Zeitzeuge Paul Grünberg ist im 95 Lebensjahr in Wien verstorben
Der 1923 in Wien geborene Zeitzeuge ist am 8. April 2018 im Alter von 95 Jahren in Wien gestorben. Paul Grünberg überlebte als einziger seiner Familie mehrere Konzentrationslager und war nach seiner Pensionierung als Zeitzeuge aktiv.
Antisemitische Verfolgungspolitik
Paul Grünberg wollte eigentlich Schneider werden, doch der Terror des Nationalsozialisten kam dazwischen. Er konnte seine Lehre nicht abschließen, sein jüdischer Lehrherr flüchtet in die Schweiz. Die antisemitische Verfolgung trifft die Grünbergs schon früh, Paul Grünbergs Vater Oskar wird 1938 nach Dachau deportiert. Er kommt zwischenzeitlich frei, bis er gemeinsam mit seinem Sohn Paul 1939 von der GESTAPO verhaftet wird. Beide kommen zunächst ins Gefängnis, später dann ins Wiener Praterstadion, das als Internierungs- und Deportationslager für jüdische Männer und männliche Jugendliche diente. Hier sieht Paul Grünberg seine Mutter zum letzten Mal, als sie ihn mit warmer Kleidung versorgen will.
Deportation nach Buchenwald
Wenige Tage später folgt die Deportation in das Konzentrationslager Buchenwald, wo sein Vater ermordet wird. Zusammen mit einem Freund meldet sich Paul Grünberg im Herbst 1942 freiwillig zu einem Transport, der ihn in das Konzentrationslager Auschwitz-Monowitz bringt. Die Zwangsarbeit dort für die „IG Farben“ überlebt er unter anderem dank seiner schönen Schrift. Bevor die „Rote Armee“ das Lager befreit, zwingt die SS Paul Grünberg und die anderen KZ-Häftlinge im Jänner 1945 auf einen „Todesmarsch“. Nach fast vier Monaten flieht er, am 5. Mai befreien ihn Soldaten der Sowjetarmee endgültig.
Ein gefragter Zeitzeuge
Nach seiner Rückkehr ist er in einem großen Verlagshaus in Wien tätig. Paul Grünberg war bis zuletzt ein gefragter Zeitzeuge und Interviewpartner für zahlreiche Fernsehsendungen, Forschungs- und Dokumentationsprojekte. Im März wurde die Lernwebsite ueber-leben.at präsentiert mit einem Video-Interview von Paul Grünberg. Paul Grünberg wird vielen SchülerInnen und Gesprächspartnerinnen als empathischer und sensibler Zeitzeuge in Erinnerung bleiben.