Kleine Zeitung, 16. 2. 2005: "Gedenken an Todesmarsch ungarischer Juden 1945"

Projekt "Mobiles Erinnern": An 30 steirischen Orten des damaligen Geschehens finden Gedenkveranstaltungen statt.

An das Schicksal tausender ungarisch-jüdischer Menschen, die am Ende des Zweiten Weltkrieges von den Nazis zuerst zum Bau des so genannten "Südostwalls" gezwungen wurden und dann in den Apriltagen 1945 quer durch Ostösterreich in Richtung KZ Mauthausen getrieben wurden, wurde am Mittwoch in einer Grazer Gedenkveranstaltung erinnert. Die Stadt Graz war damals eine Zwischenstation für viele Häftlinge. Auf Initiative des oberösterreichischen Künstlers Christian Gmeiner finden über mehrere Monate hinweg in rund 30 Orten Gedenkveranstaltungen statt.

Todesmärsche. "Das erste Mal habe ich bei einem Aufenthalt in Israel von einem Überlebenden über die Todesmärsche erfahren. Es war für mich, der ich in Österreich aufgewachsen bin und hier studiert habe, erschreckend, dass die meisten meiner Landsleute keine Ahnung von dieser Tragödie haben", erklärte Gmeiner. Dies sei der Grund für sein Engagement, die Erinnerung an die durch Österreich getriebenen jüdischen Zwangsarbeiter und ihr grausames Schicksal aufrecht zu erhalten.

Zeitzeugen. Seit April 2004 führt Gmeiner gemeinsam mit namhaften jüdischen und christlichen Zeitzeugen, ungarischen und österreichischen Zeithistorikern und Politikern Gedenkveranstaltungen an rund 30 Orten des damaligen Todesmarsches durch. Begonnen wurde das Projekt "Mobiles Erinnern" im Vorjahr im Holocaust Museum in Budapest.

Stahlobjekt. Ein zwei Meter hohes Stahlobjekt mit zwei Dreiecken aus gelbem Stoff, die sich zum Davidstern zusammenfügen, bildet an allen Stationen ein sichtbares - wenn auch nur temporäres - Gedenkzeichen. Begleitende Informationsmaterialien sollen der Bevölkerung Ziel und Inhalt der Initiative verdeutlichen.


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Niederösterreich