Das Novemberpogrom im Burgenland
Rund 300 Jahre nach ihren Gründungen wurde die jüdische Gemeinde im Burgenland durch die Nationalsozialisten im Sommer 1938 gewaltsam aufgelöst. In Mattersburg, der ehemals größten jüdischen Gemeinde, wurde auf der Synagoge eine weiße Fahne zum Zeichen dafür, gehisst, dass sich kein Jude und keine Jüdin mehr im Ort aufhielt. Gauleiter Tobias Portschy, der die nationalsozialistische-antisemitische Politik besonders schnell und brutal durchsetzte, erklärte im Oktober 1938 stolz, dass das Burgenland als erster Gau im „Reich“ schon „judenfrei“ sei.
Als am 9. November 1938 im ganzen Deutschen Reich Ausschreitungen gegen Jüdinnen und Juden initiiert wurden, richtete sich der organisierte „Volkszorn“ im Burgenland, nachdem die jüdische Bevölkerung bereits vertrieben wurde, gegen die Einrichtungen der ehemaligen jüdischen Gemeinden. Die Synagogen in Kobersdorf, Rechnitz, Mattersburg und Eisenstadt wurden von örtlichen SA-Männern verwüstet. Zur Brandstiftung kam es nur deshalb nicht, weil sich die Synagogen in der Nähe von Wohngebieten befanden. In Güssing beispielsweise verbrannten Nationalsozialisten am Hauptplatz Möbel und Bücher der örtlichen Synagoge.
In den regionalen nationalsozialistischen Wochenzeitungen gibt es keine Berichte über diese Vorfälle.
1938 begann mit dem Novemberpogrom die systematische Vertreibung, Enteignung und dann Vernichtung der Juden in der Zeit des Nationalsozialismus. Aus diesem Anlass möchten wir Geschichten der Verfolgung aus allen Bundesländern aufzeigen und in Erinnerung halten.
Die Berichte stammen großteils aus unseren Sachbüchern „Nationalsozialismus in den Bundesländern“. Hier finden Sie die Berichte über den Novemberpogrom aus allen Bundesländern: - Link
Buch: "Nationalsozialismus im Burgenland. Opfer. Täter. Gegner." von Dr. Herbert Brettl
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