Gedenken an den Novemberpogrom im schulischen Kontext und wie eine aktive Erinnerungskultur antisemitismuskritische Bildung fördern kann

In der Woche von 4. bis 9. November 2024 wurden von Schülerinnen und Schülern in mehreren Wiener Gemeindebezirken die „Steine der Erinnerung“ gewartet und der Juden und Jüdinnen gedacht, deren Lebensgeschichten hinter diesen Steinen stehen.

Die "Steine der Erinnerung" sind ein privater Verein, der seit dem Jahr 2005 existiert. Ziel des Vereins ist es, der jüdischen Opfer des Holocausts zu gedenken und die Erinnerung an das jüdische Leben und die jüdische Kultur vor der Machtergreifung der NationalsozialistInnen sichtbar zu machen. Diese Steine werden vor oder an jenen Häusern platziert, in denen die Betroffenen zumeist ihren letzten längeren bzw. selbst gewählten Wohnsitz in Wien hatten. Jeder kann einen solchen Stein initiieren, oft werden sie jedoch von den Nachkommen der Verfolgten Juden und Jüdinnen gesetzt. Die Bedeutung, welche die Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte für Nachkommen mehrerer Generationen hat, zeigt die Geschichte von Peter Stephan Jungk.

In den 1980er Jahren erfährt Peter Stephan Jungk in Frankreich von Serge Klarsfeld (Rechtsanwalt, Historiker und sogenannter „Nazijäger“), dass es ein Buch gibt, in dem „alle Deportationen aus Frankreich aufgelistet sind“. “Nicht nötig”, gibt er in einem Gespräch zurück, “meine Großeltern haben mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Selbstmord begangen!” So hatte es ihm seine Mutter jahrelang erzählt. Trotzdem lässt es ihn nicht los. Er lässt sich das Buch geben und findet die Namen seiner Großeltern, die am 11. September 1942 von Drancy nach Auschwitz deportiert wurden. Als 27-Jähriger erfährt er so zum ersten Mal was wirklich geschehen ist. Er erzählt seinem Vater davon und dieser bittet ihn seiner Mutter niemals davon erzählen. Sie blieb Zeit ihres Lebens der Annahme, dass ihre Eltern Selbstmord begangen hatten. Auch seine Tante wollte nie über das Geschehe mit ihm sprechen. Bei der Verlegung des Erinnerungssteins in Wien Favoriten sagte Peter Stephan Jungk: 

„Die Verlegung eines Steines der Erinnerung vor dem Haus Erlachgasse 95, im zehnten Wiener Gemeindebezirk, mehr als achtzig Jahre, nachdem unsere Großeltern von hier vertrieben wurden und in den sicheren Tod flüchteten, berührt uns ungemein. Es mindert nicht den Schmerz, aber es ist ein Zeichen, auch und besonders für die nachfolgenden Generationen, dass der Buchhändler und Verleger Philipp Suschitzky und seine Frau, die Tanzpädagogin Olga, geborene Hirschler, in diesem Haus achtundzwanzig Jahre lang gelebt haben. Für mich persönlich ist es darüber hinaus das Kindheitshaus meiner Mutter, die 1913 zur Welt kam, Ruth, die Nachzüglerin, das Lieblingskind ihrer Eltern. […]“ 

In einer Community-Aktion, die von Univ.-Prof. Michael Eichmair ins Leben gerufen wurde, haben sich mehrere Schulen in unterschiedlichen Wiener Bezirken an der Wartung der „Steine der Erinnerung“ beteiligt und an die Juden und Jüdinnen erinnert, die in unseren Schulbezirken gelebt haben. Im 10. Wiener Gemeindebezirk hat die BAfEP 10 die „Steine der Erinnerung“ ihres Schulbezirks geputzt, gewartet und die Namen und Geschichten der Juden und Jüdinnen, die aus ihrem Bezirk vertrieben wurden, laut und öffentlich vorgetragen.

Viele Schicksale der Menschen auf den "Steinen der Erinnerung" stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Novemberpogrom vom 9. auf den 10. November 1938. Berichte, die uns aus den Recherchen der Nachkommen zur Verfügung stehen, zeichnen ein Bild sich immer verschärfender Repressalien gegen Juden und Jüdinnen, die bereits mit dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland begonnen haben. Daher ist es unerlässlich in der schulischen Auseinandersetzung mit dem Gedenken an den Novemberpogrom, diese Entwicklungen bis hin zum 9. November 1938 zu thematisieren.

Nachkommen der Familien Mahrer und Moses, wohnhaft in der Keplergasse 9, berichten:

“After the Anschluss incorporation of Austria into Nazi Germany in March 1938, anti-Semitic actions intensified. In June 1938, a Nazi officer forcibly took over the Moses shoe store on Keplerplatz, with all its contents, including a storeroom with all the stock of shoes and leather. The Nazi officer threatened Sigmund that if he did not comply, his son and daughter will be taken to a camp. […]”

Am 14. Juni 1942 wurden Sigmund und Rosa Moses mit dem Transport 21 nach Izbica in Polen deportiert. Der Zug wird direkt in das Vernichtungslager Sobibor umgeleitet, wo Sigmund und Rosa Moses ermordet werden. Bruno und Anny Moses, die Kinder von Sigmund und Rosa, werden somit zu den einzigen Überlebenden der Großfamilie Moses.

Auch die Schilderungen von David Weiss, Nachkomme von Franziska Guttmann und Oscar Guttmann, wohnhaft in der Gudrunstraße 143, zeigen die Rechtlosigkeit, welcher Juden und Jüdinnen sofort nach dem „Anschluss“ ausgesetzt waren:

“For the Guttmanns, like thousands of Viennese Jews, the “Anschluss” marked the turning point of their lives. It's from this home that Robert was arrested twice and imprisoned in the Dachau concentration camp before being transported to Buchenwald along with a number of his relatives. The family business and property were confiscated, and their livelihoods quickly diminished.”

Oscar und Franziska Guttmann wurden am 15. Mai 1942 vom Wiener Aspangbahnhof nach Izbica deportiert und im Vernichtungslager Belzec ermordet.

Am 12. März 1938 marschierten deutsche Truppen in Österreich ein. Die Machtübernahme der NationalsozialistInnen wurde jedoch von vielen ÖsterreicherInnen keineswegs als erzwungene Maßnahme empfunden. Im Gegenteil, es fanden große Jubelkundgebungen statt, öffentlichen Widerstand gab es kaum. Unmittelbar nach dem "Anschluss" Österreichs an das nationalsozialistische Deutschland kam es bereits zu pogromartigen Aktionen, die unter den Augen und auch unter aktiver Beteiligung der Bevölkerung stattfanden. Es kam vor allem in Wien, wo 90% der jüdischen Bevölkerung Österreichs lebten, zu Szenen roher Gewalt, zu Beraubung und öffentlichen Demütigungen von Juden und Jüdinnen. Nirgendwo im „Deutschen Reich“ fanden pogromartige Ausschreitungen in einem solchen Ausmaß statt wie in Wien. Hierbei ist auch zu beachten, dass die Gewalt- und Demütigungsakte, die auch „Anschlusspogrome“ genannt werden, nicht (direkt) von den NationalsozialistInnen angeordnet wurden, sondern „spontan“ vor Ort von ÖsterreicherInnen initiiert und mitgetragen wurden. Der Antisemitismus ist keine Erfindung der NationalsozialistInnen. In Österreich gab es schon lange vor der NS-Zeit starke antisemitische Strömungen in Politik und Gesellschaft. In den Stunden und Tagen nach dem "Anschluss" entlädt sich ebendieser schwelende, teils aber auch von der Öffentlichkeit getragene Antisemitismus, mit voller Wucht an der jüdischen Bevölkerung Wiens. Auch in anderen Bundesländern gab es pogromartige Ausschreitungen.

In den folgenden Monaten verschärft sich die Recht- und Schutzlosigkeit jener Menschen, die von den NationalsozialistInnen als jüdisch kategorisiert wurden. Politische GegnerInnen wurden ebenfalls sofort verfolgt und oftmals in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Schon bald richteten sich die antisemitischen Gewalt- und Diskriminierungsakte nicht nur direkt gegen Juden und Jüdinnen, sondern vermehrt auch gegen Menschen, die in jüdischen Geschäften einkauften oder mit Juden und Jüdinnen befreundet oder bekannt waren. Die NationalsozialistInnen organisierten sogenannte „Pranger-Märsche“, bei denen Menschen mit Schildern mit der Aufschrift „Ich bin ein Judenfreund“ durch Wiens Straßen getrieben wurden.

Am 9. November 1938 sollte es dann schließlich zu einer Zäsur in den antisemitischen Maßnahmen des NS-Regimes kommen. Novemberpogrom ist die offizielle Bezeichnung für das geplante, organisierte und gewalttätige Vorgehen gegen Juden und Jüdinnen, jüdische Geschäfte und Betriebe, Synagogen, Bethäuser und andere jüdische Einrichtungen im gesamten Gebiet des damaligen Deutschen Reichs. Mit dem Novemberpogrom wurde die Vertreibung und Enteignung der jüdischen Bevölkerung durch die NationalsozialistInnen radikalisiert und systematisiert. Der Novemberpogrom war der erste systematisch und flächendeckend akkordierte Gewaltakt gegen die jüdische Bevölkerung – eine Demonstration der Willkür der nationalsozialistischen Politik, die Juden und Jüdinnen ihre Rechtlosigkeit vor dem NS-Regime vor Augen führen sollte.

Juden und Jüdinnen wurden gezwungen ihre Wohnungen zu verlassen und wurden in Sammelwohnungen oder Sammellager gebracht. Die Betroffenen wussten oft nur, dass sie „in den Osten umgesiedelt“ werden sollten. Der Zielort und was die Vertriebenen dort erwartete waren ungewiss. Sie bekamen die Aufforderung zu vorgegebenen Zeitpunkten auf bestimmten Bahnhöfen (z.B. dem Apspangbahnhof) zu erscheinen und durften nur das Allernotwendigste und einen geringen Geldbetrag mitnehmen. Zuständig für die Deportationen war die „Zentralstelle für jüdische Auswanderung“ im 2. Wiener Gemeindebezirk. Dort wurden auch Sammellager errichtet, z.B. in der Kleinen Sperlgasse 2a, in der Castellezgasse 35 oder in der Malzgasse 7 und 16. Die Wiener Juden und Jüdinnen wurden mit offenen Lastwägen zu diesen Sammellagern gebracht. Was hier geschah war also sichtbar und fand unter den Augen der Wiener und Wienerinnen statt.

Hinter diesen historischen Ereignissen und Fakten stehen die Biographien von jüdischen Menschen und Familien, deren Erinnerung wir wachhalten müssen – immer wieder und unermüdlich. Die „Steine der Erinnerung“ sind somit ein sichtbares Erinnerungszeichen an Juden und Jüdinnen, die in Wien gelebt haben - ein Zeichen der Erinnerung an Menschen, deren Biographien zeigen, dass jüdisches Leben die Diversität unserer Stadt geprägt und bereichert hat. Der Novemberpogrom, der eine Zäsur in der systematischen und radikalisierten Gewalt und Verfolgung gegen Juden und Jüdinnen einleitete, darf nie in Vergessenheit geraten – aber noch viel weniger die Geschichten der Menschen, die hinter den „Steinen der Erinnerung“ stehen. In diesem Zusammenhang ist es in der biographisch-historischen Arbeit mit Schülerinnen und Schülern wichtig, Juden und Jüdinnen nicht nur als Opfer darzustellen. Juden und Jüdinnen haben vor 1938 die Wiener Gesellschaft mitgeprägt, sie waren ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Lebens in den Bezirken, in denen sie lebten sowie in den Nachbarschaften, in denen sie wohnten.

“Franziska Rosenwiesen was born on the 28th of July, 1890, and settled in Vienna with her parents and 7 siblings during her childhood. Like the Guttmann’s, Franziska's family immigrated from Galicia and established a number of jewelry stores across Vienna's districts. Soon after, Oskar and Franziska got married in the Fünfhaus district, on the 9th of February 1911, at Turnertemple. Shortly after, they delivered their son Robert, with his sister, Edith to follow. They were fully engaged with the community here at Gudrunstraße 143. The family welcomed the gentile, and the Jew alike, musicians, singers, family and friends. They were assimilated and ingrained within Viennese culture. They provided for their families through their successful jewelry store at Keplerplatz 15.” (Bericht von David Weiss, Nachkomme von Franziska und Oskar Guttmann)

Auch im 10. Wiener Gemeindebezirk gab es eine florierende jüdische Gemeinschaft. Deren gesellschaftliches und religiöses Zentrum war der Humboldttempel. Er beherbergte eine Schule, einen Kindergarten sowie einen Humanitätsverein und einen Frauenwohltätigkeitsverein. Wir müssen unser Augenmerk in der biographischen Arbeit auch verstärkt auf die Handlungsspielräume legen, die sich Juden und Jüdinnen als Verfolgte schufen, auf die mutigen Schritte, die sie setzten, um z.B. ihren Kindern zur Flucht zu verhelfen. Wenn wir über Juden und Jüdinnen im Zusammenhang mit ihrer Verfolgung durch das NS-Regime sprechen, dann dürfen wir nicht nur ein Opfernarrativ erzeugen. Jüdische Verfolgte waren nicht nur Opfer, sondern haben sich oftmals unter großen wirtschaftlichen und emotionalen Entbehrungen Räume geschaffen, um ihre Lieben zu retten, Widerstand zu leisten oder selbst zu flüchten.

“To escape persecution, at the age of 17, Edith was shuttled across the continent and emigrated to the United States. Robert’s freedom was miraculously obtained through the efforts of his mother and he immediately fled to America. Neither was to ever see their parents again.” (David Weiss über die Anstrengungen der Guttmanns ihre Kinder zu retten)

“Trude's lifeline and luck was the fact that she was just short of 18 years of age when her parents managed to obtain for her a certificate to go to Palestine to study at the WIZO girls' school in Tel Aviv - that's how Trude was saved - her parents had, as a matter of fact, sent her to life. It was a matter of timing - otherwise we would not be here today - the family she built in the Land of Israel. […] Hoping to meet each other as early as possible, the parents said goodbye to Trude at the train station […]. She travelled from the port of Venice to Jaffa port - where Uncle Oscar was waiting for her, helping her at the beginning of her new life in Palestine. [...] She [Trude] was a personality that radiated on all of us. She wrote very little about her home in Vienna and about her lost family. Trude's legacy, a long-standing legacy of a chain of generations, her optimism, hope and joie de vivre - are an inalienable, iron-clad asset for all of us. The extended family that Trude built - is the victory of us all. […] (Bericht von Miri Iny, Sharon Geva, Ronit Lang, Nachkommen von Trude Lang)

Es ist wichtig lokale Erinnerungszeichen- und Orte in einen historischen Kontext einzubetten. Fragen wie „Warum haben so viele Menschen mitgemacht? Wieso wurden Juden und Jüdinnen und andere Opfergruppen verfolgt? Wie viele Menschen wurden deportiert? Wohin wurden die Menschen gebracht?“ müssen Schülerinnen und Schülern mithilfe historischer Fakten, Quellen und Berichten von ZeitzeugInnen erklärt werden. Dabei geht es selbstverständlich immer auch darum aus der Geschichte zu lernen und zu sehen, dass Kontinuitäten in bestimmten Diskriminierungsmustern weiterhin bestehen und verschiedene Formen des Antisemitismus sich immer wieder neu präsentieren. Daher gilt es demokratiepolitische Bewusstseinsbildung zu betreiben, um Schülerinnen und Schüler zu befähigen Antisemitismus und andere Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit zu erkennen und im besten Fall dagegen aufzutreten. 

Im Falle des Antisemitismus ist das besonders schwierig. Die Spezifika und Formen des Antisemitismus sind sehr divers. Sie koexistieren, greifen ineinander und überlagern einander. Sie sind in allen Gesellschaftsschichten präsent und werden oft ganz öffentlich und ohne Widerrede ausgesprochen. Nicht ganz neu sind die Kanäle, über die antisemitische Hassreden und Aufrufe zu zerstörerischen Aktionen gegen jüdische Einrichtungen transportiert und kommuniziert werden. Dennoch stellen sie uns als Lehrerinnen und Lehrer vor große Herausforderungen. Die virtuelle Welt, in der sich unsere Schülerinnen und Schüler bewegen scheint entkoppelt zu sein von der Realität, die wir in der Schule schaffen. Die Vorurteile und der Hass finden dennoch ihren Weg in diese Realität und entladen sich oftmals mit voller Kraft im Klassenraum. Antisemitismus ist also ein aktuelles Problem und keines, welches wir nur im Kontext des Nationalsozialismus diskutieren dürfen. Seit dem 7. Oktober 2023 ist der israelbezogene Antisemitismus (auch unter Schülerinnen und Schülern) sehr präsent geworden. Er vermischt sich aber mit lang existierenden religiösen und weltverschwörerischen Theorien. Ein weiters Phänomen, das sich hier einlagert, ist der Sekundäre Antisemitismus, der sich in der Leugnung, der Relativierung des Holocaust oder auch der Ablehnung sich mit der Geschichte Österreichs als TäterInnenland auseinanderzusetzen, manifestiert. Diese Form des Antisemitismus ist ein weitverbreitetes Einstellungsmuster, das in Österreich auch sehr stark von der so genannten "Mitte der Gesellschaft" mitgetragen wird. 

Nicht jede Kritik an Israel ist per se antisemitisch. Hilfreich beim Erkennen von israelbezogenem Antisemitismus kann der „3-D-Test“ sein: Wird Israel dämonisiert, delegitimiert oder mit doppelten Standards betrachtet? Diese Formel kann uns vor allem in der antisemitismuskritischen Bildung mit Schülerinnen und Schülern helfen, Antisemitismus zu erkennen, zu benennen und Handlungsstrategien zu entwickeln, um somit antisemitischen Narrativen und Ausgrenzungsmustern entgegenzutreten. Dabei muss es immer auch darum gehen sich mit den eigenen Vorurteilen auseinanderzusetzen. Zu erkennen, dass man selbst auch schon antisemitische Aussagen getätigt hat oder bei antisemitischen Aussagen anderer einfach weggehört hat, kann dabei für Schülerinnen und Schüler, aber auch für Lehrpersonen, ein sehr schmerzhafter Prozess sein. Letztendlich geht es aber um Bildung, die die Menschenwürde in den Mittelpunkt stellt und die Tatsache, dass wir immer bei uns selbst beginnen müssen, um ein Problem in breiterem Kontext zu verstehen und diskutieren zu können. Gemeinsames Gedenken mit Schülern und Schülerinnen und die Sichtbarmachung von Lebensgeschichten Verfolgter des NS-Regimes, kann uns als LehrerInnen dabei helfen Jugendliche zu befähigen selbstbewusst gegen antisemitische Ausgrenzungsmuster und andere Formen der gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit aufzutreten.

ERINNERN:AT leistet hier seit vielen Jahren wertvolle Arbeit, indem es Unterrichts- und Informationsmaterialien für Lehrer und Lehrerinnen erstellt. Zur Thematisierung der Novemberpogrome gibt es z.B. eine Webausstellung auf der Homepage von ERINNERN:AT, die ZeitzeugInnenberichte anbietet und lokalhistorische Bezüge zu den Pogromen in den österreichischen Bundesländern herstellt. ERINNERN:AT bietet auch Rundgänge in Wien an, die sich mit dem Leben, aber auch der Vertreibung der jüdischen Bevölkerung in Wien auseinandersetzen.

Die Lernapp „Fliehen vor dem Holocaust“ bietet Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit Geflüchteten über das Medium Film zu begegnen. Noch nie in der Menschheitsgeschichte waren so viele Menschen auf der Flucht wie heute: 66 Millionen. Sie alle haben vorher Schreckliches erlebt, befinden sich jetzt in einer prekären Lage und wissen nicht, wie ihre Zukunft aussehen wird. Fliehen mussten die Menschen auch vor der Vernichtung im Holocaust. Flucht ist also ein gegenwärtiges und ein historisches Phänomen.

Die Online-Toolbox „Stories that Move“ bietet fünf Online-Lernmodule, in denen sich Schülerinnen und Schüler den Auswirkungen von Antisemitismus, Rassismus und anderen Diskriminierungsformen auseinandersetzen können. Sie steht derzeit in acht Sprachen zur Verfügung.

Quellen: 

(https://www.doew.at/erinnern/fotos-und-dokumente/1938-1945/novemberpogrom-1938, letzter Zugriff: 01.11.2024, 10:34)

https://www.derstandard.at/story/2000091008368/wegschauen-bei-antijuedischer-gewalt, letzter Zugriff: 01.11.2024, 10:38

https://www.erinnern.at/bundeslaender/wien/bibliothek/dokumente/der-novemberpogrom-in-wien-zwei-brueder-sehen-sich-zum-letzten-mal, letzter Zugriff: 01.11.2024, 10:34)

Alle Nachkommenberichte aus: Stationen der Erinnerung in Favoriten, Erinnerung an das jüdische Leben Gedenken an die jüdischen EinwohnerInnen, Herausgeber: Verein Steine der Erinnerung an jüdische Opfer des Holocausts, 1030 Wien, Neulinggasse 13/12 (März 2019 und September 2022)