ABGESAGT: Zentrales Seminar: "Unter Zwang arbeiten" – Nationalsozialistische Zwangsarbeit in Landwirtschaft und Rüstungsindustrie

Das Zentrale Seminar ist die größte LehrerInnenfortbildung zum Thema Nationalsozialismus, Holocaust und Antisemitismus in Österreich. Aufgrund der epidemiologischen Lage kann das Zentrale Seminar, das zunächst auf den Frühsommer 2021 verschoben wurde, auch heuer nicht wie ursprünglich geplant nachgeholt werden. Um dennoch Fortbildung und Austausch zum Thema Zwangsarbeit mit den zentralen Inhalten des geplanten Seminarprogramms zu ermöglichen, lädt ERINNERN:AT zu einem Webinar am 24. Juni.

Alle Informationen zum Webinar am 24. Juni: - Link

Themen: Geschichte und Gegenwart der Zwangsarbeit, Regionale Erinnerungskulturen und Chancen der schulischen Vermittlung.

Wir sind heute einem großen, dynamischen Wandel der Arbeitswelt unterworfen, der mit den Begriffen „Digitalisierung“ und „Industrie 4.0“ nur unzulänglich beschrieben ist. War über Jahrhunderte die Disziplinierung der Individuen bestimmend, so zielt die Sozialisation heute auf den/die selbstbestimmte/n, eigenorganisierte/n und dazu noch kreative/n und emotional kompetente/n Einzelunternehmer/in, der/die ihre hochqualifizierte Persönlichkeit in den Arbeitsprozess gerne einbringt. Ist heute auch die Vorstellung vom freien Vertragsverhältnis bestimmend, so kam und kommt die Ausbeutung der Arbeitskraft oft ungeschminkt ans Licht. In unserem Raum in jüngerer Vergangenheit am massivsten in der NS-Zwangsarbeit: Während der nationalsozialistischen Herrschaft in Österreich mussten mindestens 937.500 Menschen Zwangsarbeit leisten. Am Zentralen Seminar 2020 untersuchen wir die Geschichte und die Nachwirkung der Zwangsarbeit im internationalen, nationalen und regionalen Kontext.

Im Herbst 1944 waren fast die Hälfte aller in der oberösterreichischen Industrie und Landwirtschaft Beschäftigten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, dh. „fremdvölkische Zivilarbeiter“, Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge. Sie waren in Lagern zusammengepfercht und marschierten zur Arbeit oder sie lebten in den Haushalten der lokalen Bevölkerung mit. Wie es ihnen ging, hing von ihrer Herkunft und ihrer rassistischen Einordnung ab: In der Hierarchie ganz oben jene von „germanischer Abstammung“, ganz unten die „Ostarbeiter“, sowjetische Kriegsgefangene und die KZ-ZwangsarbeiterInnen. Ob sie Gewalt erlitten oder angemessen ernährt wurden und Ruhezeiten hatten, ob sie als Menschen behandelt wurden oder als „Untermenschen“, das hing auch von jenen „Volksgenossen“ ab, für die sie arbeiteten. Den „Deutschen“ waren menschlicher Umgang und Beziehungen zu den „Fremdarbeitern“ untersagt, besonders hart bestraft wurden Liebesbeziehungen. Tausende Schwangerschaftsabbrüche wurden erzwungen und Kinder von Zwangsarbeiterinnen wurden in „fremdvölkischen Kinderheimen“ untergebracht, wo viele zu Grunde gingen.

Das ursprünglich geplante Programm

Themen des Seminars: Über Zwangsarbeit allgemein und in der Landwirtschaft sprechen wir mir Univ. Prof. Dr. Ernst Langthaler, die Situation von Frauen in der Zwangsarbeit erläutert Univ.Prof.in Dr.in Martina Gugglberger, Mag. Martin Kranzl-Greinecker spricht über die Kinder der Zwangsarbeiterinnen und schlägt die Brücke ins Heute.

Workshops sind der didaktischen Umsetzung des Themas gewidmet und stellen aktuelle Lernmaterialien von ERINNERN:AT vor. In Exkursionen wird die Zwangsarbeit in der Region verortet. Das Seminar umfasst auch einen Besuch der von Harald Welzer und Robert Misik kuratierten Ausstellung „Arbeit ist Unsichtbar“ im Museum Arbeitswelt sowie des „Stollens der Erinnerung“ zu Rüstungsindustrie und Zwangsarbeit.

Ursprünglich vorgesehenes Programm Zentrales Seminar 2020

 Das Zentrale Seminar 2020 wird von ERINNERN:AT im Auftrag des BMBWF durchgeführt und vom Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus finanziell unterstützt. Das Seminar gilt als Fortbildung für LehrerInnen im Sinne des BMBWF.

An wen richtet sich das „Zentrale Seminar“?

Das Zentrale Seminar 2020 richtet sich an LehrerInnen aller Schultypen und Fächer, insbesondere Geschichte und Politische Bildung, aus ganz Österreich. Ein Platzkontingent steht für VermittlerInnen aus dem außerschulischen Bildungsbereich (Gedenkstätten-PädagogInnen) sowie für Studierende zur Verfügung. Das Seminar gilt als Fortbildung für LehrerInnen im Sinne des BMBWF. Das Webinar, das zum Ersatz des Zentralen Seminars am 24.06. stattfinden wird, gilt jedoch nicht als Fortbildung für LehrerInnen nach Vorgabe des Bildungsministeriums.

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