Denkmalschändung in Villach

Das Denkmal der Namen in der Widmanngasse in Villach gegenüber dem Stadtmuseum, auf dem jene Menschen - Frauen, Männer und Kinder - vermerkt sind, die vom nationalsozialistischen Terrorregime dieser Stadt ermordet wurden, ist wiederum von unbekannten Tätern geschändet worden.

Seit der Eröffnung im Jahre 1999 ist es schon mehrmals verwüstet worden. Diesmal wurden insgesamt elf Glastafeln, auf denen jeweils vier Namen eingeätzt sind, zertrümmert. Der materielle Schaden beträgt ungefähr 2000,00 Euro. Die Polizei kann noch keine Fahndungserfolge vorweisen. Anscheinend gibt es in Villach einige Menschen, die dieses Denkmal nicht ertragen können. Was soll sonst ihre Motivation sein?

Auf diesem Denkmal stehen Menschen, die in unserer Stadt gelebt haben und die aus den verschiedensten Gründen von den Nazis verfolgt und ermordet wurden: „Jüdinnen, Juden und Sinti aus rassistischen Gründen, Zeugen Jehovas wegen ihrer religiösen Überzeugung, behinderte Menschen, weil sie den „gesunden Volkskörper“ schädigten, Slowenen, weil die Nazis das Land „Deutsch“ machen wollten, Menschen die im Gasthaus nach einem Bier die große Lippe riskierten wie der Villacher Josef Erian, Zwangsarbeiter, die es wagten die Arbeit zu verweigern, wie der Pole Lew Demianczuk, der auf dem Gutshof  Kaufmann in St. Ruprecht eingesetzt war und Menschen, die aus politischer Überzeugung bewusst Widerstand leisteten und sei es auch nur, dass sie einem russischen Zwangsarbeiter ein Stück Brot gaben, wie Josefine Kofler aus Villach-Lind, oder dass sie den polnischen Zwangsarbeitern die Teilnahme an der Messe gestatteten, wie der Pfarrer Anton Koperek aus der Kreuzen.

Für fast alle diese Menschen gibt es nirgendwo ein Zeichen der Erinnerung. Deshalb hat das Denkmal der Namen für die Angehörigen auch den Charakter eines Grabes. Deshalb  entschieden uns, bei der Entstehung des Denkmals, ganz bewusst für Namen statt allgemeiner Gedenkformeln. Einer der ersten Schritte zur Erniedrigung und Entmenschlichung der Häftlinge bestand im Raub ihrer Namen  und in der Vergabe von Nummern, die in den Unterarm eintätowiert wurden. Die Rückgabe des Namens erschien uns als wichtiger Schritt zur Wiederherstellung von menschlicher Würde und Identität. Dieses Denkmal und alle Namen, die auf ihm eingraviert sind, geben dieser Stadt ein Stück Würde und Menschlichkeit zurück - zwei Ei­genschaften, die diese Stadt in den Jahren 1938 bis 1945 so gnadenlos vermissen ließ.

Wir dürfen es nicht zulassen, dass diese Namen ein Zweites mal ausgelöscht werden!

Hans Haider Dezember 2007


Vielleicht möchte jemand einen Beitrag für das Denkmal leisten? Kontakt -  h.g.haider@net4you.at



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