Mehrmalige Schändung des Denkmals der Namen in Villach aufgeklärt - jugendliche Täter aus Neonazi-Szene

Dank der kriminalistischen Arbeit des Villacher Postenkommandanten Günther Lessiak ist es gelungen, die Schändung des Villacher Denkmals für die Opfer des Nationalsozialismus der Jahre 2009 und 2010 aufzuklären. Es betrifft insgesamt fünf Anschläge. Die Ermittlungsergebnisse der Polizei sind eindeutig: Die Taten waren politisch motiviert. Sie waren in eine neonazistische Gruppe eingebunden.

Hans Haider, Obmann des Vereins Erinnern-Villach, in einer Aussendung vom 30. Juli 2010:

Bei den Tätern der fünf Anschläge, darunter auch der Zerstörung von 27 Namenstafeln im Dezember 2009, handelt es sich um drei Oberstufenschüler und zwei Lehrlinge im Alter von 17 bis 19 Jahren. Sie waren in eine neonazistische Gruppe eingebunden, die in St. Ruprecht bei Villach einen eigenen „Proberaum“ besaß, wo Zusammenkünfte und Besprechungen stattfanden. Eine Durchsuchung, die die Villacher Polizei durchführte, förderte eindeutiges Material zu Tage: Flugblätter mit neonazistischem Inhalt, SS-Symbole, Hakenkreuzfahne und Aufkleber mit dem Inhalt „Freiheit für Gerd Honsik“. Dieser Aufkleber wurde von der Gruppe im April 2009 auf dem Denkmal angebracht (siehe anbei).

Das Material wurde von der Villacher Polizei sichergestellt und dem Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) übergeben. Dieses Amt ermittelt nun wegen neonazistischer Wiederbetätigung. Der Akt liegt seit zwei Monaten bei der Staatsanwaltschaft Klagenfurt.

Um die Glastafeln einzuschlagen, verwendeten die Täter unter anderem mit Quarzsand gefüllte Handschuhe, die man in Army-Shops kaufen kann. Das deutet nicht nur auf eine große Aggressionsbereitschaft hin, sondern zeigt auch, dass die Jugendlichen die Tat genau planten.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch die Täter der weiter zurückliegenden Denkmalschändungen im Umfeld dieser Gruppe zu suchen sind. Jedenfalls handelt es sich bei der Mehrzahl der Denkmalschändungen sicher um keine „besoffenen Geschichten“, wie immer wieder kolportiert wurde.

Zwei der Täter waren darüber hinaus Mitglieder der schlagenden Burschenschaft Arminia in Villach. Der Vorstand der Burschenschaft Arminia, entsetzt über die Taten, hat sich in einem Brief an uns davon distanziert und die beiden Täter von der Burschenschaft ausgeschlossen (siehe anbei). Die Arminia selbst, eine „völkische Verbindung“,  ist laut Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes (DÖW)  weder als rechtsradikal noch als neonazistisch einzustufen.

Angesichts des Alters der Täter, das zwischen 17 und 19 Jahren liegt, plädieret der Verein „Erinnern“ für eine Diversion, das heißt ein außergerichtliches Verfahren ohne Verurteilung. Ob das möglich ist, entscheidet die Staatsanwaltschaft.

Außerdem meinen wir, dass das Auftreten dieser Gruppe auch eine pädagogische Herausforderung ist. Alle Erziehungsberechtigten und Institutionen sind gefordert, den jungen Menschen den nötigen Respekt und das nötige Wissen über die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft  zu vermitteln. Dies gilt namentlich auch für die Burschenschaft Arminia. Der Verein Erinnern hat der Arminia deshalb ein Angebot unterbreitet, in ihrem Kreis zu diesem Thema zu referieren.