Der 7. Oktober und der Krieg in Nahost

Ein Web-Dossier über die Situation in Nahost nach dem 7. Oktober 2023, die Auswirkungen auf Österreich und den Unterricht

Seit 25 Jahren bietet das OeAD-Programm ERINNERN:AT im Auftrag des Bildungsministeriums  zweiwöchige Seminarreisen zum Thema Holocaust, Nationalsozialismus und Erinnerungskulturen in Israel an. Die Reisen sind Teil zweier Hochschul-Lehrgänge an den Pädagogischen Hochschulen Oberösterreich und Salzburg. Umgesetzt werden die Seminarreisen mit Kooperationspartnern in Israel, der „International School for Holocaust Studies“ an der Gedenkstätte Yad Vashem sowie dem „Center for Humanistic Education“ an der Gedenkstätte Lohamei HaGetaot. Dabei lernen die Teilnehmenden auch das Land Israel kennen – dessen Geschichte, die Diversität der Gesellschaft und auch die die Region beherrschenden Konflikte.

 

Nach dem terroristischen Anschlag der Hamas auf Zivilistinnen und Zivilisten im Süden Israels wurde bald klar, dass es auch pädagogische Antworten auf die Folgen des Massakers und den andauernden Krieg in Nahost in hiesigen Klassenzimmern braucht. Nicht zuletzt aus den Erfahrungen der Seminarreisen heraus hat ERINNERN:AT in den letzten Jahren Lernmaterialien und pädagogische Empfehlungen zur Bearbeitung des Nahost-Konflikts und des israelbezogenen Antisemitismus in der Klasse entwickelt: Link 

Diese Unterstützung für Lehrkräfte wird nun durch ein Web-Dossier erweitert. Im Kern des Angebots stehen Fragen und Antworten (Q&A), die Perspektiven zur Situation im Nahen Osten und Europa sowie Antworten zu in Klassenzimmern gerade häufig gestellten Fragen bieten.

Fragen und Antworten

Für dieses Q&A sind Expertinnen und Experten befragt worden, die mit ERINNERN:AT im Zuge der Hochschul-Lehrgänge und Israel-Seminarreisen zusammenarbeiten – als Kooperationspartner in Israel, als Dozierende bei den Lehrgängen, als Begleiterinnen und Begleiter der Reise. Es ist eine Auswahl an Stimmen, die zu Wort kommt, unter Einbeziehung von Stimmen aus Israel. Die Fragen und Antworten haben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und spiegeln die Sichtweise der Autorinnen und Autoren wider. Die geschlechtersensible Schreibweise der Autorinnen und Autoren wurden in den jeweiligen Texten übernommen.

1. Was geschah am 7. Oktober? Inwiefern unterscheidet sich der 7. Oktober zu bisherigen Geschehnissen des Nahostkonflikts? 


Von Uriel Kashi, Historiker, Stadtführer und Reisebegleiter der Israel-Seminarreisen, Israel 

In einer beispiellosen Eskalation der Gewalt startete am 7. Oktober 2023 die Terrororganisation Hamas die sog. „Operation Al-Aqsa-Flut“. Der Angriff begann mit einem massiven Raketenbeschuss auf das israelische Kernland, wobei allein während der ersten vier Stunden etwa 3.000 Raketen auf Israel abgefeuert wurden. Zeitgleich griffen Hamas-Militante mit Hilfe von Sprengstoff, Drohnen und Bulldozern die Sicherheitsbarrieren am Gazastreifen an. Etwa 2.000 Terroristen gelang es, bis zu 24 km tief ins israelische Kernland einzudringen. Einige der Terroristen konzentrierten sich auf die Übernahme und Zerstörung israelischer Militär- und Polizeieinrichtungen. Das Hauptaugenmerk legte die Hamas jedoch auf Angriffe innerhalb israelischer Städte und Kibbuzim, wo sie innerhalb weniger Stunden 1.200 Menschen, darunter ganze Familien mit kleinen Kindern, ermordeten. Großes Aufsehen erregte das Massaker beim Nova-Musikfestival, bei dem etwa 364 meist sehr junge Partygäste getötet wurden. Nicht nur hier kam es von Seiten der Hamas auch zu massiver sexualisierter Gewalt und zahlreichen Vergewaltigungen an jüdischen Frauen. Ein drittes Ziel der Hamas-Terroristen lag in der Entführung von Israelis in den Gazastreifen. Unter den ursprünglich 253 in den Gazastreifen entführten Menschen befanden sich auch zahlreiche Kinder, Jugendliche und Senioren. Seit dem arabisch-israelischen Krieg von 1948 hat Israel keine Straßenkämpfe auf eigenem Territorium gegen seine Gegner geführt. Der pogromartige Terroranschlag der Hamas markiert eine beispiellose Tragödie, in der an einem Tag mehr Jüdinnen und Juden auf bestialische Weise ermordet wurden als je zuvor nach dem Holocaust. 

2. Wer und was ist die Hamas? 


Von Noam Yatsiv, Reiseleiter bei den Israel-Seminarreisen mit Spezialisierung auf geopolitische und historische Führungen, Lehrer und freiberuflicher Schriftsteller, Israel

Hamas (Akronym für „Islamische Widerstandsbewegung“) ist eine islamistische, nationalistische, politische und militärische palästinensische Bewegung, die Ende der 1980er Jahre im Gazastreifen gegründet wurde. Sie ging aus einem Zweig der Muslimbruderschaft in Gaza hervor und konzentrierte sich in ihren frühen Aktivitäten auf Sozialpolitik. Trotz ihrer fundamentalistischen Ideologie hatte Israel der Hamas zunächst Freiraum für ihre Tätigkeiten als Gegenkraft zu Jassir Arafats PLO („Palestine Liberation Organisation“) zugestanden. Die Hamas verfolgt das Ziel, anstelle Israels einen nationalistischen islamischen Staat zu errichten. Ihre zentrale Taktik dies zu erreichen, ist die gezielte Ermordung israelischer Zivilistinnen und Zivilisten durch ihren militärischen Flügel, die „Kassam-Brigaden“. Sie wird deshalb von weiten Teilen der westlichen Welt als Terrororganisation eingestuft.

Seit 1993 verübte die Hamas Selbstmordattentate, um den Friedensprozess zwischen PLO und Israel zu verhindern und bombardierte seit 2001 regelmäßig israelisches Gebiet mit Raketen aus Gaza. Nach dem einseitigen Rückzug Israels aus dem Gazastreifen 2005 gewann sie im Jahr darauf die bisher letzten palästinensischen Nationalwahlen. Manche Beobachter sahen das Wahlergebnis als Ausdruck eines Protests gegen die Korruption der Partei „Fatah“. Darauf folgten Unruhen und Gewalt zwischen Fatah und Hamas.

Im Juni 2007 übernahm die Hamas den gesamten Gazastreifen und errichtete eine von der Fatah im Westjordanland unabhängige Regierung. Als Reaktion auf diese Entwicklung verhängte Israel in Zusammenarbeit mit Ägypten eine Blockade des Gazastreifens, der die Küstenenklave weitgehend isoliert. 
Seit 2008 führten die anhaltenden Spannungen zu fünf Kriegen zwischen Hamas und Israel. 

3. In welcher Situation befindet sich Israel im Nahen Osten, welche Bedrohungen gibt es gegenwärtig? 


Von Helga Embacher, Universität Salzburg, Institut für Zeitgeschichte, Referentin bei den Vorbereitungswochenenden zu den Israel-Seminarreisen

Israels Verteidigungskrieg gegen den genozidalen Angriff der Hamas entwickelte sich schnell zu einem Mehrfrontenkrieg: Vom Libanon und von Syrien aus beschoss die vom Iran gesteuerte „Hisbollah“ den Norden des Landes; die „Huthis“, aus dem Bürgerkrieg im Jemen hervorgegangen und ebenfalls vom Iran unterstützt, feuerten Raketen auf Israels Südspitze am Roten Meer und griffen Handelsschiffe an. Am 14. April griff der Iran erstmals vom eigenen Land aus Israel massiv an, was mit Israels Tötung von sieben iranischen Offizieren in einem der iranischen Botschaft in Damaskus angeschlossenen Gebäude gerechtfertigt wurde. Durch die aktive Unterstützung der USA, Frankreichs, Großbritanniens und Jordaniens, das 1994 mit Israel einen Friedensvertrag geschlossen hat, wurde der Schaden geringgehalten. 
In der derzeitigen Situation sehen manche ein Fenster für eine Koalition zwischen Israel und weiteren arabischen Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten und Bahrain, die 2020 mit Israel die „Abraham Accords Declaration“ unterzeichnet haben, und Saudi-Arabien, das 2023 mit Israel vor einem Abkommen stand. Alle diese Länder zeigen wenig Sympathie für die Hamas und weisen ambivalente Beziehungen mit dem Iran auf, fordern allerdings eine Lösung für die unerträgliche Situation der Palästinenser ein. Ägypten wiederum hat bereits 1979 mit Israel das „Camp David Abkommen“ geschlossen und wiederholt zwischen Israel und der Hamas vermittelt. Das Land befindet sich derzeit aber in einer katastrophalen wirtschaftlichen Situation mit ungewissem Ausgang. 

Aufgrund der humanitären Katastrophe in Gaza drängten die USA zu einem Waffenstillstand, verlangten vorzeitige Neuwahlen in Israel und die Einbeziehung der Palästinensischen Autonomiebehörde für eine Nachkriegslösung. Die USA äußerten sich auch immer wieder kritisch zu den brandgefährlichen Eskalationen im Westjordanland und kündigten sogar Sanktionen gegen die ultraorthodoxe Militäreinheit „Netzah Jehuda“ an, der Menschenrechtsverletzungen nachgewiesen werden. 

Die Entwicklung der insgesamt instabilen Situation in der Region kann schwer eingeschätzt werden. Hinzu kommt, dass auch weitere Akteure wie China, Russland, die Türkei und Katar, das einerseits die Hamas finanziell unterstützt, andererseits nach dem Terrorangriff als Vermittler aufgetreten ist, zu berücksichtigen sind. 

4. Wie hat Israel auf die Angriffe der Hamas reagiert und wie wird das Vorgehen von anderen bewertet?


Von Uriel Kashi, Historiker, Stadtführer und Reisebegleiter der Israel-Seminarreisen, Israel

Am 8. Oktober erklärte das israelische Sicherheitskabinett offiziell den Kriegszustand. Die Armee mobilisierte über 300.000 Reservist*innen – die größte Mobilmachung seit der Staatsgründung. Zum Schutz der Zivilbevölkerung wurden 29 israelische Ortschaften in der Nähe der Grenze zum Gazastreifen evakuiert. Da die vom Iran finanzierte Terrororganisation „Hisbollah“ vom Libanon aus mit Artillerie und Drohnenangriffen in den Konflikt eingriff, kam es zusätzlich zur Evakuierung zahlreicher Ortschaften an der israelischen Nordgrenze. 
Am 27. Oktober starteten die israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) mit der Operation „Iron Swords“ im Gazastreifen eine Bodenoffensive mit dem Ziel, die militärischen Kapazitäten der Hamas zu neutralisieren und die weiterhin festgehaltenen Geiseln zu befreien. 

Die internationalen Reaktionen auf das militärische Vorgehen Israels sind gespalten. Einerseits unterstützt ein großer Teil der westlichen Welt Israels Recht auf Selbstverteidigung, andererseits gibt es deutliche Kritik an den israelischen Luftangriffen im Gazastreifen, durch die auch zahlreiche palästinensische Zivilist*innen getötet wurden. Nach Israel missbraucht die Hamas die palästinensische Zivilbevölkerung als menschliche Schutzschilde, um durch hohe zivile Opferzahlen Israel international zu isolieren.

Auf diplomatischer Ebene hat der UN-Sicherheitsrat Resolutionen für humanitäre Hilfe für die Palästinenser, für eine begrenzte Waffenruhe und für die Freilassung aller von der Hamas entführten Geiseln verabschiedet. Bemerkenswert ist die Klage Südafrikas beim Internationalen Gerichtshof gegen Israel wegen des Vorwurfs des Völkermordes, die überwiegend von Ländern der arabischen Welt und Afrikas unterstützt, von westlichen Nationen jedoch deutlich zurückgewiesen wurde. 

5. In welchem Verhältnis steht der 7. Oktober zu Gewalterfahrungen von Jüdinnen und Juden in der Geschichte? 


Von Noa Mkayton, Direktorin des „Overseas Education and Training Department“ der „International School for Holocaust Studies“, Yad Vashem, Israel

Der Überfall der Hamas auf den Süden Israels war in seiner Dimension in der Geschichte des Staats Israel präzedenzlos. Der Versuch, diesen drastischen Gewaltexzess in Israel einzuordnen, hat nicht selten dazu geführt, dass Parallelen zur Shoah gezogen wurden. Auf der emotionalen Ebene sind solche Analogien nachvollziehbar, insbesondere wenn sie mit der persönlichen Erfahrung der unmittelbar betroffenen Opfer in Verbindung gebracht werden. Geschichten von Kindern, die sich stundenlang verstecken mussten, um von den Mördern nicht entdeckt zu werden, von ganzen Familien, die regelrecht hingerichtet wurden, reaktivieren latente Traumata aus der Zeit der Shoah.

Dennoch sollten, wie Yad Vashems Vorsitzender Dani Dayan klar zum Ausdruck brachte, die Ereignisse des 7. Oktober in Israel nicht mit der Shoah gleichgesetzt werden. Dayan weist darauf hin, dass es den jüdischen Gemeinden in Europa und Nordafrika in den Jahren der Verfolgung durch Nazi-Deutschland und seine Verbündeten völlig an bewaffneter Verteidigung und jeglicher politischer Selbstbestimmung fehlte. Sie waren vollständig der Gunst oder Ungunst der lokalen Bevölkerung ausgeliefert, die in den meisten Fällen (wenn auch nicht immer) die Verfolgung und Ermordung der jüdischen Minderheit befürwortete, aktiv unterstützte oder ihr zumindest gleichgültig gegenüberstand. Und auch wenn die Reaktion der israelischen Sicherheitsapparate zum Teil auf tragische Weise zu spät und zu wenig effektiv ausfiel, so markiert doch die bloße Existenz einer schlagkräftigen israelischen Armee sowie einer uneingeschränkt empathischen und hilfsbereiten israelischen Zivilgesellschaft einen klaren Unterschied zu den Gewalterfahrungen, die das jüdische Volk in den Jahrtausenden der Diaspora machen musste. 

6. Welche Auswirkungen hat der 7. Oktober für Jüdinnen und Juden in Europa? Welche Erklärungsversuche gibt es für das massive Ansteigen des Antisemitismus? 


Von Deborah Hartmann, Direktorin der „Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz“

Das von der Hamas und ihren Helfern verübte Massaker am 7. Oktober und die Reaktionen darauf haben viele Jüdinnen und Juden weltweit verunsichert und traumatisiert. Jüdinnen und Juden stellen sich einerseits die Frage, ob der Staat Israel noch sichere Heimat und Zufluchtsort vor Antisemitismus sein kann. Andererseits wussten viele Jüdinnen und Juden nicht, wie sie mit der Empathielosigkeit, die ihnen von nahestehenden Freund*innen und Kolleg*innen entgegenschlägt, umgehen sollten und sollen.

Wenn es jemals ein wirkliches Gefühl von Sicherheit, von Vertrauen für Jüdinnen und Juden in Deutschland und Österreich gab, dann ist es nach dem 7. Oktober zutiefst erschüttert; genauso erschüttert wie das Grundvertrauen der Israelis, welches die Hamas mit ihrem Angriff bewusst zerstören wollte. Dass dies auch mitten in Europa gelang, und sich die jüdische Nachkriegserfahrung nun in eine Zeit vor und eine Zeit nach dem 7. Oktober teilt, ist auch auf das gesellschaftliche Versagen zurückzuführen jenseits von guten Worten und Beteuerungen, Jüdinnen und Juden wirkliche Solidarität zu zeigen und sei es nur mit kleinen Gesten des Verständnisses und des Mitgefühls. Es ist nicht verwunderlich, dass Alltagshandlungen nun wieder verstärkt hinterfragt und lebenseinschränkende Maßnahmen ergriffen werden, um sich selbst und die eigene Familie zu schützen. Gehen wir wirklich in dieses Theaterstück? Gebe ich meinen Namen bei der Bestellung an? Schicke ich mein Kind in die Schule? 

Viele jüdische Studierende fühlen sich an ihren Unis nicht wohl. Israelische Wissenschaftler*innen überlegen sich, ob sie auf internationale Konferenzen fahren wollen. Es geht dabei nicht immer nur um die Angst vor persönlichen Angriffen. Meist ist es einfach eine verstörende Einigkeit in der Wahrnehmung von Israel, die zum Gefühl des Ausgeschlossenseins und Nichtverstandenwerdens führt.
Der auf den 7. Oktober folgende Krieg in Gaza, das unbestreitbare Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung ist zum Vehikel geworden, um ungebremst und scheinbar legitim Antisemitismus zu rechtfertigen, zu bagatellisieren und schließlich selbst zu artikulieren.

7. Welche Sichtweisen auf die Folgen des 7. Oktober gibt es innerhalb der jüdisch-israelischen Gesellschaft?


Von Lisa Schulz-Yatsiv, “Centre for Humanistic Education, Lochamej haGeta'ot / Ghetto Fighters House, Israel”

Die Ereignisse vom 7. Oktober haben die israelische Gesellschaft in Schock versetzt, viele Menschen tief verängstigt und das Sicherheitsgefühl in Israel erschüttert. Unmittelbar danach gab es eine Welle der Solidarität mit denjenigen, die direkt von den Anschlägen betroffen waren, sowie mit den Streitkräften. Hunderttausende mobilisierten sich, meldeten sich freiwillig und kamen zusammen, um dort Hilfe zu leisten, wo sie am dringendsten benötigt wurde. Der anschließende Krieg gegen die Hamas wurde von einer überwältigenden Mehrheit der Israelis als gerechtfertigt und notwendig angesehen. Allerdings gab es auch von Anfang an Stimmen, die die Wirksamkeit ausschließlich militärischer Maßnahmen zur Erreichung einer dauerhaften Lösung in Frage stellten.

Heute ist die jüdisch-israelische Gesellschaft in Bezug auf den andauernden Krieg in verschiedene Fraktionen gespalten. Viel Aufmerksamkeit gilt Benyamin Netanyahu und dem Versagen seiner Regierung, praktikable Vorschläge für den Umgang mit dem Gazastreifen nach dem Krieg zu unterbreiten. Über die Notlage der palästinensischen Zivilbevölkerung wird in den israelischen Medien kaum berichtet, und die meisten Israelis misstrauen Informationen aus palästinensischen Quellen. Dennoch gibt es jüdisch-israelische Stimmen, die sich dafür einsetzen, die israelische Gesellschaft für das Schicksal der Zivilisten im Gazastreifen zu sensibilisieren.

Das zentrale Thema in der jüdischen israelischen Gesellschaft ist derzeit die Debatte über den "Preis", den Israel für ein Abkommen mit der Hamas zur Freilassung der verbleibenden Geiseln zahlen sollte. Nach 9 Monaten Krieg ist dies ein Thema, das die Gemüter spaltet. Einige befürworten die Rückgabe der Geiseln um jeden Preis, während andere glauben, dass nur anhaltender militärischer Druck zu Ergebnissen führen wird und dass Israel sich nicht zu einem einseitigen Rückzug verpflichten kann, der es der Hamas erlauben würde, die volle Kontrolle wiederzuerlangen, wie am 6. Oktober.

In der israelischen Gesellschaft sind das Gefühl tiefer Unsicherheit, die Angst und das schwindende Vertrauen in den Staat in den letzten Monaten weitgehend unverändert geblieben, wenn es sich nicht sogar noch verstärkt hat.

8. Welche Sichtweisen auf die Folgen des 7. Oktober gibt es innerhalb der arabisch-israelischen Gesellschaft? 


Von Noha Khatib Centre for Humanistic Education, Lochamej haGeta'ot / Ghetto Fighters House, Israel

Seit dem 7. Oktober befindet sich die arabische Gesellschaft in einer tiefen Krise - einer Krise, die das Vertrauen in den Staat und seine Institutionen noch weiter erschüttert hat. Unmittelbar nach den Ereignissen herrschte in der arabischen Gemeinschaft eine Zeit des erdrückenden Schweigens, das durch Einschüchterungen und Einschränkungen der Meinungsfreiheit in Bezug auf den laufenden Krieg gekennzeichnet war. Dieses erdrückende Umfeld machte es schwierig, verschiedene Perspektiven zu entwickeln, da das Schweigen Meinungen und Aktivismus zu diesem Thema effektiv neutralisierte. Die relative Ruhe in der israelisch-arabischen Gesellschaft ist daher höchstwahrscheinlich auf mehrere Faktoren zurückzuführen - die Verwirrung, den Schock und die Ambivalenz als eine Gruppe, die sich mit "beiden Seiten" identifizieren kann, sowie eine abschreckende Wirkung auf die freie Meinungsäußerung, die die Menschen zweimal überlegen lässt, bevor sie demonstrieren, in sozialen Medien posten usw. Dennoch gibt es Stimmen und Demonstrationen aus der arabischen Gesellschaft, die sich gegen den Krieg aussprechen und einen sofortigen Waffenstillstand fordern.

Vorläufige Studien* haben gezeigt, dass die arabische Gesellschaft in Israel starke Solidarität mit den Opfern des Anschlags vom 7. Oktober empfindet und diesen verurteilt. Allerdings deuten dieselben Studien auch auf die Angst hin, Kritik an der militärischen Reaktion Israels zu äußern. In vielen israelischen Einrichtungen gab es Fälle, in denen AraberInnen beschuldigt wurden, die Hamas zu unterstützen, obwohl dies häufig gar nicht der Fall war. Die Gerichte haben bisher zugunsten der zu Unrecht sanktionierten Personen entschieden, aber die Atmosphäre in Israel hat sich dennoch verändert.

*Israel Democracy Institute: Most Arab Israelis: October 7 Attack Does Not Reflect Islamic, Palestinian, or Arab Society Values. Public Opinion Survey of Arab Society in Israel on the War in Gaza November–December 2023

9. Welche Auswirkungen hat der 7. Oktober und der darauffolgende Krieg auf den jüdisch-arabischen Dialog? 


Von Noha Khatib und Lisa Schulz-Yatsiv, Centre for Humanistic Education, Lochamej haGeta'ot / Ghetto Fighters House, Israel

Zuallererst ist es von entscheidender Bedeutung anzuerkennen, dass die Bewertung der aktuellen Ereignisse und ihrer Auswirkungen auf den jüdisch-arabischen Dialog eine Herausforderung darstellt. Wir befinden uns inmitten aktueller Ereignisse mit großer Unsicherheit darüber, wohin sie uns führen werden. Unmittelbar nach dem 7. Oktober kamen die meisten jüdisch-arabischen Dialoginitiativen zum Stillstand. Der Schock über die Ereignisse und die allgegenwärtige Ungewissheit über die Zukunft haben viele gelähmt.

Aufgrund der engen familiären Beziehungen, die die meisten jüdischen Israelis zu den IDF-SoldatInnen haben, und angesichts der Ereignisse vom 7. Oktober fühlen sich die meisten israelischen Jüdinnen und Juden durch jede Kritik am Verhalten der IDF persönlich angegriffen empfinden den Vorwurf des "Genozids" als absoluten Trigger. Sie sind von den endlosen Geschichten des Grauens und des Heldentums vom 7. Oktober zutiefst berührt und sind erschüttert von den Nachrichten über Hunderte von SoldatInnen, die im Kampf gefallen sind, und von der Notlage der israelischen Geiseln. Die arabische Bevölkerung hingegen ist in den sozialen Medien einer weit verbreiteten Infragestellung bzw. Leugnung der von den PalästinenserInnen am 7. Oktober begangenen Verbrechen und einer intensiven Berichterstattung über die Notlage der Zivilisten in Gaza ausgesetzt - zwei parallele Welten.

Der andauernde Krieg, der auf verschiedene Weise in der Gesellschaft nachhallt, behindert nach wie vor die Fortsetzung unserer Bildungsprogramme.  Je länger der Krieg andauert, desto mehr gehen die Wahrnehmungen der aktuellen Ereignisse und der Gründe für den aktuellen Konflikt auseinander, was einen Dialog nahezu unmöglich macht. Die unterschiedlichen Auffassungen darüber, was zu den aktuellen Ereignissen geführt hat und wer für diese Entwicklungen verantwortlich zu machen ist, führen zu einer sich vertiefenden Kluft zwischen der jüdischen und der arabischen Bevölkerung in Israel.

Als Befürworter des Dialogs halten wir an der Hoffnung fest, dass sich diese Verbindungen durch Empathie, aktives Zuhören und Verständnis wiederherstellen lassen, trotz der aktuellen Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen.

10. Lässt sich die Situation in Israel/Palästina mit anderen Konflikten vergleichen?


Von Helga Embacher, Universität Salzburg, Institut für Zeitgeschichte, Referentin bei den Vorbereitungswochenenden zu den Israel-Seminarreisen

Mit Israels Besatzungspolitik nach dem „Sechstagekrieg“ von 1967 und insbesondere mit dem Scheitern des Osloer Friedensprozesses der 1990er Jahre verglichen vor allem linke Bewegungen und Menschenrechtsorganisationen (z.B. Amnesty International, Human Rights Watch oder die israelische Organisation „B'Tselem“) Israel mit einem Apartheidsystem. Ohne es explizit anzusprechen, wird damit zumeist der südafrikanische Apartheidstaat assoziiert, allerdings ohne Parallelen und Unterschiede zu benennen. 

Im besetzten Westjordanland und im annektierten Ostjerusalem gibt es durch die Besatzung für die israelischen Staatsbürger und die staatenlosen Palästinenser tatsächlich zwei unterschiedliche Rechtssysteme. Für die Palästinenser bedeutet dies Menschenrechtsverletzungen wie eine stark eingeschränkte Bewegungsfreiheit, einen unterschiedlichen Zugang zu Wasser und Straßen oder die Enteignung von palästinensischem Land. Trotz vorhandener Schnittmengen mit völkerrechtlichen Definitionen von Apartheid lässt sich eine Gleichsetzung mit dem südafrikanischen Apartheidstaat nicht aufrechterhalten. In Israel kann nicht von einem institutionalisierten Rassismus gesprochen werden. Die gegenwärtige unhaltbare Situation der Palästinenser ist hingegen die Folge einer komplexen Geschichte um Land sowie des gescheiterten Friedensprozesses, woran neben vielen Faktoren auch der palästinensische Terrorismus einen Anteil trägt. Aussagen wie jene vom derzeitigen Sicherheitsminister Itamar Ben Gvir, wonach seiner Familie, weil sie Juden sind, im Westjordanland mehr Rechte zustehen würden als den arabischen Nachbarn, erweisen sich allerdings als brandgefährlich. 

11. Welche Ideen für eine politische Lösung des aktuellen kriegerischen Konflikts gibt es von Seiten Israels und woran scheitern sie? 


Von Noam Yatsiv, Reiseleiter bei den Israel-Seminarreisen mit Spezialisierung auf geopolitische und historische Führungen, Lehrer und freiberuflicher Schriftsteller, Israel

Nach dem Terroranschlag vom 7. Oktober erklärte die israelische Regierung zwei scheinbar widersprüchliche Ziele: den endgültigen Sturz des Hamas-Regimes und die gleichzeitige Freilassung aller Geiseln. Trotz massiver Luftangriffe und einer anhaltenden Bodenoffensive der IDF („Israel Defense Forces“) konnte auch nach über sechs Monaten keines dieser beiden Ziele erreicht werden. Ein Teilerfolg war, im Rahmen eines von Katar vermittelten Abkommens im November 2023 112 Geiseln im Austausch gegen 240 palästinensische Gefangene freizubekommen.

Benjamin Netanjahus politische Priorität besteht derzeit darin, seine rechtsextreme Koalition um jeden Preis zu erhalten. Dieser Preis ist allerdings hoch, isoliert er doch Israel in vielen Teilen der Welt und blockiert ernsthafte Debatten pragmatischer Initiativen und Vorschläge für den „Tag nach dem Krieg“. Der „Friedensprozess“ ist seit 15 Jahren kaum mehr existent und eine Zweistaatenlösung ist in weite Ferne gerückt. Trotzdem wäre die naheliegendste Option, die im Westjordanland ansässige „Palästinensische Autonomiebehörde (PA)“ für eine Selbstverwaltung in Gaza einzusetzen. Die PA kommt für Israels Regierung jedoch nicht in Frage. Genauso unpopulär ist für die meisten Israelis aber auch die direkte Kontrolle Israels über Gaza. Angesichts des Schocks und der Angst, ausgelöst durch den Terroranschlag und den darauffolgenden Krieg, ist die israelische Öffentlichkeit derzeit eher passiv, wenn es um die Suche nach Lösungen geht.

Im Moment bleibt abzuwarten, wie sich die angespannte Situation an der Grenze im Norden entwickelt und ob nicht auch diese in einen regionalen Krieg mündet. Trotz allem: Vielleicht kann auf lange Sicht genau aus diesem Gefühl der Aussichtslosigkeit die Unterstützung für eine Zweistaatenlösung neu aufleben. 

12. Wie wirkt sich der aktuelle Konflikt auf Österreichs Schulen aus, wie wird darüber gesprochen? 


Von Gabriel Dreier, Begleitteam der Israel-Seminarreisen und Mittelschul-Lehrer Wien

Während Antisemitismus, besonders in seiner auf Israel bezogenen Ausprägung, schon lange an Österreichs Schulen präsent war, hat sich durch den 7. Oktober doch einiges verändert. Der „Krieg der Bilder“ in Gaza ist unglaublich gegenwärtig in den sozialen Medien, aus denen ein Großteil der Schüler*innen ihre Informationen und Nachrichten bezieht. Mehr Länder als je zuvor kritisieren Israel für den Militäreinsatz in Gaza, und die Grenze zwischen Antisemitismus und zulässiger Kritik an der israelischen Regierung, ihrem Vorgehen in Gaza und dem Verhältnis zu den Palästinensern im Generellen, ist immer schwerer auszumachen. 
Inmitten dieses Wirrwarrs an Information und Desinformation stehen nun unsere Schüler*innen. Manche haben familiäre Wurzeln in Regionen, in denen besonders ein auf Israel bezogener Antisemitismus eine lange Tradition hat und auch zur alltäglichen Propaganda gehört. Während die jüdischen Opfer des Überfalls der Hamas wenig präsent sind, werden jetzt täglich Bilder von leidenden oder getöteten Kindern, Frauen und Männern aus Gaza auf TikTok in die Handys gespült. So wird es für die Schüler*innen immer schwieriger, die Komplexität des Konflikts zu erkennen und einzuordnen. Sie identifizieren sich mit den Opfern und vermischen deren Leid und Hilflosigkeit mit ihren eigenen Erfahrungen von Flucht und Ausgrenzung. Es darf daher nicht wundern, dass sich diese persönliche Empörung auch in ihren Aussagen niederschlägt. Es dominiert eine recht einseitige Sichtweise und genau deswegen ist es wichtig, auf Augenhöhe, mit Verständnis und Empathie mit ihnen zu sprechen, Inhalte und Informationen von sozialen Medien zu dekonstruieren und zu kontextualisieren und ihnen aufzuzeigen, dass der Konflikt keiner Gut/Böse-Dichotomie folgt. Wir Lehrpersonen sollten Schüler*innen mit der Offenheit, Neugier und Toleranz begegnen, die wir von ihnen im Umgang mit anderen Religionen, Kulturen und Weltanschauungen erwarten. 


Von Julia Mayr, Netzwerkkoordinatorin ERINNERN:AT Oberösterreich und ehemalige Lehrgangs-Teilnehmerin

Während einer Israelreise im Sommer 2022 durfte ich Eyal Naveh, einen der Autoren des Buches „Side by Side – Parallel Histories of Israel-Palestine”, kennenlernen. „Side by Side“ thematisiert einzelne Abschnitte der Geschichte des Nahen Ostens, beispielsweise den Unabhängigkeitskrieg und die „Nakba“ (Vertreibung und Flucht der arabischen Bevölkerung), aus einer multiperspektivischen Sicht. Die Multiperspektivität spiegelt sich im Titel und im Inneren des Buches wider, das in drei Spalten gegliedert ist. Die linke Spalte beschreibt die israelische Perspektive, die rechte Spalte die palästinensische und die mittlere Spalte besteht aus leeren Zeilen, welche die Lesenden einlädt, ihre eigene Perspektive zu reflektieren. Dieser multiperspektivische und partizipatorische Ansatz wird dem Faktum gerecht, dass es in der israelisch-palästinensischen Geschichte oft noch kein Narrativ gibt, auf das sich alle Parteien geeinigt haben, sodass es wichtig ist, mehrere Standpunkte zu verschriftlichen, um möglichst vielen Menschen gerecht zu werden und ein diverses Publikum, wie das eines Klassenraums, zu erreichen. 
Seit dem brutalen Terrorangriff der Hamas auf ZivilistInnen gibt es Geschehnisse, die mit den Werten unserer Gesellschaft unvereinbar sind und eine klare Positionierung verlangen. Dazu gehört, dass Terror und Antisemitismus zu verurteilen sind und die Betroffenen Schutz verdienen. Wichtig ist hierbei aber, den Terror vom 7. Oktober und dessen Urheber zu benennen, nämlich die Hamas, und diese nicht mit allen PalästinenserInnen gleichzusetzen.

13. Wie kann dem Konflikt in der Schule begegnet werden? 


Von Adelheid Schreilechner, Leiterin des PH-Lehrgangs „Holocaust. Erinnerungskulturen. Geschichtsunterricht“ an der Pädagogischen Hochschule Salzburg, in dessen Kontext Israel-Seminarreisen stattfinden

Wir leben in einer Zeit und in einer Gesellschaft, in der Bilder und Nachrichten ungefiltert und zeitlich uneingeschränkt auf uns einprasseln. Auf Social Media-Kanälen werden dem Algorithmus folgend Einstellungen und Haltungen permanent bestätigt und verstärkt. Einseitigkeit und Emotionalisierung sind die Folge. 
Im Unterricht sollte man in drei Schritten arbeiten: 1. Sammeln, 2. Versachlichen, 3. Schlüsse ziehen.

1. Sammeln
Schule kann und muss der neutrale Ort sein, an dem Erfahrenes und Gehörtes ausgesprochen werden darf, ohne gleich korrigiert oder bewertet zu werden. Was auf Jugendliche einprasselt, erhält dadurch ein Ventil. 

2. Versachlichen 
Lehrpersonen betrachten mit den Schülerinnen und Schülern den Konflikt auf der Metaebene, reden über Fakten, statt in der Emotion zu verharren oder sie zu verstärken. Die Beschäftigung mit dem Konflikt könnte zum Beispiel so eingeleitet werden: „Wir haben es hier mit einem Konflikt zu tun, der weit in die Geschichte zurück geht. Versuchen wir daher zu klären, worum es geht und wie es so weit gekommen ist.“

3. Schlüsse ziehen
Am Ende der inhaltlichen Arbeit stehen Schlussfolgerungen, also Erkenntnisse. Niemand muss oder soll sich auf eine Seite stellen. Vielmehr haben wir etwas über Israel und Palästina, über Jüdinnen und Juden, über Palästinenserinnen und Palästinenser und über Konflikte im Allgemeinen gelernt. 
Je vielfältiger die Lernergebnisse sind, desto differenzierter und erfolgreicher war der Unterricht. Und nachbessern ist immer möglich! 


Von Stephan Scharinger, ehemaliger Lehrgangs-Teilnehmer und Pädagogische Hochschule Tirol

Unsere Schüler:innen kommen mit Vorerfahrungen und Urteilen in den Unterricht, die etwa von der Familie und von Medien geprägt sind. Die Aufgabe der Schule muss es sein, Fakten und Sachverhalte ebenso zu vermitteln wie Raum für den Austausch von Meinungen bereitzustellen, um die eigenen Urteile reflektieren und gegebenenfalls adaptieren zu können.
Ein erster Schritt kann eine Medienrecherche sein: Die Schüler:innen verfolgen eine Woche lang Medien, die ihnen zur Verfügung stehen, und notieren Schlagzeilen, die sie beschäftigen. Im Unterricht werden die Medienberichte dann mit historisch-politischen Wissensbeständen angereichert. Je nach Alter der Schüler:innen müssen Begriffe wie „Hamas“, „Gazastreifen“, „Geiseln“, „Palästinenser“ oder „Antisemitismus“ geklärt werden, um eine gemeinsame Diskussionsgrundlage zu schaffen. Schließlich formulieren die Schüler:innen schriftlich Fragen zum Nahostkrieg auf Post-its oder in einem digitalen Forum. Die Fragen bleiben während der Unterrichtseinheit für alle sichtbar.
Um den Nahostkrieg zu verstehen, ist eine multiperspektivische Einordnung wichtig. Mithilfe von altersgemäßen und geeigneten Info-Materialien (Texte, Erklärvideos) erfolgt eine Erklärung des Konflikts. Gleichzeitig sind mediendidaktische Überlegungen zu (un-)seriösen Medien und Fake News nötig. Mögliche Leitfragen für die Medienanalyse können lauten: Wer sind die Urheber:innen? Werden Zahlen/Daten/Fakten genannt? Sind Quellen oder Fachleute angegeben? Ist es das Ziel des Videos, sachlich zu informieren?
Zum Schluss werden die offenen Fragen der Schüler:innen bearbeitet. Faktenbasiertes Diskutieren bedeutet dabei, die Sachverhalte klar zu benennen und zwischen Fakten, Meinungen und Emotionen zu unterscheiden. Es ist von großer Bedeutung, mit den Schüler:innen auf Augenhöhe im Gespräch zu bleiben und die Beziehungsebene nicht aufzugeben, auch wenn unterschiedliche Standpunkte aufeinanderprallen. 

Weiterführende pädagogische Handreichungen und Webtools

Eine umfassendere Websammlung zu „Antisemitismus im Kontext von Israel und dem Nahostkonflikt“ mit einer kommentierten Auswahl an Lernmaterialien, Handreichungen und Webtools sowie Texten finden Sie hier: Link Eine kleine, zu den derzeitigen Herausforderungen besonders geeignete Auswahl stellen wir im Folgenden vor: Zu den pädagogischen Handreichungen und Webtools

Hintergrundtext

Um die Fragen und Antworten besser einordnen zu können, stellen wir diesen kurzen Überblick über die Geschichte des Konflikts zur Verfügung. Dieser Text wurde erstmals in dem von „zentrum polis“ und ERINNERN:AT gemeinsam herausgegebenen polis aktuell 5/2022 „Nahost – Geschichte. Konflikt. Wahrnehmungen“ veröffentlicht. Für dieses Dossier wurde der Text durch den Autor Steffen Hagemann aktualisiert: Zum Artikel