Sönke Neitzel/Harald Welzer: Soldaten. Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben.

Dieses Buch legt auf der Basis von 150.000 Seiten Abhörprotokollen eine neue Mentalitätsgeschichte des Krieges vor. In von Briten und Amerikanern eigens eingerichteten Lagern wurden deutsche Kriegsgefangene aller Ränge und Waffengattungen zwischen 1940 und 1945 heimlich abgehört. Sie sprachen über militärische Geheimnisse,
über ihre Sicht auf die Gegner, auf die eigene Führung und auf die Judenvernichtung. Das Buch zeigt die Kriegswahrnehmung von Soldaten und die Innenansicht des Zweiten Weltkriegs durch jene Soldaten, die große Teile Europas verwüsteten. Zudem wird im Vergleich zu anderen Kriegen herausgearbeitet, was am Fühlen und Handeln der deutschen Soldaten spezifisch für den Nationalsozialismus war und was nicht.

Das Buchwurde am 15. April 2011 in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt.

Presseinformation: - link

Besprechung im "Spiegel" (14/:2011): - download

Wolfram Wette, emeritierter Militärhistoriker an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, hat das Buch in "Der Zeit (Print, 14. April 2011) besprochen: "Das hat Spaß gemacht" - link

"In den Gesprächen der kriegsgefangenen Soldaten der Wehrmacht wurden auch Tabuthemen nicht ausgespart, die in kaum einem Feldpostbrief zu finden sind. Der Brief aus dem Krieg richtete sich bekanntlich an die Angehörigen in der Heimat, und die Intention des Verfassers bestand in aller Regel darin, die Empfänger nicht zu beunruhigen. Der Gesprächspartner im Kriegsgefangenenlager dagegen war ein Kamerad, der Ähnliches erlebt hatte wie man selbst und dem gegenüber solche Zurückhaltung nicht erforderlich war. Hier konnte man Tacheles reden und mit den eigenen Heldentaten angeben. Man brauchte nicht zu leugnen, dass Krieg auch Spaß machen und das Töten einen Lustgewinn bedeuten konnte.
So berichtete etwa Unteroffizier Fischer, Pilot einer Me109, seinem Kameraden: »Ich habe alles umgelegt – Autobus auf der Straße, Zivilzug in Folkestone. Wir hatten Befehl, unten in die Städte reinzuschmeißen. Jeden Radfahrer habe ich beschossen.« Oder der Pilot Greim, der ebenfalls den Luftkrieg gegen England mitmachte: »Das erste Mal sind wir noch vorbeigeflogen, dann haben wir noch einmal Angriff gemacht und haben reingehalten, mein lieber Freund, das hat Spaß gemacht!« Ein anderer sekundierte mit der punktgenauen Vokabel für die lustvolle Gewaltausübung: »Die Sache hat mir einen Mordsspaß gemacht.«"

 

Harald Welzer wird am 29. September 2011 in Dornbirn die Eröffnungsrede zur Ausstellung "Was damals Recht war...Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht"  halten.