6. Seminar
Die 23 Lehrerinnen und Lehrer, die am 6. Seminar vom 21. November bis 4. Dezember 2003 teilnahmen, gaben ganz begeisterte Rückmeldungen: Sie waren sowohl mit dem Seminar selbst als auch mit dem von der österreichischen Seite zu verantwortenden Begleitprogramm fast restlos zufrieden. Weil die Teilnehmer/innen immer wieder eine intensivere Auseinandersetzung mit der schwierigen Gegenwart in Israel wünschten, begann dieses Seminar mit einem Tag in Givat Haviva, einem Bildungszentrum in Nord-Israel, das arabisch-jüdische Friedensarbeit als ganz wichtigen Schwerpunkt hat.
Die Vorträge und Diskussionen in Yad Vashem selbst waren wieder herausfordernd und bereichernd. Herausfordernd nicht nur, weil überwiegend in englischer Sprache, sondern vor allem, weil die Auswahl der Themen und die Sichtweise der Referent/innen sich doch von den vertrauten Themen und den gewohnten Betrachtungsweisen unterschied. Die drei Einheiten mit dem Psychologen Nathan Kellermann "Austrians, Israelis and the Holocaust" gaben Einblick in die psychosoziale Bedeutung von Traumatisierung, boten aber auch Gelegenheit zu Reflexion und persönlicher Verortung. Das Programm war wieder ein Mix von fachhistorischen und pädagogischen Themen: Jüdisches Leben in Europa vor der Shoah, die Shoah selbst und das Leben nach der Shoah sind die drei wichtigsten Schwerpunkte. Besondere Bedeutung hat der von Moshe Harel-Sternberg geleitete Workshop mit Überlebenden. Eine Diskussion mit Schülern der religiös orientierten Hartman High School in Jerusalem darüber, wie sie über die Shoah lernen und welche Bedeutung die Exkursion nach Polen für sie hat, zeigte u.a. die Differenzen zwischen den aus Österreich mitgebrachten Erfahrungen und der Sicht der israelischen Schüler auf.
Die Teilnehmer/innen arbeiteten während ihres Aufenthalts in Yad Vashem an kleinen Projekten, die sie sich selbst in der Vorbereitung definierten und die auf die Multiplikation der in Israel gewonnenen Erfahrungen abzielen.
Anitta Goldschmidt und Felix Jaffé (beide Jerusalem) organisierten wieder einen gemeinsamen Abend mit aus Österreich geflohenen oder vertriebenen ehemaligen Österreicher/innen, die die Shoah überlebten und sich in Israel ein neues Leben aufbauten. Martin Gärtner (Österreichische Botschaft Tel Aviv) moderierte gleichfalls im Hotel Reich einen Abend zur aktuellen Situation in Israel / Palästina. Zuerst diskutierten am Podium Juval Fuchs vom israelischen Außenministerium, Dr. Marwan Abu Zalaf (Herausgeber der in Jerusalem auf arabisch erscheinenden Zeitung Al Quds) und Ari Rath (ehemaliger Chefredakteur der Jerusalem Post). Die darauf folgende Präsentation von "Parents' Circle - Families Forum" war überaus beeindruckend. Rami Elhanan und Dr. Adel Misk stellten eine Organisation vor, in der israelisch-jüdische Familien sowie arabische Familien aus den besetzten Gebieten wie aus Israel gemeinsam für den Frieden arbeiten: und zwar solche Familien, die Angehörige im aktuellen Konflikt verloren. Die 14jährige Tochter von Rami Elchanan starb, als sich ein Selbstmord-Attentäter in die Luft sprengte, der Vater von Dr. Adel Misk wurde erschossen - dennoch arbeiten beide Männer mit bewundernswertem Einsatz für den Frieden.
Das Rahmenprogramm umfasste eine eintägige Stadtführung in Jerusalem, einen Besuch in Tel Aviv und Jaffa sowie eine Exkursion nach Massada und ans Tote Meer.