Broschüre für LehrerInnen "Friedenskreuz St. Lorenz - Zeitgeschichte in der Wachau"

Mitten im Weltkulturerbe Wachau befindet sich das Mahnmal "Friedenskreuz St. Lorenz". Gregor Kremser beschreibt wie aus einem Kriegerdenkmal ein Mahnmal wurde. Eine umfangreiche Broschüre eröffnet unterschiedliche Möglichkeiten und Methoden, die das Mahnmal für den Unterricht (in unterschiedlichen Schulstufen und für verschiedene Altersgruppen) greifbar machen.

Wer heute auf dem Welterbesteig oberhalb von St. Lorenz in der Wachau wandert, genießt die Aussicht. Blickt man jedoch nach Weißenkirchen hinüber, so hat man die Geschichte im Nacken. Das „Mahnmal Friedenskreuz St. Lorenz“ zeigt Hitler, wie er eine Eiche gießt. „Zum Gedenken für die gefallenen Helden der Kampfgruppe Jockisch“ ist auf einer Tafel zu lesen. Wer waren diese „Helden“? Die Historiker Robert Streibel und Gregor Kremser haben die Geschichte der Einheit erforscht. Benannt nach ihrem Kommandanten Bernhard Jockisch, war die Truppe Teil der 187. Reservedivision und zwischen 1942 und 1944 am Balkan aktiv, danach in Weißrussland. Die Soldaten stammten aus Deutschland und Österreich, einige aus der Wachau. Die Einheit war zwar ursprünglich für die Ausbildung von Rekruten zuständig, wurde aber mit Jahresende 1942 regelmäßig in Kämpfe verwickelt und etwa zur „Bandenbekämpfung“ – damit waren Partisanen gemeint – eingesetzt. In einem Schreiben vom 15. September 1943 wird vermerkt, dass die Bekämpfung „... mit rücksichtsloser Strenge durchzuführen“ sei. 1943 eskalierte der Terror. Der Deutschen Wehrmacht war es nicht gelungen, die Tito-Partisanen, die von den Alliierten unterstützt wurden, zu besiegen. Auch die italienischen Truppen wurden zu Gegnern, nachdem Italien Deutsch- land den Krieg erklärt hatte (13. Oktober 1943). Das schwierige Terrain und die Defensivposition der Besatzer führten zu einer „Explosion der Gewalt“ (Historiker Shepherd). Die Kampfgruppe, die im heutigen Kroatien in Slawonien und entlang der Save und in Bosnien-Herzegowina nahe Tuzla oder Banja Luka operierte, wurde fast täglich in Kämpfe verwickelt. Orte wurden niedergebrannt, Geiseln ausgehoben und als Sühnemaßnahme für Sabotageakte o.Ä. hingerichtet. 

AUS DEM „FRIEDENSKREUZ“ WIRD DAS „MAHNMAL FRIEDENSKREUZ“ 

Das „Friedenskreuz“ wurde in den 1960er Jahren als „Gedenkstätte für die gefallenen und vermissten Kameraden (...)“ durch Überlebende der Truppe errichtet und 2004 wiederaufgebaut. In Folge kam es dort zu Treffen von Personen mit offenbar rechtsextremem Hintergrund. 

2014 wollten manche Bewohner das Denkmal und seine „Nutzung“ nicht mehr hinnehmen. Die Entfernung des Kreuzes hätte die Tilgung von Geschichte bedeutet, so wurde nach einer künstlerischen Lösung gesucht. Der Künstler Martin Krenn ließ das Kreuz unverändert, kommentierte es aber durch die antifaschistische Fotomontage „Deutsche Eicheln 1933“ von John Heartfield. Der künstlerische Eingriff regt zur Auseinandersetzung mit Geschichte an. Teil des Mahnmals sind auch Collagen von Schüler/innen. Gefördert wurde das Projekt u. a. von der Abteilung Kunst im öffentlichen Raum des Landes NÖ. (Artikel erschienen in der NÖN Edition Geschichte "Mythos Wachau - eine Zeitreise durch das niederösterreichische Donautal" 2020, S. 25)

Für LehrerInnen steht der Unterrichtsleitfaden zum Mahnmal (erstellt von Gregor Kremser) als Download zur Verfügung!