Jahresthema 2022: Widerstand
Die Art und Weise, wie an den Widerstand gegen das NS-Regime in Österreich erinnert wird, hat sich in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder verändert. Unmittelbar nach 1945 stand der bewaffnete, militärische Widerstand gegen das NS-Regime im Zentrum der politischen Aufmerksamkeit – galt es doch, nachzuweisen, dass Österreich einen eigenen Beitrag zu seiner Befreiung geleistet hat. Unter dem Einfluss des 1963 gegründeten Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW), entwickelte sich ein breiteres Verständnis von Widerstand. Neben dem parteipolitisch organisierten Widerstand rückte zudem die Alltagsresistenz in den Fokus. Damit öffnete sich ein umfassenderer Blick auf das vielfältige widerständige Verhalten einzelner Menschen gegen das NS-Regime.
Dem Thema Widerstand gegen das NS-Regime und dem Umgang mit diesem in Vergangenheit und Gegenwart widmete sich ERINNERN:AT 2022 in einem Jahresschwerpunkt. Neben der Entwicklung von Lernmaterialien stellte das OeAD-Programm die vielfältigen Aspekte des Widerstands in den Fokus seiner Jahrestagung für Lehrpersonen, das Zentrale Seminar.
In Vorträgen, Workshops und Exkursionen in der Umgebung des Seminarorts Goldegg (Salzburg) lernten die teilnehmenden PädagogInnen unterschiedliche Möglichkeiten eines zeitgemäßen Umgangs mit dem Thema im Schulunterricht kennen: Zum Seminarbericht inkl. Videomitschnitten der Vorträge und Diskussionen
Beiträge und Lernmaterialien zum Jahresthema
Im Folgenden erhalten Sie Einblicke in die pädagogische und wissenschaftliche Arbeit zum Thema Widerstand und lernen Lernmaterialien und Projekte zum Thema kennen. Weiters stellen ReferentInnen des Zentrales Seminars die Inhalte und Erkenntnisse ihrer Vorträge und Workshops vor.
Robert Obermair (OeAD, ERINNERN:AT Salzburg) zeigt auf, wie eng die Lokalgeschichte des Seminarorts Goldeggs mit dem Thema Widerstand verknüpft ist und inwiefern dies die Auswirkungen des NS-Regimes auf das gesellschaftliche Zusammenleben damals und heute verdeutlicht.
Wie sich die Arbeit des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands gestaltet, das für die Erforschung des Themas Widerstand einen so wichtigen Beitrag leistet, erfahren Sie im Interview mit Bernhard Weidinger, Rechtsextremismusforscher am DÖW.
Ein Lernangebot, mit dem sich auch die Teilnehmenden des Zentralen Seminars 2022 befassten, ist der neue appbasierte IWalk „Jüdischer Widerstand im nationalsozialistischen Wien“, den wir Ihnen hier vorstellen (Foto: OeAD / Fotohech).
Weiters bekommen Sie Einblick in ein Unterrichtsmodul, das die Auseinandersetzung mit dem Thema Widerstand in Zusammenhang mit dem Konzentrationslager Auschwitz ermöglicht.
Die dritte Ausgabe des Magazins Alpendistel befasst sich mit verschiedenen Arten des Widerstands und die Rolle des Alpenraums für den Widerstand gegen das NS-Regime.
Schließlich wirft Hildegard Fraueneder (Universität Mozarteum Salzburg) einen Blick auf die heutige Gedenkarbeit und konkrete Erinnerungsprojekte zum Thema Widerstand im öffentlichen Raum.
Ein gespaltener Ort
Kaum ein Ort im heutigen Österreich kann eine ähnlich intensive kollektive Widerstandsgeschichte gegen das NS-Regime erzählen, wie Goldegg im Pongau. Und dennoch oder vielleicht gerade deswegen hat die mehr als zweifelhafte lokale (Nicht-)Auseinandersetzung mit dem Thema in und außerhalb Goldeggs zu einer Polarisierung geführt, die seinesgleichen sucht. Eine Rückschau von Robert Obermair.
„Widerständigkeit nicht als abstrakten Wert vermitteln“ – Interview mit Bernhard Weidinger
Bernhard Weidinger ist Rechtsextremismusforscher am Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) und Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats von ERINNERN:AT. Zum Jahresschwerpunkt von ERINNERN:AT 2022 – „Widerstand gegen das NS-Regime“ – sprach Victoria Kumar (OeAD, ERINNERN:AT) mit ihm über die Aufgaben des DÖW, seine Forschung zu Rechtsextremismus und über überzeugende pädagogische Botschaften.
Digitales Bildungsangebot: Virtueller Spaziergang – IWalk „Jüdischer Widerstand im nationalsozialistischen Wien“
Der IWalk „Helfen, verweigern, organisieren. Geschichten von jüdischer Widerständigkeit im nationalsozialistischen Wien“ ist online verfügbar. Das app-basierte Angebot entstand in Kooperation zwischen ERINNERN:AT und der USC Shoah Foundation.
Unterrichtseinheiten zu Widerstand und politischer Verfolgung im Kontext des Konzentrationslagers Auschwitz
Im Auftrag des Bildungsministeriums hat ERINNERN:AT ein Materialset entwickelt, mit dem Lehrkräfte den Besuch der neuen österreichischen Länderausstellung an der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau vor- und nachbereiten können. Darin enthalten ist ein Modul, welches das Thema „Widerstand und politische Verfolgung“ innerhalb zweier Unterrichtseinheiten behandelt. Es kann sowohl im Zusammenhang mit einem Gedenkstätten- und Ausstellungsbesuch wie auch unabhängig davon zum Einsatz kommen.
Alpendistel: „Kein ruhiges Hinterland. Widerstand in den Bergen“
Die dritte Ausgabe der „Alpendistel. Magazin für antifaschistische Gedenkkultur“ aus dem Jahr 2022 widmete sich unter dem Titel „Kein ruhiges Hinterland“ dem Schwerpunktthema Widerstand in den Bergen. Hier finden Sie einen Überblick über die Inhalte des Magazins. In einem der Beiträge schreibt Axel Schacht von ERINNERN:AT über die Widerstandsbewegung „Willy-Fred“ – dieser Artikel steht hier zum Download zur Verfügung.
Künstlerische Gestaltungen österreichischer Gedenkorte des Widerstands gegen den Nationalsozialismus
Im Rahmen des Zentralen Seminars von ERINNERN:AT 2022 sprach Hildegard Fraueneder in der abschließenden Podiumsdiskussion über die Anerkennung von und das Erinnern an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Im folgenden Artikel beleuchtet Hildegard Fraueneder die Entwicklung künstlerisch gestalteter Gedenkorte und Erinnerungszeichen des Widerstands gegen das NS-Regime.