16. Seminar
Seminarbegleitung: Peter Niedermair und Elisabeth Streibel
Bericht
(Peter Niedermair)
In der Evaluation zum 13-tägigen Seminar in Israel reflektieren die TeilnehmerInnen die neuen methodischen Zugänge, die sie kennen gelernt und das Grundsätzliche, das sie in Israel erfahren haben - z.B. die Bedeutung eines soliden Geschichtsunterrichts, die Auseinandersetzung mit dem eigenen Zugang zu Nationalsozialismus und Holocaust und wie die komplexen Themen im Familiennarrativ aufbewahrt sind, die Rolle des Lehrers/der Lehrerin, die Atmosphäre, in der die Auseinandersetzung mit dem Thema Shoah in der Schule stattfinden kann, die biographischen Zugänge und die altersadäquate Vermittlung. Den Opfern ein Gesicht und einen Namen und damit ihre Würde geben, ist eine der Grundpositionen in der universellen Pädagogik über die Shoah, die an der International School for Holocaust Studies in Yad Vashem entwickelt wurde.
Im ersten Programmteil an der ISHS standen historische Vorträge, gegliedert in das Leben vor, während und nach der Shoah, sowie Workshops, in denen die pädagogischen Materialien vorgestellt wurden. Programm Yad Vashem (> LINK) Daniel Rozenga, für die Organisation des Programms in Yad Vashem verantwortlich, moderierte den Workshop, in dem die TeilnehmerInnen drei Überlebende der Shoah trafen, Yehudith Bitow, Naftali Fuerst und Shaul Oren-Hornfeld, und Gelegenheit zum Gespräch hatten.
Eine große Herausforderung ist der Besuch des neuen historischen Museums in Yad Vashem, des Themas wegen und der Fülle und Dichte der Präsentation. In einer konzeptionellen Tour durch das Museum gab Daniel Rozenga einen Überblick über die komplexen Dimensionen des Museums. In der jeden Seminartag abschließenden Debriefing Unit wurde zu recht deutlich, dass die TeilnehmerInnen auch die Möglichkeit eines persönlichen Besuchs in einer angemessenen Zeit haben müssen. Den Wünschen der TeilnehmerInnen Rechnung tragend, wurde das als Workshop geplante Thema „The Liberation of Jewish Survivors and their Difficulties while Rebuilding their Lives“ ebenfalls im Museum behandelt.
Natan Kellermann, Soziodramatiker und langjähriger Leiter von AMCHA, referierte über die psychosoziale Betreuung von Shoah Überlebenden, die generationsübergreifende Weitergabe von Traumata und arbeitete mit der Seminargruppe zu Fragen der 2. Generation. (LINK > Natan Kellermann)
Im Begleitprogramm besuchte die Gruppe mit Assaf Ze’evi ausgewählte Orte, an denen es im Kern um die Kontextualisierung der Geschichte und Politik Israels geht: Eine erste Orientierung in Jerusalem, Mount Skopus, Ölberg, Altstadt unmittelbar bei der Ankunft am ersten Abend sowie eine zweitägige so genannte geopolitische Exkursion ans Tote Meer und in den Norden, Kibbutz Almog am Toten Meer, Fahrt durch das Jordantal, zwei ausgewählte kirchliche Orte, Capernaum und Tabgha, Jordan Park und die Golan Heights.
In einem 3-Tage-Didaktik-Methodik Workshop am Center for Humanistic Education in Lochamei Hagetaot, Warzaw Ghetto Fighers’ House, in der Nähe von Akko, boten David Netzer und sein Kollege Hanan ein vielfältiges Seminarprogramm, in dem es im Wesentlichen um den praktischen Transfer in die Schulwirklichkeit und eine Reflexion der methodischen Zugänge ging. Als Zeitzeugin hatte David Netzer seine Mutter, Batya Netzer, eingeladen, die in Wiener Neustadt geboren ist. In Lochamei wurde, wenn auch nur kurz, über den aktuellen Konflikt und dessen Bedeutung für den Unterricht in Österreich gesprochen. Das Programm in Lochamei (> LINK), so die TeilnehmerInnen Evaluation, ist eine wichtige Ergänzung zu Yad Vashem.
Eine wichtige Rolle beim Seminar spielen die Begegnungen. Das traditionsreiche Dinner mit den „Jerusalem Austrians“ im Shalom Hotel Jerusalem. Beeindruckend finde ich nach wie vor die Vorstellungsrunde am Beginn des Abends, in der so etwas wie ein lebendes und lebendiges Archiv der Zeitgeschichte entsteht. Anitta Goldschmidt, die im September d.J. 90 wird, hat dankenswerterweise wieder unsere Gäste eingeladen. Während des Seminartags in Tel Aviv besuchte die Seminargruppe auch den österreichischen Club in der Rue Esther Hamalkah. Gideon Eckhaus, Deborah Neufeld, die den Besuch und das Programm vorbereitet hatte, und der österreichische Seminarleiter betonten die politische und pädagogische Bedeutung dieser Begegnungen, aus denen heraus schon zahlreiche Projekte an österreichischen Schulen entstanden sind.
Zu guter letzt ein Kompliment und Danke an die KollegInnen dieser 16. Seminargruppe, für die Offenheit in den Gesprächen und Diskussionen und das Engagement. Das Seminar, so die individuellen Evaluationen, war sehr intensiv und herausfordernd, dennoch war es alles in allem eine große Erfahrung und Bereicherung. Danke an Elisabeth Streibel für die sehr kompetente Co-Begleitung der Gruppe.
Organisation, Koordination und Begleitung, Peter Niedermair, GF erinnern.at
Die TeilnehmerInnen werden von den Landesschulräten bzw. dem Stadtschulrat Wien nominiert. Die Ausschreibung zur Nominierung erfolgte durch das bmukk im Dezember 2008, Nominierungfrist 10. März 2009.
Zur Teilnahme am Seminar sind LehrerInnen in Hauptschulen, Mittleren und Höheren Schulen sowie Lehrerbildungsinstitutionen eingeladen, welche die Fächer Geschichte und Poliltische Bildung unterrichten.
Das bmukk (Abt. Bilaterale Angelegenheiten) trägt die Kosten von Vor- und Nachbereitung, die Reisekosten und Seminarkosten sowie in Israel die Unterbringung auf der Basis Doppelzimmer / Frühstück.
Vorbereitungsseminar Bildungshaus St. Virgil, Salzburg 17./18. Mai 2009
Nachbereitungsseminar Bildungshaus St. Virgil, Salzburg 4./5. Oktober 2009