Dušan Stefančič mit Austrian Holocaust Memorial Award ausgezeichnet
Der Verein Österreichischer Auslandsdienst ist eine von der Republik Österreich anerkannte Organisation der Zivilgesellschaft, die jungen Menschen die Möglichkeit bietet, einen freiwilligen Zivilersatzdienst im Ausland zu leisten. Eine der Möglichkeiten der freiwilligen Dienstleistung besteht darin, bei einer Holocaust-Gedenkstätte die vielfältigen Aspekte und Inhalte der Erinnerungsarbeit an BesucherInnen zu vermitteln, die Kontakte zu den Überlebenden zu pflegen, die Arbeiten in Archiven zu unterstützen u.a.m. Dabei stehen die internationalen und die intergenerativen Kontakte im Vordergrund, so dass der freiwillige Gedenkdienst im Ausland nicht nur der eigenen Persönlichkeitsentwicklung dient, sondern auch als ein Element eines konkreten Friedens- und Geschichtsprojektes angesehen werden kann, wobei die jungen Menschen ihr jeweiliges nationales Entsenderland auf eine Weise repräsentieren, wie es die offiziellen staatlichen und diplomatischen Institutionen nicht vermögen: Sie knüpfen soziale Beziehungen zu den Opfern und arbeiten an der Vermittlung ihrer gesellschaftlichen Anliegen, als da sind: die Vergangenheit „niemals vergessen“ und die Zukunft gestalten nach den Prinzipien der Mit-Menschlichkeit, Wahrhaftigkeit und Respektierung der Menschenwürde.
Der heurige Preisträger Dušan Štefančič war langjähriger Präsident des Internationalen Mauthausen Komitees, nahm an zahlreichen Kongressen und Tagungen teil und stand stets für Interviews und als Zeitzeuge zur Verfügung.
Aus der Laudation von Univ. Prof. Dr. Peter Gstettner, Mauthausen Komitee Kärnten/Koroška:
Lieber Dušan! Als alter Freund von der anderen Seite des Loibls darf ich dir im Namen des Auslandsgedenkdienstes, des Mauthausen Komitees Österreichs und Kärntens und aller befreundeter Institutionen, denen die Aufarbeitung der Geschichte der Konzentrationslager ein tiefes Anliegen ist, herzlich zur Verleihung des Preises gratulieren. Wir freuen uns mit dir, einem treuen Freund und Wegbegleiter, der uns nicht nur die Augen für die Unmenschlichkeiten und Verbrechen der Nazizeit, sondern auch die Herzen dafür geöffnet hat, was Mut im Widerstand und Mitgefühl und Solidarität mit den Opfern bedeuten, über diese Ehrung. Wir danken dir für deine Geduld und dein Entgegenkommen bei den mühevollen Vermittlungsprozessen, uns Österreicher*Innen die Geschichte der Konzentrationslager und des Überlebens vor Augen zu führen. Nie waren deine Ausführungen von einer Anklage der Täter oder von einer unversöhnlichen Haltung gegenüber den Mitläufern geleitet. Allerdings ließest du auch nie einen Zweifel daran, dass der Widerstand der Partisanen und der slowenischen Zivilbevölkerung gegen die Nazibesatzer notwendig war und dass es dazu keine Alternative gab – und dass heute bei den Nachkommen von Opfern und Tätern nicht ein nebulöser Versöhnungsgedanke vorherrschend sein soll, sondern ein aufgeklärtes Gedächtnis hinsichtlich der eigenen Geschichte. Dass an vielen Orten ein solches erst geschaffen werden muss, gehört zu unserer Aufgabe. Das ist unser Erbe. - Einfühlsam und mit großer Toleranz, gerade auch gegenüber den geschichtsunkundigen deutschsprachigen Kärntnerinnen und Kärntnern hast du die jüngere Generation an deinen Lebenserfahrungen teilhaben lassen und so dafür gesorgt, dass sich eventuelle Schuldgefühle und Abwehrreflexe mit der Wissensaneignung über die „dunkelste Zeit“ die Waage hielten. Dir gelang das, weil du, wenn auch leise, immer auch den emotionellen Appell an das wahre Menschsein durchscheinen ließest, egal in welcher Sprache du gesprochen hast: Deutsch, Slowenisch, Französisch, Englisch - deine Erzählungen und deine Geschichten waren immer fesselnd. Als Lehrer und als Mensch hast du die Köpfe und Herzen erreicht, hast viele nachhaltig verändert und im besten Wortsinn „gebildet“.
Danke, Hvala lepa, lieber Dušan, und nochmals herzliche Gratulation!