Medienbericht: „Schüler fordern Infos über das Wiener ‚Adolf-Hitler-Haus‘“

Laut einem Bericht der Tageszeitung Der Standard fordern SchülerInnen des BG/BRG Rohrbach (Oberösterreich) mehr Informationen über den historischen Hintergrund des SchülerInnen Wohnheims in der Wiener Hirschengasse. Das Heim wird seit Jahren von Schulklassen aus den Bundesländern im Rahmen der Wien-Woche genutzt.

Nachdem die NSDAP Anfang der 1930er Jahre einen deutlichen Mitgliederzuwachs in Wien erlebte, erwarb sie 1931 das Haus in der Hirschengasse 25, mit dem Ziel es als ihre österreichische Parteizentrale zu nutzen.  Nach den Plänen des Wiener NSDAP Gauleiters sollte hier ein am Vorbild des "Braunen Hauses" in München orientiertes Parteihauptquartier entstehen. Das Gebäude wurde mit persönlichem Einverständnis Hitlers ‚Adolf-Hitler-Haus‘ getauft. Das Haus war Ausgangspunkt des NS-Terrors des Zwischenkriegszeit, nach einer Reihe von NS-Bombenattentaten wurde das Adolf-Hitler-Haus am 12. Juni 1933 polizeilich geschlossen.

Die oberösterreichischen SchülerInnen schreiben in einer E-Mail an den Standard: "...wir sind derzeit in dieser Jugendherberge untergebracht, haben aber erst durch ihren Artikel zufällig von der schrecklichen Vergangenheit erfahren. Es würde uns freuen, wenn zukünftig wirklich jeder Besucher über das Vergangene informiert wird."

„Durch den Standort des neuen Parteisitzes im 6. Bezirk war eine Eskalation der Gewalt  bereits  vorprogrammiert  –  die  NSDAP  brach  in  die  „Wiege  der  Arbeiterbewegung“ ein: hier wurde im Dezember 1867 der erste Arbeiterbildungsverein gegründet, in der Nähe befanden sich die Wohnsitze von Viktor Adler und Otto Bauer, außerdem waren  hier  zahlreiche  Institutionen  der  Sozialdemokratie,  von  der  nahe  gelegenen  Redaktion der „Arbeiter Zeitung“ bis zum Vereins- und Veranstaltungszentrum in der Königseggasse (heute Haus der Begegnung).

Gleichzeitig  war  das  Viertel  rund  um  die  Hirschengasse  mit  der  Synagoge  in  der Schmalzhofgasse 3, dem Tempel in der Stumpergasse 42 und dem Bethaus in der Millergasse 43 das Herzstück der jüdischen Gemeinde des 6. und 7. Bezirks. In unmittelbarer Nachbarschaft zum „Adolf-Hitler-Haus“ hatte darüber hinaus auch der Israelitische  Tempelverein  für  die  Bezirke  Mariahilf  und Neubau in der Hirschengasse 22 seinen Sitz.

Mit  der  Konzentration  des  NSDAP-Machtzentrums  im  „Adolf Hitler-Haus“  ging  ein  Anstieg  der  politisch  und  antisemitisch  motivierten  Gewalthandlungen  sowohl  im „Adolf-Hitler-Haus“ selbst als auch in der näheren Umgebung einher. Neben gewalttätigen Übergriffen, Drohungen und Sachbeschädigungen gegen jüdische Geschäftsleute und die jüdische Mietpartei Spielmann, die im Vordertrakt des Hauses wohnte, kam  es  auch  zu  Anpöbelungen  von  Passant_innen  und  Anrainer_innen.  Selbst  die  ständige polizeiliche Bewachung sowie zeitweilige Besetzung des Hauses durch Sicherheitskräfte konnte die Lage nicht entschärfen.

Im  Zuge  der  steigenden  Gewaltbereitschaft  der  österreichischen  NSDAP  und  dem  gezielten  Aufbau  von  terroristischen  Gruppen  ab  Frühjahr  1933  erhielt  das  „Adolf-Hitler-Haus“ eine bestimmende Funktion für die Planung, Organisation und Durchführung der NS-Gewaltpolitik im Raum Wien, beispielsweise bei dem Tränengasanschlag auf das Kaufhaus Gerngroß im Dezember 1932.“ (Rundgang.blogspot.de, Rundgang zum Novemberpogrom im 6. und 7. Bezirk, Broschüre  http://rundgang.blogsport.de/images/11November_web2.pdf )

 

Links:

Der Standard Artikel Schüler fordern Infos über das Wiener "Adolf-Hitler-Haus"

Wien Wiki über das "Adolf-Hitler-Haus"

Gedenkrundgang durch den 6. und 7. Bezirk

Forschungsprojekt der Universität Wien "Adolf-Hitler-Haus“

Infomaterial des Bezirksmuseums Mariahilf zum "Adolf-Hitler-Haus"