer des rassistisch und völkisch motivierten Rohrbombenattentats auf Roma im Burgenland. Dieses Ereignis bewegte ihn dazu, über das Schicksal seiner Volksgruppe und auch über seine eigenen Erfahrungen zu sprechen und zu schreiben. In seinem Buch „Ich war nicht in Auschwitz“ beschreibt er aus fiktiven sowie mündlich weitergegebenen Erzählungen und Gedichten einen Appell an die Menschheit, Geschehenes nicht vergessen zu lassen. Er tut dies vor allem als Nachkomme von KZ-Opfern und als Angehöriger eines Terror-Opfers. Das Buch wurde von Kindern illustriert, welche durch die Bilder zum Ausdruck bringen, was sie unter einem „KZ“ (Konzentrationslager) verstehen. Stefan Horvath ist seit vielen Jahren im Zeitzeuginnen- und Zeitzeugen-Programm von ERINNERN:AT engagiert.
Region: persönliche Schulbesuche in ganz Österreich möglich
Altersgruppe: ab 8. Schulstufe
Zeiten: ab 8 Uhr
Empfohlener Zeitrahmen: mind. 2 Unterrichtseinheiten
Mögliches Setting: 1-3 Schulklassen; Gespräche nur im Präsenzformat (nicht via Zoom) möglich
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Buchempfehlung: Ich war nicht in Auschwitz. Erzählungen, edition lex liszt, 2003
Foto: OeAD / APA-Fotoservice / Rastegar
Erika Kosnar (geb. Nemschitz) wurde 1932 in Wien in einer Arbeiterfamilie geboren. Ihr Vater war Jude, die Mutter war zum Judentum konvertiert. Obwohl die NS-Behörden Druck auf die Mutter ausübten, trennte sich diese nicht von ihrem Mann. Erika Kosnar durfte ab 1942 die Schule nicht mehr besuchen, musste den Zusatznamen „Sara“ und einen Judenstern tragen. Die Familie lebte in ständiger Angst vor dem nationalsozialistischen Terror. Der Vater musste Zwangsarbeit leisten. Bei einem Bombenangriff kurz vor Kriegsende wurden die Eltern verletzt, Erika Kosnar konnte sich mit ihrer Großmutter rechtzeitig in Sicherheit bringen. Beide Eltern überlebten die Verwundung in Wiener Spitälern. Nach der Befreiung setzte Erika Kosnar ihre Schulbildung fort und arbeitete u.a. als Sekretärin in einem Verlag. Sie heiratete und bekam zwei Kinder. Seit vielen Jahren engagiert sie sich als Zeitzeugin.
Region: persönliche Schulbesuche nur in Wien
Altersgruppe: ab 8. Schulstufe
Zeiten: nach Vereinbarung
Empfohlener Zeitrahmen: 2-3 Unterrichtseinheiten
Mögliches Setting: 1-4 Schulklassen; Gespräche nur im Präsenzformat möglich; barrierefreier/rollstuhlgerechter Zugang zum Veranstaltungsraum erforderlich
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Buchempfehlung: Erinnerungen. Lebensgeschichten von Opfern des Nationalsozialismus. Band 2. Hg. von Renate S. Meissner im Auftrag des Nationalfonds. Wien, 2012.
Autobiographischer Text: „Wie ich die Zeit vor und nach dem 13. März 1938 erlebte“
Foto: OeAD / APA-Fotoservice / Rastegar
Thomas Lachs wurde im Juli 1938 in Wien in eine jüdische Familie geboren. Im September floh er mit seinen Eltern, Ernst und Minna Lachs, zunächst in die Schweiz, 1941 weiter mit dem berüchtigten Schiff „SS-Navemar“ von Spanien nach New York. Auf dem überfüllten Schiff herrschten entsetzliche hygienische Bedingungen. Die Großeltern mütterlicherseits schafften es rechtzeitig nach Palästina, wo bereits Minnas Bruder seit 1933 lebte. Die Großeltern väterlicherseits überlebten nicht – beide wurden in Konzentrationslagern ermordet. 1947 kehrte Thomas mit seinen Eltern nach Wien zurück. Er lernte Deutsch, besuchte ein Gymnasium im 12. Bezirk, studierte später Recht und Volkswirtschaft und promovierte 1961. Minna Lachs wurde Direktorin eines Mädchengymnasiums und setzte sich für eine Modernisierung des Schulwesens ein. Mit antisemitischen Anfeindungen war sie auch nach 1945 noch konfrontiert. 1964 heiratete Thomas Lachs. Er hat heute zwei Kinder und ein Enkelkind. Zeit seines Lebens engagierte er sich politisch und im kulturellen Bereich, mit dem Zeitzeuginnen- und Zeitzeugen-Programm von ERINNERN:AT besucht er seit 2023 Schulen.
Region: persönliche Schulbesuche im Großraum Wien bevorzugt
Altersgruppe: ab 8. Schulstufe
Zeiten: ab 10 Uhr vormittags
Empfohlener Zeitrahmen: mind. 2 Unterrichtseinheiten
Mögliches Setting: 1-4 Schulklassen; Gespräche im Präsenzformat oder via Zoom möglich
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Buchempfehlung: Minna Lachs: Warum schaust du zurück. Erinnerungen 1907-1941. Wien, 1986.
Buchempfehlung: Minna Lachs: Zwischen zwei Welten. Erinnerungen 1941-1947. Wien, 1992.
Foto: OeAD / APA-Fotoservice / Rastegar
Siegfried Loewe wurde 1939 in Brüssel geboren. Als er drei Jahre alt war, wurde er mit seiner Schwester von belgischen Widerstandskämpfern in Brüssel versteckt. Die leiblichen Eltern von Siegfried, Zlata (Lotte) Grossmann und Chaim (Hermann) Grossmann wurden in Auschwitz ermordet. Sie hatten sich in Saarbrücken kennengelernt, wo sie heirateten und bis zu ihrer Flucht nach Brüssel lebten. Nach Kriegsende kamen Siegfried und seine Schwester in ein jüdisches Kinderheim. Von dem österreichischen Ehepaar Alfred und Hedwig Loewe, das den Krieg in Belgien überlebt hatte, wurden sie als Pflegekinder aufgenommen. 1947 kehrten die neuen Pflegeeltern mit Siegfried und Rebecca nach Wien zurück, allerdings ohne den älteren, 1931 geborenen Bruder Harry, der auch überlebt hatte, zu informieren. Siegfried erfuhr erst als Erwachsener von seiner Herkunft und seinem Bruder. Nach der Schule studierte er Rechtswissenschaften, später Romanistik und Geschichte, und wurde Hochschullehrer. Sowohl im schulischen Bereich als auch im späteren familiären Umfeld der Schwiegereltern erlebte er Antisemitismus. Siegfrieds Erinnerungen wurden 2022 unter dem Titel „Versteckt und verschwiegen“ veröffentlicht. Seitdem engagiert er sich als Zeitzeuge an Schulen.
Interviews auf weitererzählenRegion: persönliche Schulbesuche im Großraum Wien bevorzugt, in Ausnahmefällen auch weitere Distanzen möglich
Altersgruppe: ab 8. Schulstufe
Zeiten: ab 10 Uhr vormittags
Empfohlener Zeitrahmen: mind. 2 Unterrichtseinheiten
Mögliches Setting: Gespräche im Präsenzformat möglich
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Buchempfehlung: Rudolf Leo (2022): Versteckt und verschwiegen. Erinnerungen von Siegfried Loewe.
Foto: Cornelia Smolik
Eveline Elisabeth (Liesl) März wurde am 7. August 1938 in Wien geboren. Durch die Firma IBM war ihrem Vater Eduard März unmittelbar nach dem „Anschluss“ die Flucht in die Schweiz geglückt, dann eine Weiterreise in die Türkei. 1940 gelangte er über die Sowjetunion in die USA. Seine Frau Gertraud Ruth März (geb. Bleier) konnte mit Liesl im Dezember 1938 in die Schweiz flüchten. Mit dem berüchtigten Schiff „Nyassa“ erreichten sie im April 1941 New York, wo Liesl ihren Vater kennenlernte. Im Jänner 1947 kam ihr Bruder zur Welt. Die Rückkehr nach Wien (1952/53) bedeutete für sie eine schwere Zeit: Sprachwechsel, Antisemitismus. Eveline Elisabeth fand Gleichgesinnte in der Jugendbewegung „Haschomer Hazair“. Die Eltern verfolgten ihre Berufe als Wirtschaftswissenschaftler und Ärztin. Liesl verwirklichte ihren Traum nach Israel zu gehen 1957. Dort lebte sie in Kibbutzim, studierte in Jerusalem Anglistik, Romanistik, Pädagogik, später Romanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft in den USA. Sie war in den USA und in Israel an Mittelschulen und an der Hochschule tätig. Seit 1975 lebt Liesl kontinuierlich in Österreich. Im Pensionsjahr 1998 übersiedelte sie nach Baden bei Wien. Seither ist die Erforschung von "Arisierungen" ein Vermächtnis für Eveline Elisabeth März.
Region: persönliche Schulbesuche in Baden, Wien und Großraum Wien bevorzugt
Altersgruppe: ab 8. Schulstufe
Zeiten: flexibel
Empfohlener Zeitrahmen: mind. 2 Unterrichtseinheiten
Mögliches Setting: Gespräche im Präsenzformat möglich, auch Exkursion in Baden möglich
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Historischer Rückblick zur Familie Bleier: https://www.zamg.ac.at/cms/de/topmenu/ueber-uns/geschichte/bleier
Foto: OeAD / APA-Fotoservice / Rastegar
Ludwig („Lutz“) Elija Popper wurde kurz vor der nationalsozialistischen Machtergreifung 1938 in Wien geboren. Sein Vater Ludwig, ein jüdischer Arzt, flüchtete daraufhin in die Schweiz. Seine Mutter, Christin und von Beruf Krankenschwester, bereitete die Flucht für sich und die zwei Söhne vor. 1939 emigrierte die ganze Familie nach Bolivien, wo Popper seine Kindheit bis zum Alter von neun Jahren verbrachte. 1947 kehrte die Familie nach Wien zurück, wo kaum noch Verwandte lebten. Diese waren entweder ebenfalls geflüchtet, verstorben, hatten wegen der anstehenden Deportation Selbstmord begangen oder waren ermordet worden. Popper studierte nach der Matura Medizin. Ab 1973 war er als Facharzt in Oberwart im Burgenland tätig. Poppers Selbstverständnis als Arzt ist von der sozialmedizinischen Ausrichtung seines Vaters beeinflusst, dessen biografische Aufzeichnungen er veröffentlichte. Popper spricht als Zeitzeuge öffentlich, auch an Schulen, über seine Familiengeschichte.
Region: persönliche Schulbesuche im Großraum Wien bevorzugt; in Ausnahmefällen auch weitere Distanzen
Altersgruppe: ab 8. Schulstufe
Zeiten: ab 10 Uhr vormittags
Empfohlener Zeitrahmen: mind. 2 Unterrichtseinheiten
Mögliches Setting: 1-3 Schulklassen; Gespräche im Präsenzformat oder via Zoom möglich
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Buchempfehlung: Briefe aus einer versinkenden Welt, 1938/1939. 2008
Buchempfehlung: Bolivien für Gringos. Exil-Tagebuch eines Wiener Arztes, 2005
Foto: OeAD / APA-Fotoservice / Rastegar
Eva Ribarits wurde als Eva Nürnberger 1943 in London als Tochter jüdischer Flüchtlinge aus Österreich geboren. Ihr Vater Arthur Nürnberger war Häftling in den Konzentrationslagern Dachau und Buchenwald. Durch die Unterstützung der Quäker erhielt er im Frühjahr 1939 eine Einreiseerlaubnis nach England und wurde aus dem KZ entlassen. Er wurde mit Kriegsbeginn als „feindlicher Ausländer“ auf der Isle of Man interniert und trat später in die englische Armee ein, um gegen die Nationalsozialisten zu kämpfen. Die Mutter Hilde Nürnberger verließ Österreich 1938 mit einem falschen Pass und landete in London. Die Familie kehrte 1947 nach Österreich zurück. Sämtliche Familienmitglieder, die in Österreich geblieben waren, wurden von den Nationalsozialisten ermordet. Eva absolvierte Volksschule und Gymnasium in Wien und studierte Sozialwissenschaft und Philosophie. Sie übte unterschiedliche berufliche Tätigkeiten aus, u.a. Journalistin, Verlagslektorin, Seminarleiterin und Mediatorin. In den letzten Jahren beschäftigte sich Eva Ribarits vorwiegend mit wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema Literarität und Wissen. Für die Ausstellung im Wiener Jüdischen Museum „Genosse.Jude“ verfasste Eva Ribarits einen Beitrag über ihren Vater. Seit 2024 engagiert sich Eva Ribarits als Zeitzeugin bei ERINNERN:AT.
Region: persönliche Schulbesuche im Großraum Wien bevorzugt, in Ausnahmefällen auch weitere Distanzen möglich
Altersgruppe: ab 8. Schulstufe
Zeiten: ab 10 Uhr vormittags
Empfohlener Zeitrahmen: mind. 2 Unterrichtseinheiten
Mögliches Setting: Gespräche im Präsenzformat möglich
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Ausstellung und Buch: Genosse. Jude. Wir wollten nur das Paradies auf Erden. Jüdisches Museum Wien (2017-18)
Foto: OeAD / APA-Fotoservice / Rastegar
Katja Sturm-Schnabl wurde 1936 in Zinsdorf/Svinča vas bei Klagenfurt geboren. Ihre Familie gehörte der Volksgruppe der Kärntner SlowenInnen an. Sturm-Schnabl wuchs in den ersten Jahren ihrer Kindheit auf dem Gutshof der Familie auf. 1942 wurde sie mit zahlreichen anderen slowenischen Familien ins Lager Ebenthal bei Klagenfurt deportiert. Die folgenden drei Jahre war sie u.a. in Renice bei Szczecin/Polen und in Eichstätt/Bayern inhaftiert. Diese Lager wurden von der nationalsozialistischen „Volksdeutschen Mittelstelle" betrieben. Sturm-Schnabls Schwester starb während der Haft – sie wurde Opfer der nationalsozialistischen Krankenmorde. 1945 kehrte Katja Sturm-Schnabl nach Klagenfurt zurück. Erst 1946 konnte sie mit der Volksschule beginnen. Später studierte sie Slawistik, Russisch, Kunstgeschichte und Byzantinistik in Wien. Katja Sturm-Schnabl wurde Universitätsprofessorin mit dem Schwerpunkt südslawische Literatur- und Kulturgeschichte am Institut für Slawistik der Universität Wien und war Mitglied zahlreicher Kurien sowie der Gleichstellungskommission. 2015 erhielt sie das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich für ihre Tätigkeit als Zeitzeugin.
Region: persönliche Schulbesuche im Großraum Wien und in Kärnten bevorzugt; in Ausnahmefällen auch Niederösterreich, Steiermark oder Oberösterreich
Altersgruppe: ab 8. Schulstufe
Zeiten: ab 11 Uhr vormittags
Empfohlener Zeitrahmen: mind. 2 Unterrichtseinheiten
Mögliches Setting: 1-2 Schulklassen; Gespräche im Präsenzformat oder via Zoom möglich
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Buchempfehlung: Erinnerungen. Lebensgeschichten von Opfern des Nationalsozialismus. Band 2. Hg. von Renate S. Meissner im Auftrag des Nationalfonds. Wien, 2012.