Unterscheiden Sie zwischen historischen und heutigen Ereignissen und vermeiden Sie ahistorische Vergleiche.

Für viele Pädagogen liegt die Hauptmotivation zur Auseinandersetzung mit dem Holocaust darin, dass Jugendliche für Ungerechtigkeit, Verfolgung, Rassismus, Antisemitismus und andere Formen von Hass in der Gegenwart sensibilisiert werden können. Der Holocaust wird häufig als moralischer Prüfstein, als Paradigma des Bösen, angesehen. Auch wenn solche universellen Lehren ein wichtiger Teil der Beschäftigung mit dem Holocaust sein können, sollten sich die Schüler/innen über die Unterschiede zwischen Ereignissen klar werden, indem sie sowohl das Spezielle als auch das Universelle erkennen.

Es gibt heute eine Tendenz, den Begriff "Holocaust" als Kurzformel für alle Arten schrecklicher Ereignisse, Grausamkeiten und menschlicher Tragödien zu verwenden. Diese Tendenz beruht zum Teil auf sprachlich bedingtem Unvermögen, solche Ereignisse angemessen zu beschreiben, zum Teil auf einem Mangel an Information über den Holocaust und auf unzureichendem Verstehen seiner Geschichte. Leider wurde der Begriff „Holocaust“ durch übermäßigen Gebrauch manchmal trivialisiert oder sogar verfälscht, und man läuft durch die unsachgemäße Verwendung dieses Begriffs Gefahr, die Verbrechen der Nationalsozialisten durch falsche Vergleiche zu relativieren.

Die Auseinandersetzung mit dem Holocaust kann dazu führen, dass Jugendliche sinnvolle Vergleiche mit der heutigen Welt anstellen: Verletzungen der Menschenrechte, die unter den Nationalsozialisten stattfanden (insbesondere diejenigen, die in der Zeit vor dem Krieg begangen wurden) können sehr wohl mit heutigen Fällen von Stereotypisierung, Diskriminierung und Verfolgung verglichen werden.

Völkermord jedoch unterscheidet sich eindeutig und grundlegend vom Verlust von Bürgerrechten. Sicherlich gab es andere Fälle von Völkermord, und es ist legitim, beispielsweise zu fragen, welche Ähnlichkeiten und Unterschiede es zwischen dem Holocaust und dem Völkermord in Ruanda gibt. Den Schüler/innen sollte jedoch klar sein, dass nicht alle tragischen Ereignisse einen Völkermord darstellen, und sie sollten darauf achten, keine falschen Vergleiche anzustellen.

Vermeiden Sie oberflächliche Vergleiche und vermitteln Sie nicht den Eindruck, dass wir Entscheidungen darüber, wie wir uns heute verhalten sollen, einfach aus Ereignissen der Vergangenheit ableiten können. Wir leben in komplizierten Zeiten und leisten unseren Schüler/innen einen schlechten Dienst, wenn wir sie glauben machen, dass die Lehren aus der Geschichte so klar und eindeutig sind, dass sie einfache Lösungen für die Gegenwart bieten.

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