Wiedereröffnung der Synagoge in St. Pölten
Am 18.04. 2024 fand die Wiedereröffnung der Synagoge in St. Pölten statt. Neben zahlreichen PolitikerInnen kam als Eröffnungsrednerin Martha Keil, die wissenschaftliche Leiterin der Ehemaligen Synagoge zu Wort. Interviewt wurden außerdem Oberrabbiner Jaron Engelmayer und der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien Oskar Deutsch. Mit dem Gebet „Mah Tovu“ gesungen von Kantor Paul Heller (Nachkomme der jüdischen Familien Glaser und Heller) wurde der Abend feierlich eingeleitet. Das Intermezzo wurde von der Cellistin Monica Scott (Urenkelin des Architekten der Synagoge Theodor Schreier) mit der Eigenkomposition „17 Generations“ gestaltet. Zum Abschluss erklang ein Stück von Gustav Mahler dargeboten vom Beethoven Frühling Kammerorchester unter der Leitung von Dorothy Khadem-Missagh.
Die Ehemalige Synagoge wurde zwei Jahre lang aufwendig renoviert und zu einem Kulturzentrum umgebaut. 1913 wurde das Gebäude durch die Israelische Kultus Gemeinde erbaut, der größte Teil der Errichtungskosten wurde damals durch private Spenden finanziert. Bei den Novemberpogromen 1938 wurde die Synagoge schwer beschädigt und in den achtziger Jahren erstmalig wieder renoviert.
„Die Wiedereröffnung der Ehemaligen Synagoge ist aus drei Gründen bedeutsam: Ihr materielles Fundament, das Gebäude, wird geschützt und dauerhaft erhalten. Damit wird aber auch die Geschichte ihrer vernichteten jüdischen Gemeinde vor dem Vergessen bewahrt. Und schließlich wird eine Kulturstätte geschaffen, die Menschen, gleich welcher Herkunft und Religion, einlädt, einander auf vielfältige Weise zu begegnen und kennenzulernen“, fasst Martha Keil, wissenschaftliche Leiterin der Ehemaligen Synagoge St. Pölten zusammen.
„Diese Synagoge war das religiöse und kulturelle Zentrum der Juden und Jüdinnen in St. Pölten und dem Umland. Die Nationalsozialisten haben zuerst die Synagoge zerstört und dann die Menschen vertrieben und ermordet. Mit der Nutzung als Kulturzentrum und Ort des Gedenkens wird die St. Pöltner Synagoge zu einem Zeitzeugen“, erklärt Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, die Bestandgeber des Gebäudes ist. „Möge die Erinnerung an die Familien, die hier gebetet haben, ewig währen.“