Steine für Bikernieki & Gedenk- und Erinnerungsreise nach Riga
Im Rahmen dieses durch Vermittlung von _erinnern.at_ zustande gekommenen Projekts am G19, Gymnasiumstraße – unter der Leitung von Frau Prof. Gasser und Herrn Prof. Krist – beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler der 7a mit den Schicksalen zweier ehemaliger Absolventen des Döblinger Gymnasiums. Mithilfe diverser Dokumente (Meldezettel, Zeugnisse etc.) konnten die Lebenswege der ehemaligen Schüler Robert Subak und Dr. Oskar Hirsch nachverfolgt werden. Dieses Projekt war nicht bloß eine Einführung in die Methoden der historischen Arbeit, sondern führte den Schülerinnen und Schülern auch die Nähe zu diesen beiden Schicksalen vor Augen. Auf einer Exkursion entlang der mutmaßlichen Schulwege der beiden ehemaligen Schüler sammelten die Schülerinnen und Schüler Steine, die später von der nach Riga reisenden Delegation an der Gedenkstätte niedergelegt werden sollten. Robert Subak und Dr. Oskar Hirsch wurden 1942 nach Riga deportiert und dort ermordet. Als Todesdatum wurde der 8. Mai 1945, ein fiktives Datum, angegeben.
Zum Abschluss dieses Projekts durften Luka Doneus und Matthias Cantini in der ersten Ferienwoche (3. bis 6. Juli) an der vom deutschen Riga-Komitee organisierten Gedenk- und Erinnerungsreise in die lettische Hauptstadt teilnehmen. Gemeinsam mit Vertretern der Stadt Wien, Jugendlichen aus Deutschland und Lettland sowie weiterer Delegationsmitglieder (u.a. Bürgermeister deutscher Städte und Bundestagsabgeordnete) konnten sie an Empfängen und Gedenkfeiern teilnehmen, aber auch internationale Kontakte knüpfen und sich mit Teilnehmern aus drei Nationen austauschen.
Das vielleicht eindrucksvollste Erlebnis waren die Ereignisse des 4. Julis, des lettischen Holocaust-Gedenktags, an dem die beiden Schüler im Rahmen der offiziellen Gedenkfeier an der Ruine der ehemaligen Choral Synagoge Rigas Kränze niederlegten und später in der Gräber- und Gedenkstätte im Wald von Biekerniki, in dem vom NS-Regime durchgeführte Erschießungen stattfanden, die auf dem Schulweg gesammelten Steine niederlegten. Am Abend präsentierten Luka und Matthias dann die Ergebnisse des Projekts, das sie während des Schuljahres erarbeitet hatten, und gaben so den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Reise Anregungen, wie man diesem Thema im Unterricht und in der Erinnerungsarbeit begegnen kann.
Weitere Stationen im Rahmen der Gedenkreise waren ein Empfang in der Residenz des deutschen Botschafters in Lettland, ein Besuch des lettischen Freiheitsdenkmals, der Besuch der Gedenkstätte Rumbula und des ehemaligen Lagers Jungfernhof sowie ein Empfang der Stadt Riga, bei der auch der Zeitzeuge und bedeutende lettische Historiker Margers Vestermanis sowohl Einblicke in die Schrecken des Zweiten Weltkriegs in Lettland als auch in die Probleme bei der Aufarbeitung der Ereignisse gewährte.
Die Reise nach Riga und der Besuch der diversen Gedenkstätten hinterließen bei allen Teilnehmern und Teilnehmerinnen bleibende Eindrücke.
Lukas Redl
Die 4-tägige Rigareise war voll von förmlichen Anlässen (Empfänge, Kranzniederlegungen usw.) und Informationen über Riga. Wir haben einige beeindruckende und zum Nachdenken anregende Gebäude und Denkmäler in Riga und rund um die Stadt gesehen und besucht. Durch die vielen Gedenkstätten ist die Reise doch sehr bedrückend geworden! Ein Thema welches die ganze Zeit im Gespräch war, war die lettische Mitschuld und wie diese oftmals noch immer verneint wird, was wiederum zeigt, wie viel noch nicht aufgearbeitet ist! Alles in allem war die Reise (und unser vorhergehendes Klassenprojekt), vor allem für einen 17-Jährigen, eine wichtige und seltene Erfahrung!
Luka Doneus
Riga war genauso wie es mir alle versprochen hatten, baltisches Mittelalter und farbenfroher Jugendstil trafen auf „Überbleibsel“ aus 40 Jahren sowjetischer Besatzung. Wir haben unter anderem die Petrikirche, die Geburtskathedrale und den Ort des angeblich ersten Weihnachtsbaumes gesehen.
Der eigentliche Grund unserer Reise war aber die Teilnahme an den Gedenkveranstaltungen am nationalen Gedenktag für die Opfer des Holocausts in Lettland, was am 4 Juli deutlich wurde, weil an jeder zweiten Hauswand eine lettische Flagge mit schwarzer Schleife hing. Zu diesem Anlass haben wir an mehreren Kranzbeilegungen teilgenommen, wo ich die Ehre hatte auch selbst einen zu tragen. Sehr ergreifend war unter anderem auch das Gespräch mit einem Zeitzeugen, wohl einem der letzten unserer Zeit. Besonders hängen geblieben ist mir das von ihm benutzte Zitat von George Santayana: „Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.“. Obwohl hochrangige Politiker, Botschafter und Historiker Vorträge gehalten haben, wurde unser Projekt, das als einfaches Klassenprojekt gestartet hat, sehr geschätzt und gelobt.
Alles in allem war es eine bereichernde Erfahrung und ich bin stolz gemeinsam mit Herrn Professor Redl und Luka Doneus unsere Schule vertreten zu haben.
Matthias Cantini
Link zum Bericht des Presse-Service des Rathaus:
https://www.wien.gv.at/presse/2017/07/11/riga-gedenken-an-die-wiener-opfer-des-holocaust