10. Seminar
Yad Vashem wurde 1953 durch einen Beschluss des israelischen Parlaments gegründet. Dort wird die Geschichte der Juden im Holocaust dokumentiert und das Andenken an jedes einzelne der sechs Millionen Opfer bewahrt, wie es in der Selbstdarstellung der Gedenkstätte heißt. Im Laufe der Jahre entwickelte Yad Vashem vielfältige Ansätze, um das Wissen über den Holocaust angemessen vermitteln zu können. Dies geschieht nicht nur durch Gedenkveranstaltungen und Dokumentation, sondern auch durch Bildung, Forschung und Publikationen. Yad Vashem besitzt das weltweit größte Dokumentationsarchiv sowie die Halle der Namen, in deren digitalisierter Datenbank die Namen der Holocaust-Opfer aufgenommen sind. Die Central Database of Shoah Victims' Names ist online zugänglich. Die Namen der Opfer stammen zum größten Teil von Hinterbliebenen und Zeugenaussagen oder wurden den Deportationslisten der Täter entnommen. Bisher sind ca. 3,2 Millionen Namen erfasst.
Das 13tägige Seminar wird über das bm:bwk, Abteilung bilaterale Angelegenheiten, I/10, in Erfüllung von Art. 2.4 des österreichisch-israelischen Memorandum of Understanding on Cultural and Educational Cooperation für Lehrer/innen aller Schultypen und Fächer ausgeschrieben. Die Nominierung erfolgt über die jeweiligen Landesschulräte. Mit der Teilnahme am Yad Vashem Seminar verpflichten sich die Kolleginnen und Kollegen, ein Multiplikationsprojekt durchzuführen, das sich inhaltlich mit einem methodisch-didaktischen Vermittlungsthema beschäftigt. Bei der Formulierung und Bearbeitung des Themas werden die Teilnehmer/innen von den Koordinator/innen der Dezentralen Netzwerke und von der Geschäftsleitung des Projekts „Nationalsozialismus und Holocaust: Gedächtnis und Gegenwart“ beraten. In Yad Vashem besteht die Möglichkeit, die Archive und die Bibliothek zu nutzen. Die Multiplikationsprojekte sind ein Beitrag zur Entwicklung von good-practice Unterrichtsmodellen, die auf die Homepage www.erinnern.at gestellt werden. Die Seminargebühren, die Kosten für Unterkunft (Basis: Doppelzimmer und Frühstück, Einzelzimmer gegen Aufzahlung - im Jerusalem Shalom Hotel) und die Reise werden vom bm:bwk übernommen. Der von den Teilnehmer/innen aufzubringende Selbstbehalt betrifft die Kosten für Mittag- und Abendessen sowie gegebenenfalls die Aufzahlung für ein Einzelzimmer.
Das Programm des 10. Seminars wurde wiederum von Yariv Lapid, der in Yad Vashem für die Kontakte mit den deutschsprachigen Länder zuständig ist, arrangiert und begleitet. Schwerpunkte waren das von Shulamit Imber vorgestellte pädagogische Konzept der International School for Holocaust Studies, die Präsentation verschiedener pädagogischer Programme und eine Auswahl bedeutender Aspekte des Holocaust, die dreitägige Fahrt in den Norden Israels mit einem Besuch des Warzaw Ghetto Fighters’ Museums und ein Treffen mit Nazir Majali, der an der Schule von Pater Shufani in Nazareth über ein Auschwitz Projekt informierte. In dem von österreichischer Seite organisierten Rahmenprogramm referierte Ari Rath, der frühere langjährige Herausgeber der traditionsreichen englischsprachigen Tageszeitung „Jerusalem Post“, an einem Abend zur aktuellen politischen Situation.
Während des offiziellen Besuchs von Frau Bundesminister Elisabeth Gehrer, vom 23. bis 26. November, gab es auch zwei Begegnungen mit der Seminargruppe. Die erste beim mittlerweile zur Tradition gewordenen Dinners mit ehemaligen Österreicher/innen, die in Jerusalem leben, im Shalom Hotel. Bei der Gruppe der „Jerusalem Austrians“ handelt es sich um Juden, die in Österreich geboren sind, hier ihre Kindheit und zum Teil Jugend gelebt haben und während des „Anschlusses“, bzw. nach dem „Anschluss“ geflohen und nach Palästina ausgewandert sind. Es sind ältere Leute, um die 80 und zum Teil älter, die meisten haben Nachkommen, Kinder und Enkelkinder. Sie hängen an ihrer alten Heimat Österreich und sind sehr neugierig, alles Mögliche zu erfahren. Viele haben ihre Geburtsstadt besucht, manche haben noch Schulfreunde und Bekannte in Österreich. Sie treffen sich hin und wieder in einem österreichischen Club, hören Vorträge von Referent/innen, die zum Teil aus Österreich kommen. Ihnen ist wichtig, Menschen zu treffen, mit denen sie über das heutige Österreich reden können, über Gesellschaft, Politik und Kultur. Mitunter treffen sie auf Lehrer/innen, die zufällig in der selben Straße wohnen, in der sie aufgewachsen sind, oder dieselbe Schule besucht haben, an der jemand aus der Seminargruppe heute unterrichtet. Oft werden Gegeneinladungen ausgesprochen und Kontakte weit über diesen Abend hinaus gepflegt.
Die zweite Begegnung fand anlässlich des Besuchs in Yad Vashem statt, als die Frau Bundesminister an einer Präsentation Lea Roshkovskys zu Vermittlungsfragen des Buches „Fly Like A Butterfly“ teilnahm und mit den Seminarteilnehmer/innen über die Bedeutung der pädagogischen Arbeit diskutierte. „Gern wäre ich geflogen – wie ein Schmetterling“ erzählt eine Geschichte, die sich vor 65 Jahren ereignet hat. Die Erzählerin, Hannah Gofrith, berichtet von ihrer Kindheit in Polen, vom Einmarsch deutscher Truppen im Jahre 1939, vom Schrecklichen, das Deutsche Juden und Polen angetan haben, von der Rettung durch die Familie Skovronek, zu deren Andenken in Yad Vashem ein Baum gepflanzt wurde, und wie sie nach Israel kam, wo sie heute mit ihrer Familie lebt.
26 Kolleg/innen aus ganz Österreich (siehe download Teilnehmer/innen) nahmen am 10. Yad Vashem Seminar teil. Sie stehen für weitere Auskünfte zur Verfügung. Begleitet wurde die Gruppe von Peter Niedermair.