Ari Rath ist im 92. Lebensjahr in Wien gestorben
Der 1925 in Wien geborene langjährige Chefredakteur der "Jerusalem Post" ist am 13.01.2017 in Wien im Alter von 92 Jahren gestorben.
Der gelernte Historiker Ari Rath musste bereits in Kindheitstagen die Unmenschlichkeit der Intoleranz kennen lernen: Der Sohn galizischer Juden musste 1938 nach dem Einmarsch Hitlers in Österreich mit seinem Bruder fliehen. Damals war er Schüler des Wasa-Gymnasium im 9. Wiener Gemeindebezirk, er wuchs unweit der Schule in der Porzellangasse 50 auf. Raths Vater wurde 1938 ins KZ Dachau deportiert, die Mutter war bereits früh verstorben.
Abenteuerliche Flucht
Nach der Deportation des Vaters entschied sich Rath und sein älterer Bruder zur Flucht. Auf riskante Weise schafften es die Brüder mit einem Kindertransport über Triest nach Haifa. Die Flucht gestaltete sich schwierig, da die Einreise nach Palästina illegal war.
„Zur Zeit des Anschlusses waren rund zehn Prozent der Bevölkerung Wiens jüdisch, obwohl Hitler in Deutschland bereits fünf Jahre an der Macht war. Durch den Anschluss wurden die Juden schlagartig vogelfrei. Als Kind habe ich nicht verstanden, warum andere Gleichaltrige mir zugerufen haben: "Ziag o, du Jud! Schleich di nach Palästina, wo du hingehörst!" Das war für mich eine Beleidigung, denn ich war ja ein Wiener Bub. […] Die fünf Monate nach dem Anschluss, mit all den Enteignungen, waren dennoch viel schlimmer als die fünf Jahre in Deutschland, als Hitler schon an der Macht war. Das Schlimme zu verdrängen ist ein jüdisches Syndrom. Ein Thema, worüber man sich heute noch Gedanken machen sollte: Warum waren die Österreicher so starke Judenhasser?“ Ari Rath im Interview "der Standard".
Neue Heimat Israel
In Palästina war er Gründungsmitglied des Kibbuz Chamadiya in Palästina. Mit seinem Bruder hatte er vereinbart nur mehr Hebräisch zu sprechen. Ari Rath bezeichnete Israel von nun an als seine Heimat und Hebräisch als seine Sprache.
1957 trat Rath in die Redaktion der "Jerusalem Post" ein, deren Leitung er 1975 übernahm, vier Jahre später wurde er auch deren Herausgeber. In dieser Phase - Rath schied 1989 aus - schuf er mit "seiner" Zeitung ein weithin, auch international angesehenes liberales Blatt, welches sich für Versöhnung im Nahen Osten engagierte. Ebenso machte sich der liberal gesinnte Journalist um den Dialog zwischen Israel und Österreich bzw. Deutschland verdient.
Ein renommierter Journalist
Der Journalist Ari Rath war oft Zeuge einschneidender Ereignisse in Politik und Zeitgeschichte, die er in seinem 2012 erschienen sehr persönlichen Buch „Ari heißt Löwe“ aufgeschrieben hat. Er berichtet darin vom „Anschluss“ und der Flucht aus Österreich, vom harten Leben im Kibbuz, von seinen Jahren in den USA im Dienst der zionistischen Jugendbewegung und dem mühsamen Aufbau des Staates Israel. Und er erzählt von „seiner“ Zeitung, der „Jerusalem Post“, bis zum Ende seiner Tätigkeit als Chefredakteur das Sprachrohr eines politisch liberalen Israel, und seinen Begegnungen als Journalist mit Adenauer und Ben-Gurion, Brandt, Schmidt und Sadat. Rath wurde auch zu einem scharfen Kritiker der Politik des Ministerpräsidenten Netanjahus.
Verhältnis zu Österreich
In den letzten Jahren reiste Ari Rath oft durch Österreich, auf zahlreichen Veranstaltungen von _erinnern.at_ stellte er einem begeisterten Publikum sein Buch vor. Rath blieb schließlich immer länger in Österreich und lebte seit 2011 großteiles im Maimonides-Zentrum in Wien. Als seine „Hauptwohnung“ bezeichnete er weiterhin sein Appartement im Zentrum von Jerusalem. Er näherte sich Österreich wieder kritisch an, besonders der Rechtsruck machte ihm Sorgen, 2007 nahm er neben der israelischen Staatsbürgerschaft auch die österreichische wieder an.
Rath als Zeitzeuge
Rath verstand sich als Aufklärer. In seinen Gesprächen mit SchülerInnen warnte er stehst vor Antisemitismus und Rassismus. Er warb für den kritischen Dialog zwischen Österreich und Israel und hatte jahrelang Vorträge bei den Fortbildungsseminaren für österreichische LehrerInnen in Yad Vashem gehalten.
Ari Rat wird vielen SchülerInnen als beeindruckender Zeitzeuge in Erinnerung bleiben, im Rahmen des Zeitzeuginnenprogramms vom BMB und _erinnern.at_ besuchte er zahlreiche Schulen und nahm auch am ZeitzeugInnen-Seminar sowie an der Ausstellung „darüber sprechen“ teil.
Ari Rath wird in seiner Heimat Israel begraben.
Links:
Ari Raths Autobiographie “Ari heißt Löwe. Erinnerungen“, Paul Zsolnay Verlag, Wien, 2012.
Reaktionen auf Raths Tod in „der Standard“
Nachruf in der "Jerusalem Post"
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