Umbenennung der Maria Grengg Gasse in Krems

In seiner Sitzung vom 24.02. hat der Gemeinderat der Stadt Krems mehrheitlich für die Umbenennung der Maria Grengg Gasse in Margarete Schörl Gasse gestimmt. Empfohlen wurde die Umbenennung vom HistorikerInnenbeirat der Stadt.
Mit der Umbenennung der Maria Grengg Gasse hat die Stadt Krems einen wichtigen Schritt in der aktiven Bearbeitung ihrer Zeitgeschichte gesetzt. Wie vom Historikerbeirat der Stadt empfohlen, wurde die Umbenennung vom Kremser Gemeinderat nun beschlossen. Dieser Schritt ist deshalb von Bedeutung, weil auch die Option einer Zusatztafel bei gleichzeitiger Beibehaltung des Namens möglich gewesen wäre. Beispielsweise ist es in Wien eher üblich Zusatztafeln anzubringen, Umbenennungen sind selten!
Warum hat sich nun Krems für eine Umbenennung entschieden?
Maria Grengg war keine Mitläuferin sondern sehr aktiv für den Nationalsozialismus tätig. In ihren Büchern nimmt sie explizit rassistische und antisemitische Positionen ein. Auch nach dem Krieg zeigte sie kein Einlenken. Obwohl einzelne Passagen ihrer Bücher umgeändert wurden ist dennoch der Umgang mit rassistischen Stereotypen auch nach 1945 klar erkennbar. Die Ehrungen, die Grengg in den 50er und 60er Jahren zuteil wurden entsprechen dem Geist der Nachkriegszeit in Österreich. Nach der anfänglichen Verfolgung ehemaliger Nationalsozialisten wurden diese sehr schnell rehabilitiert, Österreich sah sich als erstes „Opfer Hitlers“. Von offizieller staatlicher Seite wurde erst ab Mitte der 1980er Jahre mit aktiver Erinnerungsarbeit begonnen. Die Gasse in Krems wurde erst 1990 zur Maria Gregg Gasse. Der Beschluss im Gemeinderat fiel damals - offenbar aus Unwissen, was die Person Grengg betraf - einstimmig aus. 
 
Der aktuellen Umbenennung sind lange Diskussionen und Gespräche vorangegangen. Der auf Initiative des Kulturamts als Beratungsgremium für die Stadtpolitik etablierte, ehrenamtliche HistorikerInnenbeirat hat die vorliegenden Fakten geprüft und letztlich die Umbenennung empfohlen. Die zukünftig nach der Reformpädagogin Margarete Schörl benannte Straße erschließt wichtige Bildungseinrichtungen der Stadt, wie eine Volksschule, einen Kindergarten und einen Hort. Die Institutionen vor Ort begrüßen die Umbenennung, auch im Sinne einer Vorbildwirkung für die Kinder, die diese Institutionen besuchen.

Die Gemeinderatssitzung vom 24.02. hat auch gezeigt wie wichtig der Umgang mit Geschichte für eine Gesellschaft ist. Bei der Sitzung wurde über aktuelle Themen und Entwicklungen in Zusammenhang mit regionaler Zeitgeschichte ausgehend vom Beispiel Maria Grengg diskutiert, aber auch makrogeschichtliche Zusammenhänge und Bezüge zur Jetztzeit wurden von verschiedenen Rednern aufgegriffen. Geschichte wurde plötzlich aktuell und zu einem wichtigen Baustein demokratischer und politischer Bildung. Die Diskussion rund um die Grengg Gasse zeigt auch die Notwendigkeit differenzierter, historischer Betrachtung. Der Umgang mit der eigenen Geschichte ist ein Indikator dafür, wie offen und konfliktfähig eine Gesellschaft ist.

Der Link zur Gemeinderatssitzung mit der Diskussion rund um die Maria Grengg Gasse: Gemeinderat Archiv (krems.at)

Link zur aktuellen Pressemeldung: Maria-Grengg-Gasse wird zur Margarete-Schörl-Gasse (krems.at)

Link zum HistorikerInnenbeirat der Stadt Krems: HistorikerInnenbeirat (krems.at)

Infos zu Maria Grengg: Maria Grengg – Wien Geschichte Wiki