Volksgruppen ORF Integration, 2.3. 2005: "Ungarische Juden Gedenken an Todesmarsch von 1945"

An das Schicksal tausender ungarisch-jüdischer Menschen, die am Ende des Zweiten Weltkrieges von den Nazis zuerst zum Bau des so genannten "Südostwalls" gezwungen wurden und dann in den Apriltagen 1945 quer durch Ostösterreich in Richtung KZ Mauthausen getrieben wurden, wurde heute in Graz erinnert.

Die Stadt Graz war damals eine Zwischenstation eines Teils der Häftlinge. Auf Initiative des oberösterreichischen Künstlers Christian Gmeiner finden über mehrere Monate hinweg in rund 30 Orten Gedenkveranstaltungen statt.

Künstler Christian Gmeiner Erinnerung aufrecht erhalten

"Das erste Mal habe ich bei einem Aufenthalt in Israel von einem Überlebenden über die Todesmärsche erfahren. Es war für mich, der ich in Österreich aufgewachsen bin und hier studiert habe, erschreckend, dass die meisten meiner Landsleute keine Ahnung von dieser Tragödie haben", erklärte Gmeiner. Dies sei der Grund für sein Engagement, die Erinnerung an die durch Österreich getriebenen jüdischen Zwangsarbeiter und ihr grausames Schicksal aufrecht zu erhalten.

Gedenkveranstaltungen an 30 Orten
Seit April 2004 führt Gmeiner gemeinsam mit namhaften jüdischen und christlichen Zeitzeugen, ungarischen und österreichischen Zeithistorikern und Politikern Gedenkveranstaltungen an rund 30 Orten des damaligen Todesmarsches durch. Begonnen wurde das Projekt "Mobiles Erinnern" im Vorjahr im Holocaust Museum in Budapest.

Ein zwei Meter hohes Stahlobjekt mit zwei Dreiecken aus gelbem Stoff, die sich zum Davidstern zusammenfügen, bildet an allen Stationen ein sichtbares - wenn auch nur temporäres - Gedenkzeichen. Begleitende Informationsmaterialien sollen der Bevölkerung Ziel und Inhalt der Initiative verdeutlichen.

IKG-Präsident Sonnenschein Gräueltaten nie vergessen
"Besonders dankbar, dass an die Todesmärsche erinnert wird" zeigte sich Gerard Sonnenschein, der Präsident der Jüdischen Kultusgemeinde von Steiermark, Kärnten und Südburgenland (IKG) im Rahmen der Gedenkfeier am Grazer Schlossbergplatz. Millionen Menschen seien von den Nationalsozialisten umgebracht worden, weil sie Juden waren. "Was sie zu erleiden hatten, überschreitet jegliche Vorstellungskraft", so Sonnenschein, der einen Wunsch festhielt: "Wir alle müssen daran arbeiten, dass diese Gräueltaten nie vergessen werden. Das kann uns davor schützen, dass so etwas wieder passieren kann", so der IKG-Präsident.



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