Nachruf: Widerstandskämpferin und Zeitzeugin Käthe Sasso verstorben

Am 14. April 2024 verstarb die Widerstandskämpferin und Ravensbrück-Überlebende Käthe Sasso, die viele Jahre als Zeitzeugin aktiv war.

Eine politisch widerständige Familie

Käthe Sasso, geboren 1926 als Katharina Smudits, wuchs zweisprachig, Deutsch und Kroatisch, bei ihrer Großmutter im Burgenland auf, später in Wien. Bereits ihre Eltern, Agnes und Johann Smudits, waren politisch aktiv, gegen den Austrofaschismus und später gegen den Nationalsozialismus. Der Vater wurde zur Wehrmacht eingezogen, Käthes Mutter starb 1941 nach einer schweren Krankheit. Käthe begann sich in der Widerstandsgruppe Gustav Adolf Neustadl zu engagieren. Deren Mitglieder unterstützten beispielsweise Witwen hingerichteter Widerstandskämpfer mit Lebensmitteln, verteilten Flugblätter und bewarben das Hören ausländischer Radiosender. Viele Mitglieder der Gruppe wurden wegen Hochverrats verurteilt und hingerichtet.

Im Jänner 1943 kam Käthe als Häftling ins Wiener Landesgericht. Sie entkam nur knapp dem Todesurteil und wurde ins Arbeitserziehungslager Oberlanzendorf überstellt. 1944 wurde sie über Berlin ins KZ Ravensbrück deportiert. Ende April 1945 gelang ihr während des Todesmarsches nach Bergen-Belsen gemeinsam mit ihrer Freundin Mizzi Bosch die Flucht. Sie kehrte nach Wien zurück und heiratete den Widerstandskämpfer Josef Sasso. Sie bekamen drei Kinder und übersiedelten nach Niederösterreich.

Antifaschistische Kämpferin

Seit den 1990er Jahren sprach Käthe Sasso auf Gedenkveranstaltungen und in Schulklassen und erinnerte an den antifaschistischen Widerstand während des NS-Regimes. Viele Schülerinnen und Schüler in Österreich konnten Käthe Sassos unermüdlichen Kampfgeist erleben. Sie wies in ihren Erzählungen und Mahnungen besonders auf das Schicksal von Widerstandskämpferinnen und -kämpfern und die Ravensbrücknerinnen hin. Sie setzte sich für eine Erinnerung an alle Frauen und Männern ein, die im Widerstand gegen den Nationalsozialismus und für ein freies und demokratisches Österreich ihr Leben ließen. Dabei sprach sie stets auch über das Schicksal einzelner mutiger Frauen.

Gedenktafel und digitale Gedenkstätte für WiderstandskämpferInnen am Wiener Zentralfriedhof: Die „Gruppe 40“

Käthe Sassos unermüdlichem Einsatz ist es zu verdanken, dass die Erinnerungsstätte an die „Gruppe 40“ bis heute existiert und am 11. März 2013 zur nationalen Gedenkstätte für die Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime erklärt wurde. Es ist jene Stelle, wo die hingerichteten WiderstandskämpferInnen damals verscharrt wurden. Sasso setzte sich viele Jahre für die Erhaltung und die Würdigung dieser Gräber der „Gruppe 40“ ein. Seit 2018 ist die Gedenkstätte auch digital zugänglich. Zur digitalen Gedenkstätte der „Gruppe 40“.

Anerkennung und Wirken für die Zukunft

2016 wurde Käthe Sasso für ihren Einsatz für das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, Friede und Demokratie mit dem Berufstitel Professorin ausgezeichnet.
2013 verfilmte Kurt Brazda die Biografie Käthe Sassos im Dokumentarfilm "Erschlagt mich, ich verrate nichts! Käthe Sasso, Widerstandskämpferin".
Zudem kam ihre Lebensgeschichte in zahlreichen Publikationen vor (z.B. Karin Berger et al. „Ich geb dir einen Mantel, dass du ihn noch in Freiheit tragen kannst“, 1987).

Das Team von ERINNERN:AT und das BMBWF danken Käthe Sasso für ihren unermüdlichen Einsatz als Antifaschistin und Zeitzeugin. Wir werden das Andenken an sie und ihre Lebenserfahrungen weiterführen und übermitteln ihrer Familie unsere tiefe Anteilnahme. 

Ein Interview mit Käthe Sasso ist auf unserer Online-Plattform weiter_erzählen zu hören:  Link