Ein Memory-Spiel gegen das Verdrängen
Kein zu groß geratener Adventkalender, sondern ein Memory-Spiel mit 128 Plakaten sorgte im Dezember in der Salzburger Altstadt für Aufsehen. Beim Residenzplatz lagen auf über 60 Quadratmetern große Memory-Karten am Boden ausgebreitet. Sie informierten über die 64 Straßennamen im Stadtgebiet, die bis heute Personen mit Verstrickungen im NS-Regime ehren. Passant*innen waren eingeladen, die zusammengehörigen Schilder mit dem jeweiligen Foto eines Straßenschildes und der dazugehörigen historischen Information zu finden. Die Aktion fand großes Gehör und brachte nicht nur viele interessierte Salzburger*innen ins Gespräch, sondern fand auch ein breites mediales Echo.
64 problematische Ehrungen für NS-Akteur*innen und -Profiteure
Nach aktuellem Wissensstand sind 46 Straßen und Plätze in der Mozartstadt nach prominenten NSDAP-Mitgliedern benannt - bis heute. Weitere 18 geehrte Personen waren zwar keine Parteimitglieder, aber mit dem NS-Regime auf die eine oder andere Art und Weise verstrickt. Abseits einiger prominenter Fälle, wie der Josef-Thorak-Straße in Aigen, ist die dunkle Vergangenheit vieler belasteter Straßen wenig bekannt. So ist beispielsweise die Heinrich-Damisch-Straße in Parsch nach jenem Journalisten und Mitbegründer der Festspiele benannt, der als Sprachrohr für Antisemitismus und Nationalsozialisten diente und schon 1932 der NSDAP beitrat.
Verantwortung der Stadtpolitik
Die Aktion fand in Hinblick auf die für Jahresende angekündigte Veröffentlichung des Berichts der von der Stadt Salzburg beauftragten Historiker*innenkommission zu den Straßennamen statt. Es liegt nun an der Stadtpolitik, ihre Verantwortung wahrzunehmen und nach jahrzehntelang verschleppten Debatten die überfälligen Schritte zu setzen. Das ist die Stadt den Opfern und ihren Nachkommen schuldig, aber auch den Bewohner*innen, die nicht gerne in NS-belasteten Straßen wohnen.
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Der Standard: "'Memory' der Nazi-Straßennamen am Salzburger Residenzplatz"
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