Lernheft: „Ein Mensch ist ein Mensch“. Rassismus, Antisemitismus und sonst noch was...
Was ist Antisemitismus? Wie funktioniert Rassismus? Auf welche Weise bin ich selbst schon Diskriminierung begegnet? Mithilfe des Lernhefts von ERINNERN:AT können sich Jugendliche ab der 8. Schulstufe mit verschiedenen Formen der Ausgrenzung und Abwertung auseinandersetzen.
Für die Entwicklung des Lernmaterials haben Jugendliche unterschiedlicher Herkunft und Religion aus ganz Österreich über ihre Erfahrungen mit Antisemitismus, Rassismus und Homophobie sowie ganz allgemein über Ausgrenzung und Abwertung erzählt.
Ihre Stellungnahmen und ihre Einsichten ziehen sich als roter Faden durch das Heft. Vielfältige Lern- und Reflexionsanregungen zielen darauf ab, Schülerinnen und Schüler miteinander darüber ins Gespräch zu bringen, was in den Klassenzimmern und in der Welt draußen so alles gesagt und gedacht wird.
„Ein Mensch ist ein Mensch“, sagt Bekhan, der aus Tschetschenien nach Österreich geflohen ist.
Inhalte
In insgesamt 18 kurzen Kapiteln behandelt das Lernheft verschiedenste Fragen zum Thema Ausgrenzung. Neben der Auseinandersetzung mit Rassismus, Antisemitismus und Homophobie wird beispielsweise auch das Verhältnis von Österreich und Israel sowie israelbezogener Antisemitismus thematisiert. Das abschließende Kapitel „Tun wir was!“ geht auf Möglichkeiten ein, wie wir uns heute gegen Antisemitismus, Rassismus und Homophobie stark machen können. Alle Kapitel schließen mit einem Arbeitsblatt ab, das verschiedene Arbeitsaufträge für Einzel- sowie Gruppenarbeiten bereithält. Im Folgenden finden Sie alle Kapitelthemen mit einer Kurzbeschreibung.
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Kosten: Einzelheft 4,- / ab 3 Hefte pro Heft 2,- / Klassensatz zu 25 Stück: 20,- (Auf Wunsch bis zu 36 Ex. zum gleichen Preis!), Versand ins Ausland bitte per Mail anfragen.
Stimmen der SchülerInnen aus dem Lernheft
Doron: Wenn ich in einen Park Basketball spielen gehe, dann habe ich schon öfters von den anderen, die Fußball spielen, gehört, wie sie zu jemand, der etwas nicht gut macht, sagen: „Du Scheißjude!“ Man verwendet das Wort „Jude“ einfach als Beleidigung. Entweder sie wissen es nicht und machen es aus Gruppenzwang oder sie machen es wirklich aus Hass. Aus Hass oder irgendeinem Grund.
Temitope: Ich war einmal unterwegs und dann kommt ein Mann. Als wir so nebeneinander sind, sagt er: "Nigger". Ich schaue ihn an und dachte nur: “Wenn ich mit ihm rede, ist es für mich nur sinnlos.“ Ich dachte: “Er ist wahrscheinlich verwirrt und sagt deswegen Nigger.“ Wahrscheinlich hat er noch viele Wörter in sich und wartet nur darauf, dass ich reagiere. Dann kann er mit mir anfangen zu streiten. Doch ich kann einfach nicht schimpfen, das habe ich nie gelernt.
Bini: Meine Großeltern kommen aus Rumänien, Polen und Österreich und wurden von den Nazis wegen ihrer jüdischen Herkunft verfolgt. Ich sehe mich als jüdischen Wiener. Das Judentum ist mir sehr wichtig, aber es schränkt mich nicht ein. Ich würde mir wünschen, dass mich andere als ganz normalen Menschen sehen, nicht als etwas Besonderes. Weil so sehr unterscheiden sich die Juden nicht von anderen.
Katia: Meine Eltern kommen beide aus Österreich, aber die Eltern von meinem Vater kommen aus Deutschland. Ich bin gern Österreicherin. Ob ich stolz darauf bin? Ich kann nicht auf etwas stolz sein, zu dem ich nichts beigetragen habe. Außerdem bin ich sicher nicht nur Österreicherin, ich bin vieles auf einmal. Meine Heimat hört auch nicht mit einer Landes– oder Staatsgrenze auf.
Lernmodule aus dem Heft
Wir haben mit Jugendlichen unterschiedlicher Herkunft und Religion über ihre Erfahrungen mit Antisemitismus, Rassismus und Homophobie sowie ganz allgemein über Ausgrenzung und Abwertung gesprochen. Ihre Stellungnahmen und Einsichten bilden die Grundlage des Lernhefts.
Die Onlinematerialien basieren auf dem Feedback und den Anregungen jener, die mit dem Lernheft bereits gearbeitet haben.
"Ja, wenn alle so wären..."
Können Kontakte und Begegnungen dazu beitragen, Vorurteile abzubauen? Diese Frage wird in diesem Kapitel diskutiert.
Wie funktioniert Rassismus?
"Es gibt überhaupt keinen Menschen ohne rassistische Vorurteile", meint Susi Bali, Expertin für Zivilcourage. Das ist eine der Kernaussagen dieses Kapitels.
Antisemitismus ist...
Ein kurzer Streifzug durch die Geschichte des Antisemitismus, aber auch ganz aktuelle Beispiele sind die Themen dieses Kapitels.
Brauchen wir Sündenböcke?
Durch Verschwörungs- und Sündenbocktheorien werden den Menschen einfache Erklärungen vorgegaukelt. Anstehende Probleme werden damit aber sicher nicht gelöst, wie dieses Kapitel zeigt.
Was wäre Österreich ohne Minderheiten?
Dieses Kapitel behandelt die Einflüsse von Minderheiten auf die österreichische Kultur. Das Zusammenleben ist bereichernd – und es verläuft nicht immer reibungslos.
Wer ist Jüdin oder Jude?
"Ich bin jüdisch aufgewachsen, aber nicht religiös", erzählt Daniel in diesem Kapitel. Die Strömungen und Identitäten innerhalb der jüdischen Gemeinde sind vielfältig.
Konfliktfeld Religion
Im Namen von Religionen wurden viele Kriege geführt. In Mitteleuropa gab es den Jahrhunderte dauernden Konflikt innerhalb der christlichen Religion zwischen katholischer und protestantischer Richtung.
Wenn Sprache verletzt...
"Opfer", "Schwuler", "Behinderter" – diese Bezeichnungen sind vielleicht nicht immer böse gemeint, werten aber andere dennoch ab.
Gehorsam kann tödlich sein
Den Antisemiten war es gelungen, die jüdische Bevölkerung als fremd abzustem-peln. Als nun die Nazis die Macht übernahmen, erreichte die Judenfeindlichkeit eine nie dagewesene Dimension.
Nichts dazugelernt? Antisemitismus trotz Shoah
Nach Kriegsende gelang es Österreich, sich als erstes Opfer Hitlerdeutschlands darzustellen. Die Überlebenden des NS-Terrors aber erzählten eine andere Geschichte.
Was hat denn Israel mit Österreich zu tun?
Auf den ersten Blick hat Israel mit Österreich wenig zu tun. Dabei stimmt das gar nicht. Nicht nur für viele österreichische Jüdinnen und Juden hatte und hat Israel eine besondere Bedeutung – auch die Idee vom „Judenstaat“ wurde in Österreich geboren.
Kritik an Israel und Antisemitismus
Wann ist Kritik an Israel antisemitisch? Über diese Frage wird oft heftig diskutiert. Das folgende Kapitel beleuchtet das Thema aus verschiedenen Perspektiven.
Verfolgung kann nicht einfach vergessen werden
"Ich habe Angst um meine Kinder...“ sagt die Auschwitz-Überlebende Ceija Stojka.
Geflüchtet – und dann?
Über das Thema „Asyl“ wird in Politik, Medien und Gesell-schaft heftig diskutiert. Meist wird es mit negativen Schlagzeilen verbunden. Darüber, wie anstrengend und angstvoll ein Leben auf der Flucht ist, wird seltener geredet oder geschrieben.
Gefährliche Freundschaften - Neonazis
Heute dringen die Ideen der Neonazis über Musik, aber auch über die Mode in die Jugendkultur ein. Auch das Internet spielt eine entscheidende Rolle.
Was ist verboten?
Das NS-Verbotsgesetz ist seit 1945 mehrfach ergänzt bzw. geändert worden, zuletzt 1992. Damals wurde der Strafrahmen deutlich herabgesetzt. Ein zentraler Abschnitt dieses Gesetzes ist jener Paragraph, der die Wiederbetätigung verbietet. Wiederbetätigung heißt z.B., die NSDAP (oder Teilorganisationen wie SS oder SA) wieder gründen zu wollen oder die Verbrechen der Nazis (z.B. den Holocaust) öffentlich zu leugnen.
Tun wir was!
Es gibt keine fertigen "Rezepte", die sagen, wie man auf Ausgrenzung richtig reagiert. Aber es gibt viele Möglichkeiten. Diese zu kennen, kann helfen. Eingreifen ist wichtig, es kann gelernt und geübt werden.
Ich – Rassist?
Wenn wir mit Jugendlichen über Rassismus und Antisemitismus sprechen, werden wir unweigerlich mit unseren eigenen Werthaltungen konfrontiert. Es ist sinnvoll, über diese Einstellungen zu reflektieren.
Antisemitische Karikaturen
Soll bzw. kann mit antisemitischen Karikaturen pädagogisch gearbeitet werden? Diese Frage begleitete auch die Erarbeitung der Broschüre "Ein Mensch ist ein Mensch.".
Methodisches Allgemein
Umgang mit konfliktreichen Diskussionen - Hier finden sich allgemeine methodische Anregungen und Hilfestellungen für den Einsatz der Broschüre.