Wiener JungwählerInnen-Analyse (2010) zeigt antisemitische Einstellungen auf
Einige besondere Problemfelder zeigt die Studie, die vom Jugendforscher Bernhard Heinzlmaier verantwortet wird, in Hinblick auf die Werthaltung und die Grundeinstellungen der JungwählerInnen auf:
Immerhin für fast 15% der Jung- und ErstwählerInnen „hat Adolf Hitler für die Menschen auch viel Gutes getan“. Bestürzend hoch ist der Anteil derer, die dieser Aussage zustimmen können unter den jungen Männern (23,6%) und unter Lehrlingen und Berufstätigen (22,6%).
Wenn fast ¼ der diesen Subgruppen Zugehörigen eine solche Auffassung vertreten, scheint es wohl angezeigt, über Relevanz und Methodik des Geschichtsunterrichts und der humanistischen Bildung im Allgemeinen in den Schulen nachzudenken. Offensichtlich wächst hier eine Gruppe von „gut ausgebildeten Ungebildeten“ heran, die vielleicht über gute technische Fertigkeiten verfügen, gleichzeitig aber ein demokratiegefährdendes Geschichtsbild vertreten.
Den größten Anteil an Zustimmung zum Satz „Adolf Hitler hat für die Menschen auch viel Gutes getan“ findet man unter FPÖ- (21,3%) und SPÖ-WählerInnen (17,8%).
Eine bemerkenswerte hohe Zustimmung erreicht Adolf Hitler und seine guten Taten mit 25,2% unter Jugendlichen mit türkischem/arabischem Migrationshintergrund. In dieser Subgruppe ist die Zahl derer, die dieser Aussage gar nicht zustimmen kann mit 37,9% mit Abstand am niedrigsten. Im Vergleich zu den türkischen Migranten liegt die Ablehnungsquote mit Bezug auf diese Aussage in der Gesamtstichprobe bei über 55% ...
Ähnlich bestürzend sind die Ergebnisse, die die Studie im Hinblick auf eine tolerante Haltung gegenüber männlicher oder weiblicher Homosexualität zu Tage bringt. So ist Homosexualität für 22% der Befragten Jugendlichen „keine natürliche Lebensweise“...
Das Ergebnis, das am meisten zum Nachdenken geben sollte, betrifft die Zustimmung zur Aussage „Die Juden haben nach wie vor zu viel Einfluss auf die Weltwirtschaft“. In der Gesamtstichprobe finden sich hier 17,5% der 16- bis 19-jährigen WienerInnen, die dieser Aussage zustimmen können.
Deutlich überproportional ist die Zustimmung unter männlichen Jugendlichen und unter Lehrlingen und Berufstätigen. Mit Abstand am größten ist diese antisemitische Auffassung aber unter Jugendlichen mit türkischem/arabischem Migrationshintergrund verbreitet. Unter ihnen können über 45% dieser Aussage zustimmen.
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