„Wir werden uns viel zu erzählen haben, wenn wir uns einmal wieder sehen.“
„Wir werden uns viel zu erzählen haben, wenn wir uns einmal wieder sehen.“1)
Im Frühsommer 1938 verabschiedet sich eine Gruppe 16 jähriger Stubenbasteischüler jüdischer Herkunft „für immer“ auf dem Schwedenplatz in Wien. Da sie den Kontakt untereinander nicht verlieren möchten, hecken sie ein komplexes Rundbriefsystem aus.
Erhalten sind 675 Einzelbriefe, verpackt in 106 Rundbriefe. Die Originalbriefe liegen im „Archiv für die Geschichte der Soziologie in Österreich" in Graz. Die Briefe aus den Jahren 1938 – 42 wurden wissenschaftlich bearbeitet und digitalisiert.
Über die Germanistin Jacqueline Vansant, Professorin an der University of Michigan-Dearborn, erfuhren wir von der Existenz der Briefe und bekamen Zugang zu den digitalisierten Jahrgängen. Diese haben wir mit SchülerInnen in einem zweisprachigen Wahlpflichtfach (viele der Briefe sind ab Kriegsbeginn auf Englisch) intensiv gelesen, besprochen und analysiert.
Aus der Auseinandersetzung mit den Schicksalen der 12 Briefschreiber, die zu dem damaligen Zeitpunkt im selben Alter waren, wie unsere SchülerInnen jetzt sind, ergab sich der Wunsch, diesen ehemaligen Schülern der Stubenbastei zumindest symbolisch wieder einen Platz an der Schule zu geben:
Entstanden sind ein von den SchülerInnen gestaltetes Audiobuch und die Installation des Erinnerns. Jeder Schüler, jede Schülerin ist „Pate“ zweier ehemaliger 6B Schüler und liest Auszüge aus deren Briefen der Jahre 1938 und 1939. Im Schulhaus wird für jeden dieser ehemaligen Schüler eine Erinnerungstafel angebracht. An zentraler Stelle wird im Eingangsbereich auf mehreren Informationstafeln das Projekt genauer beschrieben und die Fluchtwege der Rundbriefteilnehmer werden sichtbar gemacht.
Regina Erdinger und Sieglind Gabriel
Projektleitung
1) Alfred Hechter in einem Brief vom 27.7.1939 aus Peta Tiqua, Palästina, an Wilhelm Mandl