Der unentdeckte Antisemitismus. Die „Judensau“ im Kremser Fellnerhof.
Auf einem Rundgang durch Krems entdeckte MRin Mag.a Martina Maschke, Obfrau von _erinnern.at_, zufällig die antisemitischen Stuckaturen im barocken Prachtbau Fellnerhof. Im historischen Fellnerhof, in dem eine Volkshochschule untergebrach ist, war der antisemitische Charakter der Stuckaturen nicht bekannt. Maschke informierte den Kremser Historiker Dr. Robert Streibel.
Streibels Recherchen bestätigen diesen Eindruck: Die Fabelwesen und Stuckaturen im prachtvollen Kremser Bau haben einen antisemitischen Charakter. Bei genauer Betrachtung sind „jüdische Fratzen“ zu erkennen und auch ein Tier, das als „Judensau“ identifiziert werden kann. Im Hochmittelalter entstand das antijüdische Bildmotiv der Judensau. Das Österreichische Jüdischen Museums in Eisenstadt erläutert die Geschichte hinter dem antisemitischen Sujet: „Im Mittelalter galt die Sau als Symbol für Ausschweifung und Schlemmerei, sie repräsentierte also Sünder, die in jeder Hinsicht ausschweifend lebten. Bereits der Fuldaer Abt und Mainzer Erzbischof Rabanus Maurus (780 – 856) stellt die Verbindung zwischen der Sau und den Juden her. Dadurch sollten die Juden als unrein und als Sünder abqualifiziert werden“. Noch immer finden sich einige „Judensau“-Darstellungen in mittelalterlichen oder barocken Kirchen in Österreich und Deutschland.
„Seit Jahrhunderten leben wir mit diesen Fabelfiguren, und nirgends findet sich ein Hinweis. Wenige Jahre nach dem Bau des Palastes wurden die Juden im Pogrom 1670 aus der Stadt verbannt“, so Historiker Streibel zur NÖN. Streibel hat der Stadt Krems ein Konzept zur Kontextualisierung vorgelegt, der Ort böte eine gute Möglichkeit um an die mittelalterlichen Pogrome zu erinnern.
Christian Gmeiner und Gregor Kremser, beide betreuen das _erinnern.at_-Netzwerk in Niederösterreich, planen einen ausgeschilderten Gedenkweg zur jüdischen Geschichte von Krems.
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Niederösterreichische Nachrichten: „Entdeckung: „Judensau“ im Stuck des Fellnerhofes“
Österreichisches Jüdische Museums: „Judensau“
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