„Shoah“-Regisseur Claude Lanzmann verstorben
Der Regisseur des bedeutenden Dokumentarfilms „Shoah“, Claude Lanzmann, ist am 5. Juli 2018 in Paris verstorben. Lanzmann wurde 1925 geboren und engagierte sich schon als Schüler in Zentralfrankreich gegen die deutsche Besatzung. Gemeinsam mit seinen Geschwistern schloss er sich der Resistance an.
Nach 1945 studierte Lanzmann Philosophie in Deutschland und war als Journalist tätig. Sein erster Film „Warum Israel“ („Pourquoi Israël“) kam 1973 in die Kinos. Der Film dokumentiert die pluralistische jüdische Gesellschaft Israels und lässt verschiedene Argumente für einen jüdischen Staat zu Wort kommen.
An seinem Hauptwerk arbeitete Lanzmann mehr als elf Jahre, „Shoah“ erschien 1985. Der Dokumentarfilm zeichnet sich dadurch aus, dass er gänzlich auf Archivaufnahmen verzichtet. Vielmehr kommen die Stimmen der Überlebenden in langsam geführten Interviews zu Wort. So erklärt etwa, der aus Wien stammende Politikwissenschaftler und Begründer der Holocaustforschung, Raul Hilberg, mittels Dokumenten der NS-Bürokratie die Deportationspolitiken der Nationalsozialisten. „Shoah“ besticht durch eine Vielzahl an Drehorten, Lanzmann besuchte Gedenkstätten, aber auch kleine jüdische Gemeinden, wie etwa jene der griechischen Insel Korfu: In dieser Sequenz berichten Korfuer Juden am historischen Schauplatz ihrer Deportation über diese und die Erfahrungen in den KZs Auschwitz, Mauthausen, Dachau und Buchenwald. Lanzmanns Film hat bis heute eine nachhaltige Wirkung auf Dokumentationen über den Holocaust und auf die Produktion von Video-Interviews mit Opfern des Nationalsozialismus.
In seinem letzten Film „Der letzte der Ungerechten“ („Le Dernier des injustes“) interviewt Lanzmann den umstrittenen Benjamin Murmelstein. Der Wiener Rabbiner war der letzte „Judenälteste“ im Ghetto Theresienstadt.
Nachrufe auf Claude Lanzmann
ORF: „Shoah“ als Meisterwerk: - Link
Taz: Mittendrin und außerhalb: - Link
Der Standard: Französische Regielegende Claude Lanzmann gestorben: - Link
Der Spiegel: Claude Lanzmann ist Tot: - Link
Die Zeit: Aufzeichner des Unsagbaren: - Link
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Yad Vashem: Claude Lanzmanns "Shoah" in der Bildungsarbeit: - Link
Die Zeit: Rezension von "Shoah" aus 1986: - Link
Claude Lanzmann "Shoah"- Sammlung im USHMM: - Link
Das Ghetto Theresienstadt: - Link