Reste der barocken Synagoge Frauenkirchen werden in Gedenkpark integriert
Bis 1938 war Frauenkirchen eine bedeutende jüdische Gemeinde. Die Nazis löschten dann das jüdische Leben aus. Nun soll ein Denkmal an die vertriebenen und ermordeten Mitbürger erinnern. Bei Vorarbeiten stieß man auf die Reste der Synagoge.
Mitten im Zentrum in Frauenkirchen (Bezirk Neusiedl am See) unweit der Basilika und der heutigen Fußgängerzone befand sich bis vor 75 Jahren das jüdische Viertel. Auf diesem Areal befanden sich Wohnhäuser, eine Bäckerei, ein Gasthaus und eben die Synagoge.
Bauten wurden geschleift
260 Jahre lang lebten Juden in Frauenkirchen. Mit der Machtübernahme der Nazis nahm diese Tradition ein jähes Ende. An die 350 Menschen wurden 1938 binnen Wochen deportiert. Nach ihrer Vertreibung wurden alle ihre Bauten auf Anweisung der Nazis geschleift.
„Diese Baumaterialien wurden ersteigert, abgetragen und mit Wagen in die verschiedenen Dörfer gebracht und wiederverwendet. Wahrscheinlich wurden sie in Stadeln und Schuppen, aber auch in Häusern eingebaut“, sagt Herbert Brettl von der Initiative „Erinnern Frauenkirchen“.
Vor 75 Jahren wurde die Synagoge abgerissen
Auch die Synagoge wurde im Jänner 1939 - also vor genau 75 Jahren - abgetragen. Hier soll jetzt ein „Garten der Erinnerung“ errichtet werden. Bei den Vorarbeiten dazu ist man nun auf die Grundmauern der ehemaligen Synagoge gestoßen. Möglicherweise sogar auf das Zentrum des Tempels mit der Windrose.
„Die Synagogen müssen ja immer in einer gewissen Richtung ausgerichtet sein, sie müssen Ost-West stehen, so wie das auch Kirchen normalerweise sind. Und diese Windrose dürfte hier ein Symbol darstellen, damit man sieht, in welche Richtung man schauen und wie die Synagoge ausgerichtet ist“, so Kurt Fibig, Archäologe von „Pannarch“.
Windrose der ehemaligen Synagoge Frauenkirchen
Die Reste der Synagoge sollen nun in die geplante Gedenkstätte eingearbeitet werden. Auch eine Kalksäule der ehemaligen Synagoge ist zwischenzeitlich aufgetaucht. Jetzt werden weitere Reste des Gebäudes und der Einrichtung gesucht.
„Wir hoffen, dass im Zuge der Errichtung und der zusätzlichen Informationen, die es jetzt geben wird, aus der Bevölkerung Hinweise kommen, damit wie Dinge in das Denkmal einbauen können, die für uns von historischem Wert sind“, erklärt Franz Wegleitner von der Initiative „Erinnern Frauenkirchen“.
Reste werden untersucht
In den kommenden Monaten sollen die Fundamente der Synagoge archäologisch untersucht werden. Planungen für die Gestaltung des „Gartens der Erinnerung“ gibt es bereit.
ORF-Bericht (Landesstudio Burgenland, 19.1.2014) - link
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