Margarethe Anzengruber: Frauen von Widerstandskämpfern. Frauen erählen von ihrer Ehe mit einem Widerstandskämpfer
Es war nicht leicht, noch Frauen zu finden, die mit Widerstandskämpfern verheiratet sind bzw. waren, und noch schwieriger, ihr Einverständnis zu erlangen, in einem Interview von ihrem Leben zu erzählen. Die Verweigerung war nur zum Teil ihrem hohen Alter zuzuschreiben. Vielmehr war es ihre Überzeugung, dass sie nichts Erzählenswertes zu berichten hätten, war doch bisher nur das Wirken und Leben ihrer Männer für andere interessant gewesen.
Alle Frauen kommen aus einfachen Verhältnissen, sie haben in ihren Familien und in ihrer Umgebung erfahren, was politischer Widerstand gegen ein totalitäres Regime bedeutet, und sie haben ihre antifaschistische Haltung ihr ganzes Leben lang beibehalten.
Das Ehe- und Familienleben entsprach im Großen und Ganzen den allgemeinen Vorstellungen und Normen einer guten, funktionierenden Ehe. Woran lag und liegt also das Besondere dieser Verbindungen?
Die Männer, die Gefängnis und Konzentrationslager überlebt haben, mussten mit ihren – meist uneingestandenen – Traumatisierungen im Leben zurechtkommen. Dies erforderte von den Frauen Fähigkeiten wie Verständnis, Nachsicht und Ertragen von schmerzlichen Erfahrungen, die über das normale Maß hinausgingen.
Die meisten Männer wurden nach ihrer Befreiung zur Verwirklichung ihrer politischen Ziele, für die sie gelitten hatten, mit großem Engagement in Organisationen der kommunistischen und sozialdemokratischen Partei aktiv. Die Familie nahm nur allzu oft eine untergeordnete Stellung ein, ein Umstand, der für die Frauen nicht nur physische, sondern vor allem psychische Belastungen und Anforderungen nach sich zog.
Anzengruber, Margarethe: Frauen von Widerstandskämpfern. Frauen erzählen von ihrer Ehe mit einem Widerstandskämpfer
New Academic Press, 230 Seiten, Paperback, 978-3-7003-1873-6 - link