10. Zentrales Seminar 2011: Mauthausen besuchen – Gedenkstättenpädagogik im Gespräch
In seiner Eröffnungsrede am Donnerstagabend sprach Paulus Hochgatterer über die Erzählung als Form einer Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte, durch die Affekte ausgedrückt werden können. Er gab damit einen Impuls zur Diskussion für die folgenden Seminartage.
Am Freitag gastierte das Seminar an der KZ-Gedenkstätte, um theoretische Überlegungen und praktische Ansätze der Gedenkstättenpädagogik zu erörtern. Bertrand Perz rückte anhand des Diensttagebuches des SS-Verwaltungsleiters im KZ Mauthausen das Thema der strukturellen Gewalt ins Blickfeld, Heidemarie Uhl skizzierte die gesellschaftlichen Erwartungshaltungen an Gedenkorte, deren materielle Substanz oft mit den Begriffen „Authentizität“ und „Aura“ verbunden wird, und Christian Gudehus berichtete von seinen empirischen Forschungen zu den Geschichtserzählungen bei Führungen an KZ-Gedenkstätten. Am Nachmittag stellten
Maria Ecker, Yariv Lapid, Christian Angerer und Wolfgang Schmutz das pädagogische Konzept der KZ-Gedenkstätte Mauthausen vor, das die Interaktion mit den BesucherInnen in den Mittelpunkt stellt. Praktische Vermittlungsbeispiele dazu wurden im Anschluss daran auf dem Gelände gezeigt. Eine Reflexion in Kleingruppen beschloss den Tag an der KZ-Gedenkstätte.
Der Film „KZ“ von Rex Bloomstein, der sich mit der KZ-Gedenkstätte Mauthausen und ihrem Umfeld beschäftigt, wurde am Freitagabend gezeigt und am Samstagvormittag mit dem Regisseur sehr kontrovers diskutiert. Maria Ecker präsentierte „Neue Heimat Israel“, die neue Lern-DVD von ERINNERN:AT mit Videointerviews von Holocaust-Überlebenden. Andrea Renoldner-Burianek und Manfred Martin berichteten von ihren großen Schulprojekten zu Gedenkstättenpädagogik und Gedenkkultur.
Mit drei Exkursionsgruppen, einem Stadtrundgang zu Linz im Nationalsozialismus (Franz Aigenbauer), einem Besuch des Lern- und Gedenkortes Schloss Hartheim (Irene Leitner) und einem Rundgang am Areal des ehemaligen Konzentrationslagers Gusen (Bernhard Mühleder, Niklas Bisenberger), endete das Seminar.
(Bericht von Christian Angerer: - link )
Programm:
Donnerstag, 10.11.2011
19.00 – 21.00 Eröffnung: Paulus Hochgatterer (Wien): Erzähl mir vom Schrecken - Versuch einer Annäherung an die Dinge, von denen
wir nichts wissen wollen (Chair: Christian Angerer)
Freitag, 11.11.2011
9.00 Bertrand Perz (Univ. Wien): Mauthausen als gewalttätige Institution
10.15 – 11.45 Gedenkstätten im gesellschaftlichen Diskurs: Erwartungshaltungen und Forschungsergebnisse (Chair: Doreen Cerny, Univ. Salzburg): Heidemarie Uhl (ÖAW, Wien): Gedenkstätten und die Logiken gesellschaftlicher Erwartungshaltungen;
Christian Gudehus (Essen): Dem Gedächtnis zuhören. Gedenkstätten und Erzählungen über nationalsozialistische Verbrechen.
13.00 – 14.15 Gesellschaftlicher Diskurs an Gedenkstätten:
Was hat es mit mir zu tun? Yariv Lapid, Christian Angerer, Wolfgang Schmutz, Maria Ecker
14.30 – 15.45 Ortsbesichtigungen Gedenkstätte Mauthausen
16.00 – 17.15 Moderierte Gesprächsrunden miit Doreen Cerny,
20.00 – 22.00 KZ . Ein Film von Rex Bloomstein (mit einführenden Worten des Regisseurs)
Samstag, 12.11.2011
9.00 – 10.00 Diskussion des Film mit Rex Bloomstein (Regisseur)
(Chair: Yariv Lapid)
10.00 – 11.00 Maria Ecker: Neue Heimat Israel. Neue DVD und Website für die Schule von ERINNERN:AT
Parallel: Workshop für VermittlerInnenpool Mauthausen mit Rex Bloomstein
11.15 – 11.45 Präsentation Schulprojekte aus dem Netzwerk Oberösterreich (Chair: Christian Angerer)
11.45 – 12.30 Neues von ERINNERN:AT
12.30 Abschluss Seminar
Exkursionen:
13.30 – 16.00 Linz im Nationalsozialismus (Franz Aigenbauer)
13.30 – 18.00 Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim (Irene Leitner)
Gedenkstätte Gusen (Bernhard Mühleder – Niklas Bisenberger)
Programm: - download
Film "KZ" von Rex Bloomstein: - link
Gedenkstätten - Didaktik: - link
Heidemarie Uhl: Pädagogisierung der Gedenkorte (Ausschnitte des Vortrags auf Youtube): - link
Bertrand Perz: Über die Organisation des KZ Mauthausen (Ausschnitte des Vortrags auf Youtube) - link