Der Deutsche Volkssturm im Stadt- und Landkreis Krems
Mit den Mitteilungen Stadtarchiv Krems gibt das Kulturamt der Stadt Krems gemeinsam mit dem Stadtarchiv Krems seit kurzem ein neues peer-reviewed open-access Online-Journal heraus. Die neue Publikationsreihe vereint wissenschaftliche Forschungen zu Themen aus Geschichte, Zeit- und Kunstgeschichte, Archäologie, Bau- und Denkmalforschung, Archivwissenschaft, Museologie, Kulturvermittlung und Weltkulturerbe Wachau mit Bezug zu Krems und Niederösterreich. Das Journal, initiiert von Gregor Kremser und Daniel Haberler-Maier versteht sich als Nachfolger der 1961 bis 1989 in Printform erschienenen Mitteilungen des Kremser Stadtarchivs. Beiträge zu zeitgeschichtlicher Forschung sollen zukünftig einen wichtigen Raum einnehmen. Das zeigen bereits die ersten erschienen Artikel. Einer davon widmet sich explizit der Kremser Zeitgeschichte. In seinem Beitrag „Der Deutsche Volkssturm im Stadt- und Landkreis Krems“ beschäftigt sich Karl Reder mit einem bisher kaum erforschten Thema, nämlich der Organisation, der Zusammensetzung und den Aufgaben des Volkssturms in Krems und Umgebung. Auf etwa 30 Seiten beschreibt Reder anhand der leider dürftigen Aktenlage auch die Verwicklungen des Volkssturms in Endphaseverbrechen, etwa in das „Massaker von Stein“ am 06. April 1945.
Vor dem Hintergrund der Ausrufung des „Totalen Kriegs“ in der letzten Phase des Zweiten Weltkriegs zeichnet Reder ein vielschichtiges Bild des Volkssturms am Beispiel des „Stadt- Und Landkreises“ Krems im „Reichsgau Niederdonau“. Dieses Fallbeispiel verdeutlicht auch die Verstrickungen von Volkssturmeinheiten in Verbrechen. Der Autor untersucht in seinem Beitrag die Organisation, den Aufbau und die Ausbildung der Volkssturmeinheiten und nimmt dabei auch auf deren Zusammensetzung Bezug soweit dies aufgrund der Informationslage möglich ist. Beginnend mit den Schanzarbeiten am so genannten „Südostwall“ beschreibt Reder die Einsatzgeschichte der Kremser Bataillone. Gauleiter Hugo Jury oder der Kremser Kreisleiter Anton Wilthum bedienten sich des Volkssturms zur Repression von Gegnern des Nationalsozialismus. Mitglieder des Volkssturms und lokale NS- Größen, wie Leo Pilz wurden für ihre Verbrechen teilweise zur Verantwortung gezogen, das zeigen erhaltene Akte der Volksgerichte.
„Als die wohl ergiebigste der in Österreich noch erschließbaren Quellen gelten die Akten der Volksgerichte aus der Zeit zwischen 1945 und 1955. Unter den Volksgerichtsverfahren gegen Angehörige des Volkssturms sticht der Stadt- und Landkreis Krems besonders hervor. Aus keinem anderen Verwaltungsabschnitt – zumindest was Niederdonau betrifft – mussten sich nach der Befreiung Österreichs mehr Volkssturmangehörige wegen Verstrickungen in Kriegsverbrechen vor Gericht verantworten.“ (Karl Reder)
Die „Mitteilungen Stadtarchiv Krems“ werden sich auch zukünftig der facettenreichen jüngeren Geschichte der Stadt Krems und Umgebung widmen. Weitere Beiträge sind bereits in Planung und werden – öffentlich zugänglich – auf der Homepage der Publikationsreihe zur Verfügung gestellt.
Abbildung: Die Vereidigung des Kremser Volkssturms. Quelle: Donauwacht (29. November 1944), Stadtarchiv Krems