Projektbericht: „Wege in die Vergangenheit“

SchülerInnen der Mittelschule Haus im Ennstal (Steiermark) haben sich mit eigenen Fotografien und anhand anderer Quellen mit der NS-Vergangenheit auseinandergesetzt. Das Projekt „Wege in die Vergangenheit“ ist im Rahmen einer Kooperation der Online-Plattform DERLA (Digitale Erinnerungslandschaft Österreich) und des OeAD entstanden. SchülerInnen ab der 6. Schulstufe können sich hierbei in künstlerisch-kreativen Vermittlungsformaten mit der Geschichte der Steiermark auseinandersetzen.

Angeleitet durch die Dokumentarfotografin Petra Stranger haben sich die SchülerInnen auf die Suche nach Archivmaterial über den Nationalsozialismus, seine Opfer und im speziellen den Widerstand im Ausseerland begeben. Gearbeitet wurde dabei sowohl mit der Website www.erinnerungslandschaft.at  (DERLA) als auch mit altersgerechten Büchern, Texten und Bildern. In der ersten Workshop-Einheit beschäftigten sich die Jugendlichen fotografisch mit dem Thema „Versteck“. Es wurde ein Spaziergang geplant, der sich visuell zu diesem Thema eignet und die Klasse zu zahlreichen Fotografien anregte. Besondere Aufmerksamkeit erhielten dabei die Begrifflichkeiten „Ort“ und „Sicherheit“, wie Petra Stranger erläuterte:

„Während des Zweiten Weltkrieges spielten die Frage und das Gefühl der Sicherheit und der Suche eines sicheren Ortes eine große Rolle. In der Obersteiermark waren es vor allem WiderstandskämpferInnen, die vor den Nationalsozialisten flüchteten und sich in den Bergen versteckten. Sie wurden oft heimlich von Frauen aus den umliegenden Dörfern unterstützt. Der Workshop „Wege in die Vergangenheit“ regt zum Nachdenken über die eigene Sicherheit an. Wo würde ich heute Sicherheit finden? Was bedeutet ein sicherer Ort für mich? Wo befindet sich dieser Ort? Was würde passieren, wenn ich diesen Ort verliere? Wer würde mir helfen und wem kann ich vertrauen?


Analyse der Fotografien (Foto: Julia Wieser)

Schwarz-Weiß-Fotografien aus der KZ-Gedenkstätte Mauthausen

In der nächsten Einheit wurden die Bilder und deren fotografische Qualität mit der Künstlerin besprochen und auf der Website DERLA u.a. zum Thema Widerstand recherchiert. Einige Kinder erzählten von ihren Urgroßvätern und wie es den Familien während der Kriegszeit erging. Andere Kinder zeichneten Bilder und versuchten so, die vermutete Stimmung in dieser Zeit auszudrücken. Wieder andere schrieben Zitate auf.

In der dritten Einheit brachten einige Kinder Bilder aus den Familienalben mit. Außerdem wurden Flugblätter aus der damaligen Zeit präsentiert und das Thema Zivilcourage besprochen. In dieser Einheit wurde den SchülerInnen ein fotografischer Arbeitsauftrag für die geplante Exkursion an die KZ-Gedenkstätte Mauthausen mitgegeben: Mit Schwarz-Weiß-Fotografien sollte die Stimmung des Konzentrationslagers eingefangen werden. Die Geschichtelehrerin forderte die Jugendlichen außerdem dazu auf, nach der Exkursion ihre Gedanken in Worte zu fassen und aufzuschreiben. In der letzten Einheit wurden die während der Exkursion an die KZ-Gedenkstätte Mauthausen entstandenen Fotos visuell besprochen und die Ausstellung geplant. Diese wurde im Anschluss des Workshops von Petra Stranger umgesetzt.  

Aufgrund der eigenständigen künstlerischen Auseinandersetzung mit verschiedenen Aspekten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft und der Erinnerung an die NS-Opfer waren die SchülerInnen über den ganzen Projektzeitraum motiviert und interessiert dabei.


Die Fotoausstellung © Petra Stranger

Zum Workshop-Angebot Geschichtsvermittlung durch Kulturelle Bildung: Link

Zu DERLA: www.erinnerungslandschaft.at