Zum Abschied von Andrej Mohar - Ein Nachruf von Willi Seidl

Im Namen des Mauthausen Komitee Kärnten/Koroška verfasste Willi Seidl einen Nachruf für Andrej Mohar. Der Journalist, Aktivist und Autor ist im April 2024 im Alter von 67 Jahren verstorben. Die Kärntner Erinnerungsinitiativen betrauern den Verlust eines engagierten Kämpfers für Demokratie und Rechtsstaat.

Es sind fast zwei Jahre her, dass wir als Plattform in einer Arbeitsgruppe für ein Verbot des jährlichen Ustaša-Treffens auf dem Loibacher Feld/Libuško polje bei Bleiburg/Pliberk gemeinsam aktiv geworden sind, Strategien für Gegenveranstaltungen berieten und sie in den folgenden Jahren mit Demonstrationen auch umsetzten. Andrejs Wirken war wesentlich für die politische und gesellschaftliche Wahrnehmung und Mobilisierung gegen dieses europaweit größte Neonazitreffen am Loibacherfeld bei Bleiburg. Dieses Engagement konnte im Weiteren gemeinsam mit NGO´s, wissenschaftlichen ExpertInnen und politischen Gruppen sowie ParteienvertreterInnen in einem parlamentarischen Ausschuss zur Behandlung gebracht werden und landete zu guter Letzt im Ministerrat (2021). Dort kam es zum Beschluss der Novellierung des Abzeichengesetzes, das u.a. das öffentliche zur Schaustellen des Ustaša-Zeichens verbot.

Kurz zum Bleiburger Ehrenzug:  Der Mythos Bleiburg“ verklärt die Ustaša zu Opfern. Ihre Verbrechen, zu denen die systematische Ermordung von Serbinnen und Serben, Jüdinnen und Juden, Rom*nija und politischen Widerstandskämpfer*innen im Konzentrationslager Jasenovac zählen, wurden dadurch verschleiert. Deshalb gab es von uns auch den Vorschlag, die Rolle der Ustaša-Verbände nach 1945 in Österreich breitenwirksam aufzuarbeiten und die Bereitschaft der Behörden dafür zu gewinnen, Ustaša Veranstaltungen zu keinem Pilgerplatz für Zehntausende werden zu lassen.

Andrej und ich wurden gute Freunde und ich empfand großen Respekt angesichts seiner Arbeit im Zveze koroških partizanov/Verein der Kärntner Partisaninnen und Partisanen und im Verein Društvo/Peršman, die er jahrzehntelang erbrachte und öffentlich vertrat. Christoph Baumgarten erwähnt in seinem Nachruf: Wie wenige half Andrej, den Freiheitskampf der Kärntner Partisaninnen und Partisanen dem Vergessen und vor allem Verschweigen zu entreißen. Unter anderem tat er dies mit den Büchern Otoki Spomina/Gedenkinseln, erschienen im Drava-Verlag, und Ponosni na prednike. Pregon in odpor v Bilčovsu/Stolz auf die Vorfahren. Vertreibung und Widerstand in Ludmannsdorf/Bilčovs, erschienen im Globus-Verlag.

Andrej Mohar hat mit seiner journalistischen Tätigkeit zur Aufklärung und Solidarisierung innerhalb der Erinnerungskultur Kärntens wesentlich dazu beigetragen, dass die Vertreibung und der bewaffnete Widerstand der Kärntner Sloweninnen und Slowenen ein Stück weit die gesellschaftliche Reputation erfahren durften. Genauso wichtig war es für ihn, gegen rechtsextreme, faschistische und nazistische Tendenzen offen aufzutreten und das Wort zu ergreifen.  

„Slowenisch sein und sprechen, das kann man heute zumindest in den meisten Gegenden Kärntens. Das ist in erheblichem Maß Andrej zu verdanken“, so Christoph Baumgarten, dem ich mich voll inhaltlich anschließen will.

Andrej „Krpan“ Mohar ruhe in Frieden - Lasst uns in seinem Andenken aktiv bleiben.

Willi Seidl, im Namen des Mauthausen Komitee Kärnten/Koroška

Klagenfurt im April 2024

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