Neuerscheinung: „Ruhe in Frieden? Počivaj v miru? Vom Verschwinden des Slowenischen auf den Friedhöfen Kärntens/Koroška“.
Friedhofsbesucher*innen erblicken in Südkärnten oft Grabsteine, auf denen zwei, manchmal sogar drei Versionen ein und desselben Nachnamens geschrieben sind. Zumeist steht zuerst ein älterer slowenischer Familienname, dem ein eingedeutschter Name folgt. Außerdem gibt es viele Gräber, deren alten Inschriften und Namensschreibweisen in slowenischer Sprache, die neueren jedoch in deutscher Sprache verfasst sind. Ausgehend von diesem Phänomen wurden in Südkärnten 211 Friedhöfe in 138 Pfarren besucht und die sich wandelnde Sichtbarkeit der slowenischen Sprache dokumentiert und analysiert.
Die Friedhöfe Südkärntens erzählen die wechselvolle Geschichte dieser Region und spiegeln auch das Verhältnis der ortsansässigen Bevölkerung zur slowenischen und deutschen Sprache wider. Der Friedhof ist ein Ort, der Geschichte erzählt. Auf dem Friedhof und in seiner Umgebung sind Erinnerungszeichen des Totengedenkens aufgestellt: Private Gräber, Erinnerungstafeln und Kriegerdenkmäler für Soldaten das Ersten und Zweiten Weltkriegs, Partisan*innendenkmäler, private Gedenktafeln für die Opfer von Verfolgung, Mord und Deportation während des Zweiten Weltkriegs sowie Denkmäler für den sogenannten Kärntner Abwehrkampf. Der Friedhof mitsamt den Erinnerungszeichen präsentiert den Friedhofsbesucher*innen verschieden Erzählungen über die Geschichte. Diese formen sich zu einer Kärntner Erinnerungskultur. Friedhöfe und Grabsteine bringen die Wertschätzung und Akzeptanz gegenüber der slowenischen Sprache zum Ausdruck. Wo Zweisprachigkeit lange verpönt war, gab es wenig Bereitschaft, öffentliche und für die „Ewigkeit“ bestimmte Gräber aufzustellen, die slowenische Namen und Inschriften tragen.