St. Josefs-Institut, Mils, 1980
1980 machte Brigitte Wanker mit einer Arbeitskollegin in der Fernsehsendung teleobjektiv die strukturelle Gewalt im St. Josefs-Institut der Barmherzigen Schwestern in Mils, das damals Pflegeanstalt für Geistesschwache hieß, öffentlich.
Landeshauptmannstellvertreter Fritz Prior forderte daraufhin die Absetzung der Fernsehmacher und drohte Wanker mit massiven Konsequenzen. Der Dekan von Hall beschimpfte sie als linke Emanze und griff sie in einer Predigt öffentlich an. Der Leiter des Innsbrucker Jugendamtes forderte Brigitte Wanker auf, ihre Aufzeichnungen über die Missstände zu verbrennen. Eine Medienkampagne für den Orden und gegen die Aufdeckerin setzte ein.
Nach diesem Druck verließ Brigitte Wanker Tirol und betätigte sich in der sozialen Arbeit in Wien.
Für die Kinder und Menschen mit Behinderung jeden Alters im St. Josef-Institut änderte sich wenig.
Es gab Menschen aus der sozialen und psychotherapeutischen Arbeit, die mit Wanker solidarisch waren. So auch Klaus Madersbacher, Heidi Kaslatter und Gerda Thaler, die in einem offenen Brief an LHstv. Prior die Mängel in den Heimen der Fremdunterbringung ansprachen: Zu wenig Personal, das noch dazu meist nicht ausgebildet war, keine Kontrolle, Diffamierung kritischer Geister.
Auch die Kritik von Madersbacher, Kaslatter und Thaler stellt unter Beweis, dass höchste Vertreter des Landes Tirol, der Kirche und der Orden von der Gewalt In den Heimen wussten, sie aber nicht nur ignorierten, sondern die TäterInnen stützten und die Menschen mit Zivilcourage in ihrer Existenz bedrohten.
Horst Schreiber, Leiter von _erinnern.at_ Tirol
Zum Tagebuch, das Brigitte Wanker im St. Josefs-Institut führte: Mauern überall