Denkmal in U-Bahn-Station: Herminengasse
Auf Initiative der Wiener Stadtregierung wurde am nördlichen Ausgang der U-Bahn-Station Schottenring ein Denkmal für die deportierten jüdischen BewohnerInnen der Herminengasse errichtet. Ein Forschungsauftrag für das Projekt ergab, dass von 1938 bis 1945 nachweislich 800 Jüdinnen und Juden, die in der Herminengasse lebten oder dort zwischenzeitlich einquartiert waren, von den Nationalsozialisten deportiert wurden.
Die Münchner Künstlerin Michaela Melián zeichnet die Einzelschicksale in Linien nach, die Linien führen von den Wohnungen in der Herminengasse zu nationalsozialistischen Konzentrationslagern.
„An den Rändern der Wandbilder sind die Namen der Konzentrationslager in alphabetischer und nicht in geografischer Ordnung gelistet. Die Häuser der Herminengasse sind nicht realistisch dargestellt, sondern als diagrammatische Informationsbalken, die sich auf die Gesamtbewohnerzahl von 1322 jüdischen Menschen der Gasse in diesen sieben Jahren beziehen. Darunter liegt eine Struktur aus grauen Linien, die das damalige Eisenbahnnetz sichtbar macht“, so die KÖR, die das Kunstwerk in Auftrag gab.
Das Denkmal ist in einem U-Bahn-Durchgang integriert. Die Linien ziehen sich auf beiden Seiten durch, die rechte Wand Symbolisiert die rechte Straßenseite, das linke Wandbild die linke Straßenseite. PassantInnen durchlaufen so die Herminengasse, anhand der subtilen Linien können sie die Deportationsgeschichten der ehemaligen BewohnerInnen nachlesen.
„Erinnerungskultur in Wien entwickelt sich stets weiter und ist ein lebendiger, nie abgeschlossener Prozess. Die ‚Herminengasse‘ belegt dies eindrucksvoll. Hier wurde die Geschichte der Bewohner der Straße in einem weltweit einmaligen Forschungsprojekt aufgearbeitet, gleichzeitig wurde in Erinnerung an die deportierten Jüdinnen und Juden ein prägnantes Kunstwerk geschaffen. Die Passage erfährt damit eine historische Kontextualisierung: Zahlreiche PassantInnen werden hier täglich in Konfrontation mit dem Kunstwerk zu ZeugInnen“, betont Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny.
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