LERN- UND GEDENKORT EHEMALIGE SYNAGOGE ST. PÖLTEN: Vermittlungs- und Forschungsmodule
Mit dem seit 2004 bestehenden, durch zwei „Sparkling Science-Projekte“ intensivierten LERNORT EHEMALIGE SYNAGOGE ST. PÖLTEN soll ein maßgeblicher Beitrag zur Vermittlung von jüdischer Geschichte und Kultur an Schulen in Niederösterreich, Wien und im Burgenland geleistet werden. Dafür hat das Institut für jüdische Geschichte Österreichs auch Kooperationen mit Pädagogischen Hochschulen sowie ERINNERN:AT vorbereitet.
Grundlagen und Konzepte
Da die Ehemalige Synagoge St. Pölten durch ihre Geschichte, ihre Präsenz im öffentlichen Raum und durch die Ausstellung „Bei uns war ein wirklich jüdisches Leben“ selbst ein Erinnerungs- und Gedenkort ist, orientiert sich die Ausrichtung des LERNORTS an der Gedenkstättenpädagogik im deutschsprachigen Raum. Pädagogische Einrichtungen zur Erinnerung der Schoah in der Bundesrepublik Deutschland wie die „Jugendbegegnungsstätte Anne Frank“, das „Fritz Bauer Institut“ und die „Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Hessen“ entwickelten innovative Vermittlungsmethoden. In der Gedenkstättenpädagogik rücken in unserer transkulturellen Gesellschaft zunehmend die Einsichten und Haltungen der Jugendlichen selbst in den Mittelpunkt. Die bereits etablierten Methoden der Menschenrechtserziehung, des Herkunftswissens sowie der gemeinsamen Suche nach einem zeitgemäßen Begriff der „Nation“ werden durch neue Perspektiven erweitert. Durch das Konzept der Multiperspektivität und Diversity oder das „entdeckende Lernen“ werden die Jugendlichen selbst zu Gestaltern der Vermittlung. Wichtige Zugänge in der Auseinandersetzung mit der Schoah sind neben der Betonung der jüdischen als Teil der gesamtösterreichischen Geschichte vor allem der Umgang mit den historischen und aktuellen Erscheinungsformen des Antisemitismus und die transgenerationalen Folgewirkungen des Nationalsozialismus im Familiengedächtnis der „Tätergesellschaft“. Wie dies in den beiden Sparkling Science Projekten „Sag mir, wo die Juden sind“ (daraus entstand auch ein gleichnamiger Film) und „Das Ende (m)einer Kindheit?“ umgesetzt wurde, kann in der Menüleiste „Gedenken“ auf der Homepage www.juden-in-st-poelten.at nachgelesen werden.
Inhalte und Methoden
Am LERNORT können Lehrer/innen für Schüler/innen im Alter von 14 bis 18 Jahren vier inhaltliche und drei zeitliche Module buchen. Diese behandeln die jüdische Geschichte am Ort der Schule, Migrationserfahrungen in Lebensgeschichten österreichischer Jüdinnen und Juden, Ausgrenzung und Verfolgung während der NS-Herrschaft und Kindheit und Jugend im historischen Wandel. Wählbar sind: • eine kurze Einheit (bis drei Unterrichtsstunden) für eine Einführung in wissenschaftliches Arbeiten und zur Vermittlung von grundlegenden Inhalten; • eine mittlere Einheit (bis neun USt) für selbständige, vertiefende Erarbeitung von Themen in Kleingruppen und Präsentation der Ergebnisse für die gesamte Klasse, • eine lange Einheit (zehn und mehr USt) für die gezielte Bearbeitung einer Forschungsfrage mit Formulierung von Thesen, Wahl von Methoden sowie der Recherche und Auswertung von Quellen mit dem Ziel der Erstellung eines Papers nach wissenschaftlichen Kriterien. Neben den zeitintensiven Modulen an den Schulen bestehen folgende Angebote der niederschwelligen langfristigen Zusammenarbeit:
• Beratung und Prozessbegleitung von vorwissenschaftlichen Arbeiten, die mit den angebotenen Modulen in Zusammenhang stehen;
• Anregung von vorwissenschaftlichen Arbeiten, die mit unseren Forschungsprojekten oder geplanten Forschungen in Verbindung stehen und dafür einen Input liefern können;
• Bereitstellung von Modul-bezogenen Unterlagen – Quellen, Fotos, Fachartikel, Folien – für den Unterricht;
• Vermittlung von Expert/innen;
• Führungen in der ehemaligen Synagoge, auf den jüdischen Friedhöfen und im „jüdischen St. Pölten“.
Kontakt:
Dr. Wolfgang Gasser, Institut für jüdische Geschichte Österreichs
Dr. Karl Renner-Promenade 22, 3100 St. Pölten
Email: wolfgang.gasser@injoest.ac.at
Tel: (+43-2742) 77171-0.