Antisemitismus in Graz: Schüler tätlich angegriffen
Am 4. März 2020 wurde ein Schüler in der Grazer Innenstadt von zwei Jugendlichen antisemitisch beschimpft und angegriffen. Die Angreifer identifizierten den jüdischen Schüler aufgrund eines als Schmuckstück getragenen Davidsterns als Jude. Sie schlugen dem Sechzehnjährigen mehrmals ins Gesicht. Der Schüler erlitt Hämatome sowie mehrere Schürfwunden und Verletzungen im Gesicht. Er wurde im Landeskrankenhaus Graz erstversorgt.
Die Jüdische Gemeinde Graz fordert Taten durch die Politik.
„Am vergangenen Mittwoch hat der Antisemitismus ein neues Ausmaß erreicht“, so Elie Rosen, Präsident der Jüdischen Gemeinde Graz. „Leider ist Graz kein Einzelfall, er bestätige eine europaweite Entwicklung“, so Rosen tief betroffen über den Vorfall. Der Präsident der Jüdischen Gemeinde wirft der Gesellschaft und Politik vor, dass sie nach solchen Vorfällen eher beschwichtige und den Antisemitismus nicht aktiv bekämpfe.
„Erneut zeigt dieser tätliche Angriff die Wichtigkeit der Aufklärung und Bildungsarbeit über Antisemitismus an Schulen. Dieser Verantwortung ist sich _erinnern.at_ bewusst und bietet dazu thematische Lernmaterialien und Hilfestellungen für Lehrpersonen an“, so Univ. Prof. Gerald Lamprecht, Koordinator für _erinnern.at_ in der Steiermark und Leiter des Centrums für Jüdische Studien an der Universität Graz. „In der Steiermark bieten wir unter anderem Aus- und Fortbildungsseminare für Studierende, PädagogInnen an und beraten Schulprojekte“, so Lamprecht weiter.
_erinnern.at_ kooperiert seit Jahren mit dem steirischen Landtag und dem Verein Clio im Rahmen einer Gedenkveranstaltung zum Internationalen Holocaust-Gedenktag im Grazer Landhaus. Im Rahmen des österreichischen Gedenktages gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am 5. Mai wird zudem seit mehreren Jahren eine von SchülerInnen kuratierte Ausstellung im Landhaus in Graz gezeigt. Das Thema der diesjährigen Ausstellung wird „Was bewegt die Jugend? Kann Jugend was bewegen?“ sein.
_erinnern.at_-Steiermark wird auf den jüngsten antisemitischen Vorfall in Graz mit Informationsveranstaltungen zum Antisemitismus reagieren, so Lamprecht.
Antisemitismus an Schulen – Angebote zur Prävention
„Es ist Realität, dass auf Schulhöfen ‚Jude‘ als Schimpfwort gerufen wird“, so die Jüdische Gemeinde Graz in einer Aussendung. _erinnern.at_ hat 2020 einen Schwerpunkt auf die Entwicklung von Angeboten zur Prävention von Antisemitismus durch Bildung gelegt, insbesondere die sekundäre Prävention. Projektierte Ergebnisse sind Empfehlungen, Lernmaterialien und Hilfestellungen für den Unterricht, welche möglichst gut den Bedürfnissen der Lehrpersonen und der Schulen entsprechen sollen. Dazu haben wir eine Online-Umfrage für Lehrpersonen eingerichtet. LehrerInnen unterstützen die Entwicklung von Lernmaterialien mit ihren Erfahrungen, zur Umfrage: - Link
„Für die erste Ebene der Prävention bieten wir schon einige Lernmaterialen an. Nun soll für die zweite Ebene, wenn es schon zu einem antisemitischen Vorfall in der Schule kam oder eine Radikalisierung stattgefunden hat, Angebote entwickelt werden“, so Moritz Wein von _erinnern.at_. Diese Empfehlungen werden im Juni vorgestellt.
Links
Presseaussendung der Jüdischen Gemeinde Graz: - Link
Bericht in der Jüdischen Allgemeinen: - Link
Online-Umfrage Antisemitismus in der Schule: - Link
Prävention von Antisemitismus durch Bildung – neue Initiative von _erinnern.at_: - Link
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- Region/Bundesland
- Steiermark