Jüdische Grabsteinfragmente in Deutschkreutz aufgefunden
Bemerkenswerter Fund in Deutschkreutz: Beim Abriss eines Stadels wurden weit über 50 jüdische Grabsteinfragmente gefunden. Derzeit werden weitere Fragmente noch geborgen, danach beginnt die Analysearbeit des jüdischen Museums in Eisenstadt. Alle Grabsteinfragmente werden danach auf den jüdischen Friedhof Deutschkreutz gebracht. Der Friedhof wurde in der Schoa geschändet, nur ca. 40 Grabsteine überlebten die Zeit des Nationalsozialismus und wurden Anfang der 1990er Jahre vom Wiener Zentralfriedhof auf den jüdischen Friedhof Deutschkreutz (rück)überführt. Das jüdische Museum Eisenstadt informiert auf seiner Facebook-Seite über die Bergung und folgende Analyse.
Die jüdischen Gemeinde Deutschkreutz, zählte zu den kulturhistorisch bedeutsamen "Siebengemeinden" im Burgenland. Mit dem "Anschluss" Österreichs 1938 wurden die Gemeindemitglieder vertrieben, viele von ihnen im Holocaust ermordet, der jüdische Friedhof verwüstet. "1857 erreichte der Anteil der Juden an der Gesamtbevölkerung mit 1.230 Einwohnern seinen Höhepunkt [Anm.: Fast 40% der Gesamtbevölkerung]. Weltweit berühmt wurde die jüdische Gemeinde von Deutschkreutz durch ihre Talmudschule, an der - ähnlich wie in Mattersdorf und Eisenstadt - orthodoxe Studenten aus ganz Mitteleuropa eine traditionell-jüdische Ausbildung genossen", so das jüdischen Museum über die ehemalige jüdische Gemeinde Deutschkreutz.
Das jüdische Viertel wurde nach der Vertreibung der Deutschkreutzer Jüdinnen und Juden fast vollständig zerstört, die Synagoge 1941 gesprengt. Heute erinnert eine Gedenktafel am Friedhofstor sowie ein 2012 errichtetes Denkmal im Ortskern an die Vertreibung der jüdische Gemeinde.
In den Jahren 2011 bis 2015 konnte der 10.686 m² große denkmalgeschützte Friedhof mit Mitteln des Fonds zur Instandsetzung der jüdischen Friedhöfe in Österreich saniert werden.