Zeitzeugin Daisy Koeb mit 92 Jahren in Israel verstorben

„Der Aufstieg der Rechten in Deutschland und Österreich ist schrecklich. Man weiß noch nicht, was das noch bringen wird.“ Daisy Koeb (1927 - 2019)

Daisy Koeb wurde 1927 als Daisy Elsner in Wien geboren. Nach dem „Anschluss“ konnte sie mit einem Kindertransport nach Schweden fliehen. In Schweden besuchte Koeb die Schule, schloss mit Matura ab und übersiedelte 1946 nach Tel Aviv, wo ihre Eltern lebten. 2007 veröffentlichte sie ein Buch über ihre sieben Jahre in Schweden. Im Juli 2019 ist Daisy Koeb in Rosch LeZion in Israel verstorben.

 

Kindertransport nach Schweden

Nach dem „Anschluss“ erkannten ihre Eltern die drohende Gefahr und bemühten sich um ein Ausreisevisum, eine Flucht ins sichere Ausland. Erst im dritten Anlauf gelang es einen Platz auf einem Kindertransport zu bekommen. „Es war eine Zeit der Angst. Der sehr argen Angst. Es war bedrückend von einem Tag auf den anderen nach dem ‚Anschluss‘“, so beschreibt Daisy Koeb die Anspannung in einem Interview mit Alexandra Föderl-Schmid.

Im schwedischen Exil erfährt sie große Hilfsbereitschaft, sie geht mit Freude zur Schule und bleibt postalisch mit ihrer Familie in Kontakt. Die Eltern bekommen schließlich eine Ausreisegenehmigung nach Palästina. Ihre Großmutter schreibt ihr noch „Stunden vor der Deportation“, wird aber in Treblinka ermordet. Den gesammelten Briefverkehr mit ihrer Familie aus dem Exil veröffentlicht Daisy Koeb 2007 unter dem Titel „Liebste Mama. Die Geschichte einer Familie“. Ihr Buch stellt sie in Lesetouren in Deutschland vor.

 

Neuanfang in Israel

Nach Mai 1945 bemüht sich Koeb um ein Visum für das britische Mandatsgebiet Palästina, ein Jahr später bekommt sie die ersehnte Einreiseerlaubnis, es kommt zum Wiedersehen mit der Mutter; der Vater verstarb 1945.

In Israel heiratet sie den Bruder einer Freundin aus Schweden und wird Lehrerin. Nach ihrer Pensionierung befasst sie sich intensiv mit dem Holocaust und recherchiert die Schicksale ihrer Verwandten: 90 Verwandte wurden während des Holocaust ermordet, ihre Recherchen hat sie Yad Vashem übergeben.

Nach Wien wollte sie nie zurückkehren, erst auf Drängen ihres Mannes besucht sie 1965 Wien. Im hohen Alter verfolgte sie täglich die Geschehnisse in Österreich und zeigte sich in einem Interview mit Alexandra Föderl-Schmid besorgt über den Aufstieg der Rechten in Österreich.

Koebs Überlebensgeschichte wurde im 2019 erschienenen Band „Unfassbare Wunder“ von Alexandra Föderl-Schmid dokumentiert.

Daisy Koeb starb im Juli 2019 in Rosch LeZion in Israel.

 

Links

Daisy Koeb „Liebste Mama. Die Geschichte einer Familie“: - Link

Alexandra Föderl-Schmid „Unfassbare Wunder“: - Link