Projektbericht: „COLLAGIEREN. Erinnerung neu zusammensetzen“

Gemeinsam mit der Online-Plattform DERLA (Digitale Erinnerungslandschaft Österreich) werden im Auftrag des OeAD Workshops für SchülerInnen ab der 6. Schulstufe angeboten, durch die sich die Lernenden in künstlerisch-kreativen Vermittlungsformaten mit der Geschichte der Steiermark auseinandersetzen. Im Rahmen des Projektes „COLLAGIEREN. Erinnerung neu zusammensetzen“ setzten sich SchülerInnen mit der Grazer Künstlerin Ida Sofia Maly auseinander. Wie sich das Projekt gestaltete, lesen Sie hier.

Im Februar 2023 fand an der Polytechnischen Schule Kapfenberg, Steiermark ein zweitägiger Kunstvermittlungsworkshop für SchülerInnen zur Grazer Künstlerin Ida Sofia Maly statt. Dafür beauftragte der OeAD in Zusammenarbeit mit dem DERLA-Projektteam die Künstlerinnen und Kunstvermittlerinnen Isabel Mendoza und Selina Shirin Stritzel. Die zwischen 14 und 17 Jahre alten SchülerInnen setzten sich anhand der Biografie und der Werke der Grazer Künstlerin Ida Maly mit der Geschichte des Nationalsozialismus und mit erinnerungskulturellen Themen auseinander. Das Projekt wurde im Auftrag des OeAD in Zusammenarbeit mit der Online-Plattform DERLA (Digitale Erinnerungslandschaft Österreichs www.erinnerungslandschaft.at) durchgeführt. Weitere Informationen zum Workshop-Angebot „Geschichtsvermittlung durch Kulturelle Bildung” finden Sie hier.


Workshopinhalte und Dokumentation des Projekts (Präsenation: Selina Shirin Stritzel)

Die Grazer Künstlerin Ida Maly

Ida Sofia Maly wurde am 22.10.1894 in Wien geboren. Sie lebte mit ihren Eltern seit der Jahrhundertwende in Graz, wo sie die Landeskunstschule besuchte. Anfang der 1920er Jahre ging sie nach München und später nach Berlin, Paris und Wien, wo sie als Künstlerin tätig war. Wegen psychischer Probleme kehrte sie 1928 nach Graz zurück, wo sie in die Landes-Heil- und Pflegeanstalt „Am Feldhof“ eingeliefert wurde. Auf Grund ihrer Schizophrenie verbrachte sie die restliche Zeit ihres Lebens in der Anstalt, wo eine Vielzahl von Bildern entstand. Mit 65 Frauen wurde sie am 8. Februar 1941 nach Hartheim transportiert und dort im Zuge der NS-„Euthanasie“ ermordet.

Kunstverständnis und -techniken – Collagieren

Der erste Workshoptag begann mit einer Vorstellung des Projekts und der Digitalen Erinnerungslandschaft Österreich (DERLA). Nach einem Input zur NS-Geschichte und der sog. „Aktion T4“ erarbeiteten die 17 TeilnehmerInnen in Kleingruppen Teile der Biografie der Grazer Künstlerin und stellten sie einander vor. Der Zeitstrahl, der aus der Kleingruppenarbeit hervorging und die Plakate, welche die SchülerInnen zu den einzelnen Lebensabschnitten erstellten, blieben über die Zeit des Workshops im Klassenraum sichtbar hängen und dienten zur Orientierung in der Lebensgeschichte der Künstlerin. Die Workshopleiterinnen erarbeiteten mit der Gruppe daraufhin die unterschiedlichen Schaffensphasen der Künstlerin und ergänzten den Zeitstrahl exemplarisch mit Werken aus der jeweiligen Zeit.

Anhand der künstlerischen Werke von Ida Maly wurden kunsthistorische Fakten vermittelt, dies ging über in ein allgemeines Gespräch über Kunst und Kunstverständnis heute. Die SchülerInnen wählten eine Arbeit aus und erzählten einander davon, was daran warum interessant / schön / auffallend / hässlich / resonierend war (Assoziationsmethode).

Nach dem Kennenlernen unterschiedlicher Collagetechniken und Beispiele stellten die SchülerInnen aus einer Vielzahl unterschiedlicher Materialien eigene Collagen her, wobei der Arbeitsauftrag die freie Wahl eines Motivs für die Collage war. Die SchülerInnen der Klasse hatten sich zuvor schon mit Collagen befasst und machten sich entsprechend schnell an die Konzeption und Umsetzung eigener Motive. Für den Folgetag lautete der Arbeitsauftrag, eigene Materialien für das Collagieren mitzubringen.

 

Zeittafel zur Biografie von Ida Maly (Foto: Isabel Mendoza und Selina Shirin Stritzel)

Konzipierung einer alternativen Gedenktafel

Am zweiten Workshoptag brachten die TeilnehmerInnen eigenes Material mit. In einem gemeinsamen Gespräch über Erinnerungs- und Gedenkkultur standen folgende Fragen im Zentrum: Kennen wir Erinnerungsorte? Wenn ja, wo und in welcher Form sind diese vorhanden? Warum ist Erinnerungskultur wichtig? Wie sieht die Gedenktafel von Ida Maly aus? Wie können wir uns Erinnern anders vorstellen? Hier wurde mit der DERLA Website gearbeitet und Ida Maly mit Hilfe der Suchfunktion gesucht. Auf der Seite von Ida Maly ist ein Foto der Gedenktafel der Künstlerin an ihrem Geburtshaus zu sehen.

Die SchülerInnen erhielten den Arbeitsauftrag, eine alternative großformatige Gedenktafel (A2) für Ida Maly herzustellen und dabei eines ihrer Werke, einen verwendeten Stil oder ein Motiv Ida Malys einzubinden. Am Ende des zweiten Workshoptages stellten die SchülerInnen die entstandenen Collagen im Klassenverband vor und formulierten Gedanken und Überlegungen zu ihren Arbeiten.

 

Zum Workshop-Angebot Geschichtsvermittlung durch Kulturelle Bildung: Link

Zu DERLA: www.erinnerungslandschaft.at