Leopold Engleitner (107) verstorben
Der Bauernknecht Leopold Engleitner verweigerte den Nationalsozialisten aufgrund seiner religiösen Überzeugung als Zeuge Jehovas die Gefolgschaft und lehnte den Dienst in der Deutschen Wehrmacht ab. Die Nazis steckten ihn deshalb ins KZ:
In Buchenwald war er von Oktober 1939 bis März 1941 interniert. Im März 1941 wurde er ins KZ Niederhagen in Wewelsburg bei Paderborn überstellt. Im April 1943 kam Engleitner ins KZ Ravensbrück, wo er nach jahrelanger KZ-Zwangsarbeit und schwersten Misshandlungen im Juli 1943 mit nur 28 Kilogramm aus dem KZ Ravensbrück entlassen wurde. In der Heimat arbeitete er dann auf einem Bauernhof als Zwangsarbeiter, bis er kurz vor Kriegsende noch den Einberufungsbefehl erhielt. Daraufhin flüchtete er ins Gebirge des Salzkammerguts. Wochenlang wurde er von den Nazis gejagt, konnte aber nicht aufgespürt werden.
Bekannt wurde Leopold Engleitner durch die Veröffentlichung seiner Biografie “Nein statt Ja und Amen” durch Bernhard Rammerstorfer. - link
Das Buch "Ungebrochener Wille" erschien 2011 und enthält fast 60 Jahre lang verschollene Briefe Engleitners aus der Gefangenschaft, Originalprotokolle aus den 1930er-Jahren und KZ-Tatsachenberichte aus den Konzentrationslagern sowie beinahe 100 Jahre zurückliegende traumatische Kindheitserlebnisse. - link
Gemeinsam mit Autor und Film-Produzent Bernhard Rammerstorfer hielt er Vorträge über seine Lebensgeschichte, u.a. im U.S. Holocaust Memorial Museum in Washington DC, im Los Angeles Museum of the Holocaust, im Simon Wiesenthal Center Los Angeles, im Holocaust Memorial Foundation of Illinois sowie an der Stanford, Harvard, Georgetown und Columbia University .
Engleitner war Träger des Goldenen Verdienstzeichens der Republik Österreich, des Silbernen Verdienstzeichens des Landes Oberösterreich sowie des Verdienstkreuzes am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.
Im April 2013 gewann Berhard Rammersdorfer mit seinem neuen Dokumentarfilm über Leopold Engleitner "Leiter in der Löwengrube" den Award für die "Best Documentary Short"
beim "Fallbrook International Film Festival 2013" in Kalifornien, USA. - link
Zur Geschichte der Zeugen Jehovas in der NS-Zeit siehe "Zeugen Jehovas. Die vergessenen Opfer der NS-Zeit? (DÖW, Schriftenreihe des Dokumentationsarchivs des österreichischen
Widerstandes zur Geschichte der NS-Gewaltverbrechen, Bd. 3, Wien 1998): - link