Alpendistel: „Kein ruhiges Hinterland. Widerstand in den Bergen“

Die dritte Ausgabe der „Alpendistel. Magazin für antifaschistische Gedenkkultur“ aus dem Jahr 2022 widmete sich unter dem Titel „Kein ruhiges Hinterland“ dem Schwerpunktthema Widerstand in den Bergen. Hier finden Sie einen Überblick über die Inhalte des Magazins. In einem der Beiträge schreibt Axel Schacht von ERINNERN:AT über die Widerstandsbewegung „Willy-Fred“ – dieser Artikel steht hier zum Download zur Verfügung.

1947 versuchten tausende jüdische Flüchtlinge aus Osteuropa über den Krimmler Tauernpass via Italien nach Palästina zu gelangen. Mit einer jährlichen Gedenkwanderung, die der damaligen Fluchtroute folgt, setzt sich der Verein APC – Alpine Peace Crossing für das Gedenken an diese lang vergessene Flucht über die österreichischen Alpen ein. Ebenfalls Teil der aktiven Erinnerungs- und Gedenkarbeit des Vereins ist die Herausgabe der „Alpendistel – Magazin für antifaschistische Gedenkkultur“.
In der Ausgabe des Jahres 2022 lag der Fokus auf Antifaschismus in und auf den Bergen: als Aktionsfeld, als Rückzugsraum und als Versteck für Wehrmachtsdeserteure und Gruppen des organisierten Widerstandes gegen den Nationalsozialismus.

 

 „Kein ruhiges Hinterland“ - Ein Blick ins Magazin

Der Schwerpunkt des Magazins wird eingeleitet mit einem Beitrag von Heimo Halbrainer, der er eine Definition und Klärung vornimmt, was Widerstand in Österreich bedeutet(e) und wie die Unterscheidung von politischem und individuellem Widerstand zu verstehen ist. Jakob Gruber und Matthias Schreckeis setzen sich mit der österreichischen Identität und dem Widerstand auseinander und möchten eine Erzählung stärken, die marginalisierte Gruppen und Perspektiven in den Blick nimmt. Andreas Praher und Thomas Neuhold betrachten den Arbeitersport und den Bergsport als Basis des politischen Widerstands in den Alpen und wie dieser mit den politischen Bewegungen und Parteien in Verbindung stand. Unter der Frage „Wer war Willy-Fred?“ unternimmt Axel Schacht einen alpinistischen Rückblick auf eine Widerstandsbewegung im Salzkammergut, die ausgehend von versteckten Deserteuren und entflohenen KZ-Häftlingen eine breite Bewegung gegen den Nationalsozialismus aufbaute. Im Fokus steht dabei die Verankerung in der lokalen Bevölkerung und die Beteiligung von Frauen. Rudi Leo stellt drei Beispiele von Personen und kleinerer Formen des Aufbegehrens aus dem Pinzgau vor; dabei geht es um Menschen, die allein schon, weil sie „anständig“ blieben, Widerstand leisteten. Michael Kasper schwenkt den Blick zur Grenzregion Vorarlberg–Schweiz und der dortigen Opposition gegen das NS-Regime und der ländlich-alpinen Region als Rückzugsgebiet. Ein Spezifikum liegt in dieser Region auch in der Fluchthilfe als konkrete widerständige Praxis. Der Beitrag von Jana Trap und Judith Goetz befasst sich mit der Kärntner Bergwelt und der Fragestellung wie der Widerstand gegen den Nationalsozialismus in eine identitäre nationale Erzählung Einzug fand. Daran anschließend widmet sich Ljiljana Radonić dem Widerstand in Jugoslawien und Titos „Brüderlichkeit und Einigkeit“. Severin Holzknecht schreibt über die Bandbreite des jüdischen Widerstands und geht dabei, ebenfalls nicht auf die Region Österreichs beschränkt, auf einige Beispiele ein. Eleonore Lappin-Eppel verdeutlicht den Widerstand der Jugend anhand des Beispiels der „Wiener Mischlingsliga“. Abschließend bespricht Max Volgger die Darstellung jüdischer Rache im Spielfilm und Antonia Winsauer aus literaturwissenschaftlicher Sicht den Widerstand als Hoffnung in Ilse Aichingers Werk zur Widerstandsgruppe „Weiße Rose“.

 

Das gesamte Heft ist hier online einzusehen und kann ebenfalls als Printversion bestellt werden: Link 

Der Artikel „Wer war Willy-Fred?“ kann hier als PDF heruntergeladen werden.