Zeitzeuge Paul Schaffer verstorben
Paul Schaffer ist am 6. August 2020 nach langer Krankheit in Paris verstorben. Er war vor allem in Frankreich ein engagierter und prominenter Zeitzeuge und u.a. durch seine enge Freundschaft mit der Auschwitz-Überlebenden und Politikerin Simone Veil bekannt. Mehrere Generationen von französischen SchülerInnen kannten ihn durch Zeitzeugengespräche und öffentliche Auftritte. SchülerInnen im deutschsprachigen Raum erfuhren ab 2018 durch die Lern-App „Fliehen vor dem Holocaust. Meine Begegnung mit Geflüchteten“ von der Geschichte des aus Wien geflohenen Juden.
„Ich lernte Paul Schaffer 2018 durch die Erstellung der Lern-App kennen, als er bereits von seiner schweren Krankheit gezeichnet war. Mich berührte sein starkes Engagement, Jugendlichen seine Geschichte zu erzählen. Wichtig war ihm, bei Jugendlichen Empathie für die Verfolgten des Nationalsozialismus und Begeisterung für ein gemeinsames Europa zu wecken“, so Moritz Wein von _erinnern.at_.
Eine gescheiterte Flucht
Paul Schaffer, geboren am 27. 11. 1924 in Wien, wuchs in einer jüdischen Familie auf. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten flohen die Eltern mit Paul und seiner Schwester Erika nach Belgien und von dort bei Kriegsbeginn weiter in den von den Deutschen nicht besetzten Teil Frankreichs. Von den französischen Behörden wurden die Mutter und die beiden Kinder am 4.9.1942 deportiert, der kranke Vater blieb zurück. Die beiden Frauen wurden in Auschwitz ermordet, Paul überlebte als Zwangsarbeiter und entkam einem Todesmarsch. Nach seiner Rückkehr nach Frankreich erfuhr er vom Tod seines Vaters. Er blieb in Frankreich, heiratete, bekam eine Tochter und später ein Enkelkind und engagierte sich, zuletzt eingeschränkt durch seine Krankheit, als Zeitzeuge.
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