Seminarbericht und Videoeinblicke des Zentralen Seminars 2022: „Sehnsucht habe ich nach Euch und den Bergen …" – Lokalgeschichtliche Aspekte des Widerstands gegen das NS-Regime
Das diesjährige Zentrale Seminar von ERINNERN:AT fand vom 24. bis zum 26. November in Goldegg (Pongau, Salzburg) statt. Im Mittelpunkt des Seminars standen die pädagogische Herangehensweise und die zeitgemäße Behandlung des Themenkomplexes Widerstand im Unterricht. Die örtliche Verankerung in Goldegg ermöglichte es, sich mit der Bedeutung von Lokalgeschichte und der Auswirkung des NS-Regimes auf das gesellschaftliche Zusammenleben damals und heute zu auseinanderzusetzen.
Auch in diesem Jahr wurde das Seminar wieder online übertragen und über Facebook und Zoom live gestreamt, um auch jenen, die nicht vor Ort sein konnten, Einblicke in die Vorträge und Diskussionen zu ermöglichen. Die entsprechenden Videoaufzeichnungen stellt ERINNERN:AT hier zur Verfügung.
Die Eröffnung des Seminars erfolgte durch OeAD-Geschäftsführer Jakob Calice. Es folgten Grußworte von Martina Maschke, Abteilungsleiterin im Bildungsministerium und von Daniela Gutschi, Landesrätin für Bildung der Landesregierung Salzburg.
Hier sehen Sie die Aufzeichnung der Eröffnung und der beiden Vorträge von Brigitte Entner und Robert Obermair (Foto: OeAD / Fotohech).
Auf die Eröffnung folgten zwei Impulsreferate von Brigitte Entner und Robert Obermair. Brigitte Entner, Universität Klagenfurt, begann ihren Vortrag „Vom widerständigen Verhalten und zu dessen Rezeption nach 1945“ mit einem Blick in die Gegenwart und auf widerständiges Verhalten im Iran. In ihrem Vortrag stellte sie die zentralen Fragen, was Widerstand ist, und wer widerständiges Verhalten definiert. Neben der Vorstellung verschiedener Formen des Widerstandes während des NS-Regimes ging sie auf die Rezeption des Widerstandes im Laufe der österreichischen Geschichte nach 1945 ein. Ein sehr eng gefasster Widerstandsbegriff, der sich vor allem auf den bewaffneten oder politischen Widerstand beschränkte, änderte sich erst in den 60er Jahren u.a. infolge der Gründung des Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands (DÖW). Gerade Wehrmachtsdeserteure und Kriegsdienstverweigerer mussten besonders lange auf Anerkennung und Rehabilitierung warten, wie auch am lokalgeschichtlichen Beispiel der Goldegger Wehrmachtsdeserteure zu sehen sei.
Robert Obermair, Bundesland-Koordinator von ERINNERN:AT Salzburg und Historiker der Universität Salzburg, referierte zum Thema „Widerstand gegen das NS-Regime im ‚Reichsgau‘ Salzburg“. In seinem Impulsreferat gab er zunächst Einblicke in lokalgeschichtliche Aspekte und unterschiedliche Formen und Motivationen des Widerstandes gegen das NS-Regime in Salzburg. Diese verdeutlichte er anhand konkreter Biografien widerständiger AkteurInnen. Schließlich ging er auf die Entwicklung des regionalen erinnerungspolitischen Umgangs mit dem Themenkomplex Widerstand ein. Dabei richtete er den Blick auch auf aktuelle Projekte des Gedenkens, wie das Forschungs-, Vermittlungs- und Kunstprojekt „Orte des Gedenkens“, das es sich zur Aufgabe macht, in allen politischen Bezirken des Landes Salzburg Orte des widerständischen Verhaltens gegen das NS-Regime sichtbar zu machen.
Gespräch mit der Regisseurin Jo Schmeiser, Moderation Fritz Neumüller (Foto: OeAD fotohech)
Künstlerische Auseinandersetzung: Jo Schmeisers Film „Widerstandsmomente“
Den Abschluss des ersten Seminartages bildete die Vorführung des 2019 erschienenen Films „Widerstandsmomente“ von Jo Schmeiser. Der Film trägt Stimmen, Schriften und Objekte aus dem Widerstand gegen die Nationalsozialisten in die Gegenwart. Politisch engagierte Frauen von heute reagieren auf den historischen Widerstand und stellen aktuelle Bezüge her. Die anschließende Diskussion mit der Regisseurin konnte krankheitsbedingt nur via Zoom stattfinden. Im von APA-Redakteur Fritz Neumüller moderierten Gespräch diskutierten die Teilnehmenden mit der Regisseurin über die Motive und Hintergründe des Films, aber auch über die Legitimität von historischen Vergleichen und wie weit diese gehen dürfen.
Aufzeichnung des Vortrags von Johannes Hofinger und der anschließenden Diskussion (Foto: OeAD / fotohech)
NS-Widerstand und Lokalgeschichte in der pädagogischen Praxis
Den Auftakt zum zweiten Seminartag bildete ein Vortrag von Johannes Hofinger, Historiker am Salzburger Stadtarchiv. Er stellte die viel diskutierte Neufassung des NS-Kapitels der Goldegger Ortschronik und die damit verbundene Kontroverse rund um die Erinnerung an die Goldegger Wehrmachtsdeserteure vor. Es folgte ein Publikumsgespräch, in dem unter anderem die Gespaltenheit der lokalen Bevölkerung im Konflikt rund um die angemessene Erinnerung an die Goldegger Wehrmachtsdeserteure thematisiert wurde – eine Auseinandersetzung, die bis in die Gegenwart hineinwirkt. Die teils emotionale und kontroverse Diskussion spiegelte diese Aktualität wider.
Workshop von Sarah von Holt beim Zentralen Seminar 2022 (Foto: OeAD/ fotohech)
Es folgten vier parallel stattfindende Workshops: Sarah von Holt vom Jüdischen Museum Berlin präsentierte den IWalk: Jüdischer Widerstand in Wien. Jennifer Barton und Axel Schacht (OeAD, ERINNERN:AT) stellten das Modul: „Widerstand und politische Verfolgung“ der neu erschienenen Unterrichtsmaterialien zum Besuch der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau und der österreichischen Länderausstellung vor. Christine Müller-Botsch von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, hielt einen Workshop zu „biografischen und lokalgeschichtlichen Zugängen zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus am Beispiel des Widerstands von Sinti und Roma“ und Martin Krist (OeAD, ERINNERN:AT) stellte Unterrichtsmaterialien zum Thema „Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Wien“ vor. Im Anschluss konnten die Teilnehmenden zwischen vier Exkursionen wählen, auf denen sie sich jeweils vor Ort mit den lokalgeschichtlichen Aspekten der NS-Vergangenheit Goldeggs und der Umgebung befassten. Einen tieferen Einblick in die Workshop-Inhalte und Exkursionen finden Sie am Ende des Artikels.
Aufzeichnung der Lesung von Hanna Sukare, Moderation Albert Lichtblau (Foto: OeAD / fotohech)
Literarische Auseinandersetzung: Hanna Sukares „Schwedenreiter“
Zum Abschluss des zweiten Seminartages las die Schriftstellerin Hanna Sukare aus ihrem Roman „Schwedenreiter“, der sich mit der Geschichte der Goldegger Wehrmachtsdeserteure auseinandersetzt. Das Gespräch zur Lesung moderierte Albert Lichtblau, Universität Salzburg. Sukare führte in die Handlung des Buches ein und sprach über wesentliche Gedanken zur Konzeption ihres Romans. Im anschließenden Publikumsgespräch wurden unterschiedliche Zugänge thematisiert, die im Buch betrachtete Aspekte der Geschichte mit einem lebensweltlichen Bezug für SchülerInnen nachvollziehbar und relevant zu machen. Ebenso besprochen wurde die Herausforderungen lokalgeschichtliche Verbrechen aufzuarbeiten, wo die Bevölkerung durch familiäre Verbindungen stark involviert sei.
Hier sehen Sie die Podiumsdiskussion und das anschließende Publikumsgespräch in voller Länge (Foto: OeAD / fotohech).
Podiumsdiskussion: „Geächtet – geachtet? Über die Anerkennung von und das Erinnern an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus“
Der letzte Seminartag startete mit einem „Marktplatz“, auf dem die Teilnehmenden unterschiedliche Projekte, Initiativen und Lernmaterialien von ERINNERN:AT und KooperationspartnerInnen kennenlernen konnten. Es folgte die abschließende Podiumsdiskussion der Tagung, in der Victoria Kumar (OeAD, ERINNERN:AT) das Gespräch zur Anerkennung von und zum Erinnern an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus leitete. Auf der Bühne begrüßte sie Christine Müller-Botsch von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand Berlin, Hildegard Fraueneder von der Universität Mozarteum Salzburg, Martina Gugglberger von der Johannes-Kepler-Universität Linz und Renate Meissner vom Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus. Erörtert wurden die Geschichte der Erinnerungspolitik sowie diesbezügliche Parallelen und Unterschiede in Deutschland und Österreich. Dabei kamen auch spezifische Aspekte, wie die Rolle von Frauen im Widerstand, der lange Zeit keine Anerkennung zuteil wurde, zur Sprache. Darüber hinaus wurde über unterschiedliche Vermittlungsprojekte und die Frage, wie der historische Wissenstransfer in der (Schul-)Praxis gelingen kann, auf dem Podium und im anschließenden Gespräch mit den Teilnehmenden diskutiert.
Patrick Siegele beendete das Zentrale Seminar mit einem Rückblick auf die wichtigsten Ergebnisse und Erkenntnisse des Seminars und erinnerte an die Opfer der Gestapo-Razzia am 2. Juli 1944 mit der Verlesung aller Namen. Sein Dank galt allen Beteiligten, die an der gelungenen Durchführung des Zentralen Seminars 2022 in Goldegg mitgearbeitet haben. Zum Schluss blieb noch der Ausblick auf die kommenden Veranstaltungen von ERINNERN:AT und der Hinweis auf das Zentrale Seminar 2023, welches zum Thema „NS-Homosexuellenverfolgung“ vom 16.-18. November in Wien stattfinden wird.
Workshops
Workshop 1: IWalk: Jüdischer Widerstand in Wien. Sarah von Holt, Jüdisches Museum Berlin (Foto: OeAD / fotohech)
Nachdem 2021 der erste IWalk in Österreich zur Geschichte des KZ Mauthausen von ERINNERN:AT präsentiert wurde, stellte Sarah von Holt, Jüdisches Museum Berlin, im Workshop den zweiten in Kooperation mit der USC Shoah Foundation erstellten IWalk zum Jüdischen Widerstand in Wien vor. Der appbasierte Stadtspaziergang führt an Orte in Wien, die für widerständige Handlungen von Jüdinnen und Juden während der NS-Zeit stehen. Lebenserinnerungen und weitere Quellen veranschaulichen, wie Verfolgte auf Ausgrenzung und Verfolgung reagiert haben. Im Workshop hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, die IWalk-App auszuprobieren und über Einsatzmöglichkeiten im Unterricht zu diskutieren. Zum IWalk
Workshop 2: Unterrichtsmaterialien zum Besuch der Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau und der österreichischen Länderausstellung – Modul Widerstand und politische Verfolgung. Axel Schacht und Jennifer Barton, OeAD, ERINNERN:AT (Foto: OeAD)
Die vorgestellten Lernmaterialien unterstützen PädagogInnen bei der Thematisierung von Auschwitz in verschiedenen Unterrichtsfächern und können zur Vor- und Nachbereitung des Besuchs der neuen österreichischen Länderausstellung an der Gedenkstätte Auschwitz genutzt werden. Wählen können Lehrkräfte dabei aus sieben Modulen, die jeweils einen eigenen Themenschwerpunkt behandeln und unabhängig voneinander zum Einsatz kommen können. Im Workshop setzten sich die Teilnehmenden besonders mit dem Modul zum Thema „Widerstand und politische Verfolgung“ auseinander und erprobten dieses in Kleingruppen: Darin lernen SchülerInnen anhand von konkreten Biografien Beispiele für widerständiges Handeln kennen und analysieren Beweggründe, Kontext und Handlungsspielräume. In der abschließenden Reflexion wurde auf Stärken wie auch Grenzen des Lernmaterials eingegangen, sowie auf die am Vortag bei den Vorträgen aufgeworfenen Fragen zur Thematisierung des Themenkomplex Widerstand im Unterricht. Zu den Lernmaterialien
Workshop 3: Biografische und lokalgeschichtliche Zugänge zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus am Beispiel des Widerstands von Sinti und Roma. Christine Müller-Botsch, Gedenkstätte Deutscher Widerstand (Foto: OeAD / fotohech)
Christine Müller-Botsch, stellvertretende Leiterin der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, stellte im Workshop zuerst die Gedenkstätte und deren pädagogische Programme im Allgemeinen vor. In den Angeboten der Gedenkstätte haben biografische und lokalgeschichtliche Zugänge einen besonderen Stellenwert, um die Handlungsbedingungen und die gesellschaftliche Vielfalt des Widerstands aufzuzeigen. Ein Schwerpunkt des Workshops lag auf Biografien von Sinti und Roma, die sich gegen die nationalsozialistische Verfolgung gewehrt haben. In Kooperation mit dem Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma hat die Gedenkstätte dazu pädagogische Materialien unter dem Titel „Wir geben uns nicht in ihre Hände“ entwickelt.
Workshop 4: Unterrichtsmaterialien „Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Wien“. Martin Krist, OeAD, ERINNERN:AT (Foto: OeAD / fotohech)
Im Workshop von Martin Krist (ERINNERN:AT Wien) lernten die Teilnehmenden Unterrichtsmaterialien zum Thema: „Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Wien“ kennen. Diese thematisieren verschiedene Wiener Widerstandsgruppen gegen das NS-Regime, die Bedeutung und Definition von Widerstand und der Umgang mit dem Themenkomplex nach 1945. SchülerInnen beschäftigen sich mit verschiedenen Lebensgeschichten, die es im Unterricht ermöglichen, über einen breiten Begriff von Widerstand zu diskutieren und einzelne Rollen und Perspektiven zu reflektieren. Neben der praktischen Erprobung der Materialien diskutierten die Workshop-TeilnehmerInnen dessen didaktische Umsetzung und tauschten bisherige Praxiserfahrungen dazu aus.
Exkursionen
Exkursion 1: Historischer Stadtspaziergang Saalfelden. Spuren der Erinnerung 1938 – 1945. Sabine Aschauer-Smolik und Alexander Neunherz
Sabine Aschauer-Smolik und Alexander Neunherz begleiteten die Teilnehmenden des Zentralen Seminars auf einem Stadtspaziergang durch Saalfelden. An insgesamt sieben Orten wurde die Erinnerung an die Jahre 1938 bis 1945 mit Geschichten und Fotos veranschaulicht. Zu den Stationen zählte u.a. das ehemalige jüdischen DP-Camp Givat Avoda auf dem Gebiet der heutigen Anton-Wallner-Kaserne. Das Camp bestand zwischen 1945 und 1949 und diente tausenden jüdischen Holocaust-Überlebenden als Zwischenstation vor ihrer weiteren Emigration, vornehmlich nach Palästina bzw. Israel oder in die USA.
Exkursion/Wanderung 2: Die Goldegger Wehrmachtsdeserteure: Widerstand und Repression in einer peripheren alpinen Landschaft – Wanderung mit Michael Mooslechner (Foto: OeAD)
Vom November 1943 bis zur Gestapo-Razzia am 2. Juli 1944 hielt sich im entlegenen Gebiet von Goldegg-Weng eine Gruppe von Kriegsdienstverweigerern und Deserteuren auf. Sie wurden von der Bevölkerung unterstützt und versorgt und konnten bis Juli 1944 von den lokalen Behörden nicht ausgeforscht werden. Michael Mooslechner, der umfassend zu diesem Thema geforscht hat, führte die Teilnehmenden zu historisch relevanten (Tat-)Orten: u.a. zum ehemaligen Gasthof Seemayr, wo Peter Ottino im Kampf gegen die SS gefallen ist, zum Marterl für Simon und Alois Hochleitner, die zwei Brüder vom Unterdorfgut, die an dieser Stelle (in der Kurve) erschossen worden sind und zum Hof der Familie Hochleitner, Unterdorf, wo sich Karl Rupitsch vor den Schergen der SS versteckte, und er schließlich verhaftet worden ist. Die Wanderung endete beim ersten Deserteursdenkmal Österreichs: Der Gedenkstein für die Goldegger Deserteure ist 2014 auf dem Grundstück des Erholungsheimes der Österreichischen Gesundheitskasse in Goldegg verlegt worden.
Exkursion 3: „Hallein unterm Hakenkreuz“ – ein Rundgang auf den Spuren des Nationalsozialismus und das Halleiner Außenlager des KZ Dachau. Wolfgang Wintersteller (Foto: OeAD / fotohech)
Hallein stand aufgrund seiner geografischen Nähe zur deutschen Grenze und Hitlers Berghof am Obersalzberg bereits früh unter starkem Einfluss der Nationalsozialistischen Propaganda, die das politische Klima stark beeinflusste. Zwischen 1943 und 1945 befand sich in unmittelbarer Umgebung der Stadtgrenze ein Außenlager des KZ Dachau. Auf die dort verübten Verbrechen, aber auch auf die heldenhafte Befreiung von 17 Gefangenen durch die Halleinerin Agnes Primocic, wird seit 2012 durch eine Gedenktafel gedacht. Wolfgang Wintersteller, selbst Absolvent und später Lehrer des Halleiner Gymnasiums, leitete die Teilnehmenden auf einem Rundgang zu den wichtigsten Gedenkorten der Stadt Hallein. Die letzte Station des Rundgangs führte zur Gedenktafel, die seit 2012 auf dem Gelände der Firma Deisl-Beton an das von 1943-1945 dort befindliche Außenlager des KZ Dachau erinnert.
Exkursion 4: Lern und Erinnerungsorte in St. Johann/Pongau. Annemarie Zierlinger, Geschichtswerkstatt St. Johann/Pongau (Foto: OeAD)
1941 wurde in St. Johann/Pongau das Kriegsgefangenenlager STALAG XVIII C „Markt Pongau“ errichtet. Die Exkursion führte die Teilnehmenden zunächst zum sogenannten „Russenfriedhof“, eine Grabstätte für 3.600 sowjetische und jugoslawische Kriegsgefangene und Zivilpersonen, die heute in direkter Nähe des ehemaligen Lagers an die dort umgekommenen Soldaten erinnert. Neben der Erklärung der historischen Zusammenhänge, ging die Exkursionsleiterin Annemarie Zierlinger besonders auf den heutigen Umgang mit der Geschichte und den Erinnerungsorten ein. Die pensionierte Geschichtslehrerin gründete 2014 mit einem Team den Verein „Geschichtswerkstatt St. Johann/Pongau“ mit dem Ziel, an die NS-Opfer von St. Johann und an die Kriegsgefangenen des STALAG XVIII C „Markt Pongau“ zu erinnern. Nach einer Wanderung, welche die geografischen Ausmaße des Kriegsgefangenenlagers verdeutlichte, führte die Exkursion zu einigen Orten in St. Johann, die mit dem Schicksal der Goldegger Deserteure in Verbindung stehen.